Dem EHEC-Erreger zum Trotz haben Steakhäuser und Salatbars weiter Konjunktur. Suche nach der Ursache

Lüneburg/Stade/Harburg. Immer mehr Menschen erkranken an dem EHEC-Bakterium, doch die Konsumenten ändern ihr Verhalten deswegen kaum. Steakhäuser wie Salattheken im Hamburger Süden melden mit einigen Ausnahmen nach wie vor Kundschaft mit Appetit. Das Flugverbot wegen der Aschewolke des isländischen Vulkans Grimsvötn beeinträchtigte unterdessen gestern am Vormittag auch die Rettungshubschrauber über Harburg und im Kreis Stade.

Die Zahl der EHEC-Verdachtsfälle ist im Kreis Lüneburg mittlerweile auf 43 gestiegen. Bei sieben Patienten konnte der Erreger inzwischen nachgewiesen werden. Die Landkreise arbeiten eng mit dem Niedersächsischen Landesgesundheitsamt zusammen, um die Quelle für die EHEC-Erkrankungen ausfindig zu machen. So werden alle bekannten Patienten, soweit möglich, nach konsumierten Nahrungsmitteln gefragt. Auf dieser Grundlage werden Lebensmittelproben gezogen und Kontrollen durchgeführt.

Experten raten unter anderem davon ab, Rindfleisch, das nicht durchgebraten ist, zu verzehren und betonen, wie wichtig es ist, Salat und Gemüse zu waschen oder zu kochen. Einige Kunden bestellen jetzt auch lieber "durch" als "englisch". Doch grundsätzlich vom Fleischgenuss abschrecken lässt sich niemand, sagte Kellnerin Manuela Wetzling. An ihrem Arbeitsplatz, dem Harburger Restaurant Steak Hammer, herrschte gestern Hochbetieb. Gleiches gilt für Restaurants in Stade und Buxtehude. Farid Nobakhi, Inhaber des Restaurants "Amadeus" in Buxtehude sagt: "Das Vertrauen der Gäste in die Sorgfalt der Zubereitung aller Speisen sehe ich als Grund, dass man die Angst vor EHEC bei unseren Gästen nicht spürt. Viele essen öfter hier und fühlen sich sicher. Allerdings haben wir rohes Fleisch, etwa Tatar, nicht im Angebot."

"Wir verfolgen diese EHEC-Entwicklung sehr aufmerksam, merken bisher jedoch keinen Unterschied bei den Bestellungen unserer Gäste", sagt Pavlos Maheridis, Chef des griechischen Restaurants "Dionysos" in Stade. Verhaltener reagiert die Kundschaft im Lüneburger Steakhouse "Texas". Maria Kosec: "Die Gäste sind seit einigen Tagen auffällig zurückhaltend und bleiben aus." Eine Reaktion auf EHEC, so vermutet die Restaurantchefin.

"Wie immer" seien die Bestellungen im Stader Steakrestaurant "Beef & Lunch", so Mitarbeiterin Konstanze Sprich. "Unsere Gäste essen nach wie vor auch von allen Salaten." Das bestätigt Enriko Dibbern, stellvertretender Marktleiter von "Warnckes Edeka-Frischecenter" in Neu Wulmstorf: "An unserer Salatbar werden die benötigten Mengen immer ganz frisch zubereitet und nachgefüllt. Das sehen unsere Kunden und das ist sicher der Grund, warum es keine Veränderungen bei den verkauften Mengen gibt." Lediglich bei abgepackter Salatware gebe es momentan einen leichten Rückgang im Verkauf, so Dibbern.

Auf dem Lüneburger Wochenmarkt zeigten sich die Kunden gestern vielfach unbeeindruckt von den Nachrichten über den Erreger. "Ich kaufe Produkte des Siegels Naturland", sagte Karen Gehrke der Rundschau. "Da weiß ich, was ich habe." Ursel Jantzen kaufte bei demselben Stand. Die Seniorin glaubt ohnehin nicht, dass EHEC aus dem Gemüse kommt. Auch der Verkäufer von nebenan, Hans-Joachim Alvermann, hatte gestern "noch keine Panik" bei den Verbrauchern registriert. "Dafür ist es noch zu früh. Mal sehen, wie es Sonnabend wird." Er selbst wundert sich, wie der Erreger an den Menschen gekommen sein soll. "Das ist merkwürdig", sagte er, der Ablauf von Düngung und Ernte sei schließlich jedes Jahr derselbe. "Eigentlich hätte das auf diese Weise auch schon voriges Jahr oder früher passieren können, und Bakterien brauchen ja auch einen Nährboden und eine bestimmte Temperatur."

Diskutiert wurde gestern auch, in wieweit das zeitweilige Flugverbot durch die Aschewolke des isländischen Vulkans Grimsvötn zur Problemen beim Krankentransport von akut am Erreger Erkrankten führen könnte. Von 9 bis 11 Uhr waren die Retter in Hamburg und im Kreis Stade gezwungen, am Boden zu bleiben. "Die Asche enthält feine Glaspartikel, die sich an den Triebwerkschaufeln absetzen können. Deshalb fliegen wir nicht", sagte Thomas Rüder, Pilot des Hamburger ADAC-Rettungshubschraubers Christoph Hansa. Auch die ADAC-Hubschrauber Christoph 26 in Sande und Christoph 6 in Bremen sowie der Hamburger Christoph 29 des Bundesinnenministeriums blieben laut Alka Celic, Sprecherin der ADAC-Luftrettung, gestern Vormittag am Boden.

In Uelzen erwartete der Pilot des Rettungsfliegers Christoph 19 ein Flugverbot für den Nachmittag, doch der Deutsche Wetterdienst gab Entwarnung. "Im Landkreis Uelzen liegt die Konzentration mit Aschepartikel deutlich unter der kritischen Menge. Deshalb wird der Luftraum über Uelzen nicht gesperrt", versicherter Andreas Beck vom Luftfahrtberatungszentrum Hamburg.

Doch auch wenn die Hubschrauber ausfallen besteht keine größere Gefahr für Patienten. Uwe Meier, beim Landkreis Harburg für den Brand- und Katastrophenschutz zuständig, versichert: "Wenn das Transportmittel Hubschrauber ausfällt, wird das durch mehr Fahrzeuge am Boden ausgeglichen." Die akuten EHEC-Fälle werden nach Aussage der Kollegen im Kreis Stade ohnehin mit Rettungswagen in Spezialkliniken gebracht.