Der Bahnhofsumbau liegt voll im Zeitplan - und im Budget. Zwei Drittel des neuen Fahrbahndeckels sind bereits fertig. Jetzt ist Halbzeit.

Lüneburg. Es ist Halbzeit beim Bahnhofsumbau. Die Fortschritte sind deutlich erkennbar: Das alte Postgebäude und die dazugehörige Brücke wurden abgerissen, ein Teil der neuen Brücke über die Dahlenburger Landstraße steht bereits. Die neue Fußgängertreppe zum Gleis eröffneten Oberbürgermeister Ulrich Mädge (SPD), Lüneburgs Straßenbauer Christoph Ritter und Landrat Manfred Nahrstedt (SPD) gestern.

"Die neue Treppe hat zwei Vorteile: Zum einen sind die Fußgänger gleich am Gleis, zum anderen sind sie weniger gefährdet, weil sie nicht über die Straße und zwischen den Bussen laufen müssen", sagt Oberbürgermeister Ulrich Mädge. Von der Kreuzung Bahnhofstraße/Dahlenburger Landstraße wurde die Fußgängertreppe an die Dahlenburger Landstraße verlegt. Der Aufgang liegt nun zwischen der Eisenbahnbrücke und der neuen Brücke.

Doch das Zentrum der Neugestaltung ist die Erweiterung des Busbahnhofs. "Wir haben steigende Fahrgastzahlen. Darum müssen wir auch mehr Angebote schaffen", sagt der städtische Fachbereichsleiter Dr. Karl-Heinz Rehbein. Sechs neue Bushalteplätze sollen am Busbahnhof entstehen. "Die alten Plätze auf der Mittelinsel eignen sich nur für Busse bis elf Meter. An den neuen Plätzen sollen auch Gelenkbusse halten können", so Rehbein. Außerdem soll dadurch der Verkehr Am Sande reduziert werden.

Dafür wurde das alte Postgebäude und die dazugehörige Brücke abgerissen. Jetzt wird eine breitere Brücke über die Dahlenburger Landstraße gebaut, die die Busstellplätze beherbergen wird. "Die alte Postbrücke musste abgerissen werden, da sie den neuen Anforderungen nicht genügt hätte", sagt Oberbürgermeister Ulrich Mädge. Karl-Heinz Rehbein bekräftigt: "Die Brücke hätte der neuen Belastung nicht standgehalten und auch die Abmessungen haben nicht gepasst."

Die neue Brücke wird um einiges breiter als ihre Vorgängerin. Die Grundmauern werden jedoch für die neue Brücke verwendet. "Der Brückenteil stadtauswärts ist bereits fertig. Dort haben wir die Gründung wieder verwendet", sagt der städtische Tiefbauchef Rehbein. Jetzt laufen die Arbeiten für den zweiten Teil.

Beim alten Postgebäude werden noch die letzten Abbrucharbeiten abgeschlossen, gegenüber sind die Arbeiter mit den sogenannten Tiefgründungsarbeiten beschäftigt. "Die Brücke wird auf Pfählen stehen, dafür wird der Boden vorbereitet", sagt Karl-Heinz Rehbein. Ein Drittel des neuen Fahrbahndeckels fehle noch. Der wird dann auf den Pfeilern gegen den bestehenden Teil betoniert. Äußerlich soll sich die Brücke mit roten Klinkern und einzelnen Betonelementen in ihr Umfeld einfügen.

Bisher liegen die Arbeiten im Zeitplan und im Budget. Große Überraschungen gab es laut Karl-Heinz Rehbein nicht. "Das einzige Missgeschick war der durch uns verursachte Stromausfall im Frühjahr", sagt er. Die Baufirma habe schlicht nicht aufgepasst und ein Kabel durchtrennt. Malte Riechey, Fraktionsvorsitzender der Linken im Stadtrat sieht das Projekt kritisch.

"Natürlich sind wir für den Ausbau des ÖPNV. Doch das muss auch unter sozialen Aspekten geschehen", so Riechey. Ihm sei es wichtig, dass eine für Sozialhilfeempfänger erschwingliche Monatskarte für den Stadtbusverkehr eingeführt werde. Im Rat sei er damit jedoch bisher gescheitert.

Um das Problem der wild geparkten Fahrräder auf dem Bahnhofsvorplatz zu entzerren, sollen im nächsten Jahr die Bauarbeiten für ein Fahrradparkhaus beginnen. Zurzeit steht dort noch die Halle des Eisenbahnersportvereins (ESV). "Im nächsten Jahr beginnen wir mit den Arbeiten. Das fertige Parkhaus soll dann 800 Fahrräder fassen", sagt Tiefbauer Rehbein.

Über ein Auto-Parkhaus auf dem Gelände der ehemaligen Bahnmeisterei verhandelt die Stadt noch mit der Deutschen Bahn. "Die Preisvorstellungen gehen noch zu sehr auseinander", sagt Oberbürgermeister Mädge.

Wenn der Bahnhofsumbau abgeschlossen ist, hat Oberbürgermeister Ulrich Mädge noch einen Wunsch: Er will eine Kindertagesstätte mit Krippe in Bahnhofsnähe bauen lassen. Landrat Manfred Nahrstedt will das vorerst nicht fest zusagen: "Viele Bürgermeister aus anderen Orten haben Angst, dass ihre Krippen mit so einem Angebot leer bleiben."

Acht Millionen Euro investieren die Stadt, der Landkreis und das Land Niedersachsen in die Bahnhofserweiterung. Dabei sind die letzten Arbeiten am Bahnhof noch gar nicht so lange her: 2004 flossen 32 Millionen Euro in die Neugestaltung des Bahnhofs. Die jetzigen Bauarbeiten sollen zu den Hansetagen 2012 abgeschlossen sein. Bereits Ende des Jahres soll der Verkehr in der Dahlenburger Landstraße wieder normal fließen. Die Restarbeiten werden sich auf der neuen Brücke abspielen.