Zum Ende des Jahres läuft das Projekt Sichere Schule aus. Die Koordinatoren suchen jetzt finanzielle Unterstützer.

Lüneburg. Immer weniger Prügelunfälle meldet der Spitzenverband Deutscher Gesetzlicher Unfallversicherungen (DGUV). 1995 waren es noch 112 345 Fälle, 2010 nur noch 73 426. Um diese und andere Formen der Gewalt in der Schule noch weiter zu minimieren, engagieren sich verschiedene Vereine und Institutionen für Gewaltprävention an Lüneburger Schulen. Eins davon, das Projekt Sichere Schule, läuft zum Jahresende aus. Die Koordinatoren suchen jetzt Unterstützer.

"Das die Zahl der Raufunfälle zurückgeht, hat mit der guten Präventionsarbeit der vergangenen Jahre zu tun", sagt Thomas Flocken vom Projekt Sichere Schule, "trotzdem müssen wir natürlich weiter daran arbeiten." Er schult hauptsächlich Lehrer. "Mit Regeln, Konsequenz und Empathie wird die Schule zum Lebensort", sagt seine Kollegin Julia von Thoen.

Auch Frank Beckmann von der Mediationsstelle Brückenschlag bietet Fortbildungen für Lehrer an. "Zunächst ist es wichtig, ein Konfliktmanagement zu etablieren", sagt der Sozialpädagoge. Konflikte seien an einer Schule unausweichlich. Schulmediationen oder Konfliktlotsen könnten aus seiner Sicht helfen. Wichtig sei es auch, die Sozialkompetenz zu fördern. "Oft sind soziale Kompetenzen grundsätzlich vorhanden, werden jedoch in bestimmten Gruppen nicht eingesetzt", so Beckmann. Für Lehrer sei es außerdem sehr wichtig, klare Regeln aufzustellen. "Das Kollegium muss sich auf einen Regel-Konsequenz-Katalog einigen, damit Schüler bei jedem Lehrer die gleiche Strafe erwarten können", sagt er. Das gebe den Schülern Sicherheit und den Lehrern Autorität.

Das Projekt Sichere Schule bringt den Lehrern Gewaltpräventionsmaßnahmen in Arbeitskreissitzungen oder Seminaren näher. Themen wie Mobbing, Deeskalationsstrategien oder Selbstverletzung werden von einem Experten aus der Region vorgestellt. "Gleicher Wissensstand ist ein Erfolgskriterium für die Vernetzung", sagt Julia von Thoen. Bisher habe das Projekt alle Schulen in Stadt und Landkreis erreicht. 110 Pädagogen seien zu den kostenlosen Angeboten gekommen. "Viele Schulen schicken je nach Thema einen Delegierten", sagt von Thoen.

Ins Leben gerufen wurde das Projekt Sichere Schule vom Kriminalpräventionsrat von Stadt und Landkreis Lüneburg. 2010 begann die Projektarbeit mit dem Ziel, die Sicherheit an Lüneburger Schulen zu optimieren. Dazu setzt das Projektteam besonders auf den Netzwerkgedanken. So werden Polizei, Jugendamt oder Jugendpsychiatrie mit in das Projekt einbezogen. "Der therapeutische Leiter der Jugendpsychiatrie hat zum Beispiel über das Thema Selbstverletzung gesprochen", sagt Thomas Flocken.

"Die Schulen haben ein Budget für Fortbildungen, das sie auch im Bereich Gewaltprävention verwenden sollen", sagt der Beauftragte für Gewaltprävention der Landesschulbehörde Lüneburg, Jens Carstens. Durch einen Erlass seien die Schulen außerdem verpflichtet, sich einmal im Jahr mit dem Thema Gewaltprävention auseinanderzusetzen. "Wie das geschieht, ob in einer Projektwoche oder in einem pädagogischen Gespräch unter den Lehrern, ist den Schulen überlassen", so Carstens. Auch er geht zu den Arbeitskreissitzungen. Die Räume werden im Behördenzentrum gestellt. "Man trifft viele andere Ansprechpartner, es ist ein gutes Netzwerk", sagt er.

Ende des Jahres läuft das Projekt jedoch aus. "Wegen unserer Förderrichtlinie können wir Projekte leider nur maximal zwei Jahre fördern", sagt Susanne Wolters, stellvertretende Geschäftsführerin des Landespräventionsrats Niedersachsen. Man wolle einen Impuls in der Kommune schaffen. "Danach soll die Stadt oder die Gemeinde das Projekt nach Möglichkeit selbst aufgreifen und fortführen", sagt Susanne Wolters.

"Die Vertreter haben das Projekt im Schulausschuss angesprochen", sagt Stadtsprecher Daniel Steinmeier, "es wird in den Haushaltsverhandlungen in den Fraktionen vorgebracht."

14 000 Euro kostet das Projekt Sichere Schule pro Jahr. Bis auf 20 Prozent zahlte das bisher der Landespräventionsrat. Jetzt suchen die Koordinatoren nach Spendern. "Gute Gewaltprävention verstärkt nicht nur die Sicherheit an den Schulen. Darum müsste auch die lokale Wirtschaft Interesse daran haben", sagt Julia von Thoen.