Tierschützer kritisieren fehlende Tränken für Tiertransporte. Autobahnpolizei kontrolliert regelmäßig die Fahrzeuge

Lüneburg. Vier Wochen war die Ausstellung "Veterinär gesucht" zu Gast in der Leuphana Universität. Initiiert hat sie der Verein Animals' Angels, der sich für die Verbesserung und langfristig für die Abschaffung von Tiertransporten in Deutschland einsetzt. Auch im Landkreis Lüneburg gibt es keine Idealbedingungen für den Tierschutz bei Nutztiertransporten. Polizei und Veterinäramt wollen durch regelmäßige Kontrollen Verstöße reduzieren.

"Wir sind bei den Tieren" heißt das Motto des Vereins Animals' Angels. 1998 hat ihn die Mutter der Lüneburgerin Catriona Blanke gegründet. Inzwischen hat er 3400 Fördermitglieder und 16 angestellte Mitarbeiter. "Wir begleiten Tiertransporte, bekämpfen Tierquälerei und informieren", fasst Catriona Blanke zusammen. Das erklärte Ziel ist die Abschaffung von Tiertransporten. "Wir wissen, dass es ein langer Weg dorthin ist, darum wollen wir zuerst die Situation der Tiere verbessern", sagt die 26-Jährige. Zurzeit kämpft der Verein mit Lüneburger Untergruppe dafür, die Tiertransporte gesetzlich auf eine Höchstdauer von acht Stunden zu verkürzen.

Die meisten Tiere müssen laut der EU-Verordnung über den Schutz von Tieren beim Transport nach 14 Stunden eine einstündige Ruhepause erhalten. In dieser Pause sollen sie getränkt und gefüttert werden. Nach weiteren 14 Stunden sieht die Richtlinie vor, dass die Tiere für 24 Stunden abgeladen werden. "Vorrichtungen für das Tränken oder Abladen gibt es bei uns nicht", sagt Katrin Peters, Sprecherin des Landkreises Lüneburg, "Entlang der Autobahn haben wir auch keine entsprechenden Parkplätze."

Das ist laut Catriona Blanke nicht nur in Deutschland so. "Stellen, an denen man die Tiere tränken kann, gibt es auch im europäischen Ausland kaum ", sagt sie. Abladeplätze seien sehr rar. Besonders selten seien sogenannte Milchtauscher. Dort können Jungtiere mit Milch versorgt werden. Eigentlich müssten sie alle neun Stunden getränkt werden - ohne Milchtauscher selbst für den engagiertesten Fahrer unmöglich.

"Unsere Veterinäre stehen der Polizei bei Kontrollen zur Seite", sagt Katrin Peters, "wenn wir Verstöße feststellen, werden die Tiere zum nächstmöglichen Schlachthof gebracht und dort geschlachtet." Zuletzt ist das Anfang April im Landkreis Winsen vorgekommen. Die Polizei hat einen Transporter angehalten, in dem Rinder auf zwei Stockwerken geladen waren. Vier der Tiere stießen mit dem Rücken gegen die Decke. "Für die Tiere besteht in diesem Fall ein hohes Verletzungsrisiko", sagt Tierschützerin Catriona Blanke. Trotz gesetzlich vorgeschriebener Mindesthöhen und Kontrollen komme es immer wieder zu solchen Fällen. "Die Nichteinhaltung der Deckenhöhe muss nicht immer vorsätzlich sein", sagt Ulrich Eberhardt von der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz (TVT). "Die Brücken sind in Deutschland teilweise nicht hoch genug", sagt Eberhardt. Folglich müssten die Fahrer das Dach des Transporters runterfahren, die Tiere können mit dem Rücken dagegen stoßen.

Lange Transporte, zu wenig Futter und Wasser oder enorme Hitze können die Tiere stressen. "Wenn sich ein solcher Transport auf die körperliche Verfassung des Tieres auswirkt, kann die Fleischqualität darunter leiden", sagt Wolfgang Lutz, Tierarzt beim Deutschen Fleischer-Verband. Besonders bei Rindern werde das Stresshormon Adrenalin ausgeschüttet, dadurch sinke der Blutzuckerspiegel extrem. "Das wirkt sich negativ auf die Fleischreifung aus", sagt Lutz, "letztlich wird das Fleisch zäh."

Um Transporte nach Vorschrift durchzusetzen, hat die Autobahnpolizei in der Region etwa 40 spezialisierte Einsatzkräfte. "Wir kontrollieren die Transporte meistens im Rahmen von Großkontrollen", sagt Peter Schilling, verantwortlich für den Bereich Tiertransporte. Er glaubt, dass die Kontrollen nachhaltigen Erfolg haben. "Wir setzen die Genehmigungsbehörden bei Verstößen in Kenntnis", sagt er, "die kann eine Genehmigung zum Transport von Tieren auch ganz schnell entziehen." Der Druck führe zu einer besseren Einhaltung der Vorschriften.

Aber warum werden die Tiere lebend transportiert, statt sie so nah wie möglich beim Erzeuger zu schlachten und dann tiefgekühlt zu transportieren? "Weil es Großschlachthöfe gibt, die mit geringen Preisen locken", sagt Catriona Blanke. Sebastian Schwarz vom Verband der Fleischwirtschaft widerspricht: "Aus meiner Sicht ist das absolut unökonomisch. Die Schlachtbetriebe, die ich kenne, haben ein kleines Einzugsgebiet." Bei Zuchttiertransporten teilt er die Auffassung der Tierschützer: "Das ist das Prinzip von Angebot und Nachfrage. Irland hat gerade günstige Kälber, die werden nach Spanien zur Mast gebracht, weil es sich rechnet." Das betrifft auch Biofleisch. Anbauverbände wie Bioland haben zwar festgelegt, dass Bio-Tiere nicht weiter als 200 Kilometer zum Schlachthof transportiert werden dürfen, für Zuchttiere sind die Bestimmungen aber vage formuliert. "Jedes Tier hat mindestens einmal im Leben so eine anstrengende Fahrt hinter sich gebracht", glaubt Catriona Blanke.