Kanäle spielen eine größere Rolle. Frachtaufkommen in der Binnenschifffahrt auf dem Fluss sinkt

Scharnebeck. Zur Vorbereitung der "Reform der Wasser und Schifffahrtsverwaltung" hat das Bundesverkehrsministerium erstmals alle wichtigen Flüsse und Kanäle in Deutschland klassifiziert. Danach gehört die Elbe von Lauenburg aufwärts bis zur tschechischen Grenze nur zum Nebennetz der Bundeswasserstraßen.

Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) will nur noch stark befahrene Kanäle und Flüsse für den Schiffstransport ausbauen. Vor hundert Jahren noch war die Elbe der verkehrsreichste Fluss in Deutschland. 1989 zu DDR-Zeiten wurden 9,5 Millionen Tonnen über die Elbe befördert, nach der Widervereinigung ein Frachtaufkommen von zwölf Millionen Tonnen prognostiziert. Mittlerweile beträgt das Frachtaufkommen weniger als zehn Millionen Tonnen im Jahr. Deshalb will der Bund keinen weiteren Ausbau der Elbe oberhalb von Lauenburg.

Skeptisch äußert sich Binnenschiffer Manfred Maiwald. Der Fluss sei für die Schifffahrt unzuverlässig, "weil er nur bedingt zu befahren ist bei Mittel- und Hochwasser. Doch der Güterverkehr muss ganzjährig möglich sein", sagt Maiwald, der seit 57 Jahren den Beruf ausübt. Gerade jetzt drohe wieder Stillstand auf der östlichen Elbe, weil sie Niedrigwasser führe, so Maiwald.

Dennoch glaubt er, dass die Elbe zwischen der tschechischen Grenze und Lauenburg für die Schifffahrt interessant sei. Anders, als es die Zahlen über den Schiffsverkehr ausweisen. Am Nebenfluss Saale, über dessen umstrittenen Ausbau diskutiert wird, gebe es etwa Unternehmen, die ihre Güter wie Kalium, Salz und Zement gerne auf dem Wasserweg transportieren lassen würden. "Die Voraussetzung für mehr Binnenschiffe auf der Elbe wäre allerdings, den Fluss zwischen Bad Schandau in Sachsen und Lauenburg in Schleswig-Holstein dauerhaft schiffbar zu machen." Dafür würden Staustufen wie die in Geesthacht benötigt, so Maiwald. Das Ausbaggern des Flussbettes hält er nicht für sinnvoll.

Der Verkehr auf den Flüssen werde erst dann deutlich zunehmen, wenn der Wasserstand durch Staustufen reguliert würde. "Alle 20 Kilometer müsste in der Elbe eine Staustufe errichtet werden, alleine 15 wären es somit auf der rund 300 Kilometer langen Strecke zwischen Lauenburg und Magdeburg", sagt Maiwald.

Dass der Bau viele Milliarden Euro verschlingen würde, sei ihm klar, so der Binnenschiffer. "Auch wenn ich mir nicht vorstellen kann, dass die Elbe eines Tages ausgebaut wird, weil das Geld dafür fehlt, so darf die Idee dennoch nicht aus den Augen verloren werden. Weil Deutschland der Verkehrsinfarkt droht." Die Kapazitäten für den Gütertransport sind bei der Bahn ohne neue Schienen ausgeschöpft und auf den Autobahnen ist es jetzt schon voll.

"Daher darf der Fluss zwischen Tschechien und Lauenburg als Verkehrsträger nicht vernachlässigt werden, weil er eines Tages für den Gütertransport vielleicht doch gebraucht wird." Die Priorität bei der Mittelvergabe für den Ausbau der Binnenschifffahrt setzt Maiwald allerdings auf ein anderes Vorhaben. "Am Schiffshebewerk in Scharnebeck muss unbedingt eine zusätzliche Schleuse gebaut werden, um die reibungslose Abfertigung der Schiffe zu gewährleisten", sagt er. Denn das Hebewerk sei ein kostspieliges Nadelöhr. "Allein in den vergangenen fünf Tagen warteten 77 Schiffe darauf, durchgeschleust zu werden." Jeder Tag Wartezeit bedeutet für die Schiffer ein Verdienstausfall von 2000 Euro, so Maiwald.

Um den Ausbau des Hebewerks steht es nicht schlecht. Denn in das Hauptnetz der Wasserstraßen mit mehr als fünf Millionen Tonnen Güteraufkommen jährlich, zu dem auch der Elbe-Seiten-Kanal zählt, soll investiert werden. Auf Nachfrage der Lüneburger Rundschau bestätigt Marion Hoppen, Sprecherin des Verkehrsministeriums, das derzeit überprüft werde, ob der Bau einer Schleuse machbar sei: "Die technischen Prüfung durch das Wasser- und Schifffahrtsamt Mitte in Hannover dazu laufen. Ein Planfeststellungsverfahren ist jedoch nicht eingeleitet. Das Projekt ist nicht gestorben."

Nachbesserungsbedarf beim Bundesverkehrsministerium hat Peter Plewa, Vorsitzender des Vereins zur Förderung des Elbstromgebiets mit Sitz in der Handelkammer Hamburg angefordert: "Wesentlich ist eine stabile und durchgängige Fahrrinnentiefe in Mittel- und Oberelbe. Das vom Bundesverkehrsministerium zugesagte Ziel, eine Fahrrinnentiefe von mindestens 1,60 Metern zwischen Hamburg und Dresden an mindestens 345 Tagen im Jahr herzustellen, wird hoffentlich in naher Zukunft erreicht."

Für die Elbe garantiert Pressesprecherin Hoppen die Beibehaltung des Status Quo der Elbe: "Ihre Unterhaltung geht zu 100 Prozent weiter." Hoppen berichtet, dass Verkehrs- und Umweltministerium in Absprache mit Ländern und Verbänden ein Gesamtkonzept Elbe planen. "Darin geht es um die Möglichkeit, den Schiffsverkehr auf der Elbe zu verbessern und in den Naturraum Elbe optimal zu integrieren." Das könnte eine frohe Botschaft für den wachsenden Tourismus an der Elbe und die an Bedeutung gewinnende Ausflugs- und Kreuzschifffahrt sein.

Teil der neuen Ministeriums-Strategie ist ebenfalls eine Verschlankung der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung. Sie gilt mit gut 13 300 Beschäftigten als stark überbesetzt. Dies hatte der Bundesrechnungshof bereits mehrfach bemängelt. In den kommenden zehn Jahren sollten 2800 Arbeitsplätze bei der Behörde wegfallen und Dienststellen geschlossen werden.

Schon denkt das Ministerium über eine mögliche Fusion der drei Schifffahrtsämter Lauenburg, Dresden und Magdeburg nach. "Bei der Reform soll es keine betriebsbedingten Kündigungen geben", sagt Marion Hoppe. Noch ist nicht bekannt, wie die Umwandlung vollzogen wird und ob vielleicht zwei Außenstellen erhalten bleiben.