Krankenhaus Scharnebeck geht gestärkt aus der Insolvenz hervor. Einrichtung genießt überregional einen guten Ruf

Scharnebeck. Schwere Zeiten haben die Mitarbeiter des Krankenhauses Scharnebeck hinter sich. 2009 meldete das Haus Insolvenz an; jetzt scheint die Rettung zum Greifen nah. Allein ein Mitvertrag zwischen dem Grundeigentümer Heinrich Krumstroh und dem künftigen Klinikbetreiber muss noch geschlossen werden. Das soll bis zum 15. März geschehen sein.

Selbst in den Monaten des Zitterns und Bangens hat das Haus an der Scharnebecker Hauptstraße nichts von seinem guten Ruf eingebüßt. "Weil es nicht durch fachliche oder pflegerische Leistung in Schieflage geraten ist", sagt Chirurg und Belegarzt Martin Diedrich. Der ehemalige ärztliche Leiter des Hauses ist Mitglied des Gläubigerausschusses und hat in den vergangenen Monaten die Verhandlungen um die Rettung des Hauses intensiv begleitet. Die Grundstimmung sei nunmehr positiv, so Diedrich: "Wichtig ist nun, dass der neue Investor ein zukunftsfähiges Konzept präsentiert."

Den guten Ruf, den das Belegkrankenhaus auch überregional genießt, fußt auf den sehr guten medizinischen Leistungen. "Wir Belegärzte begleiten die Patienten von der ersten Untersuchung in unseren Praxen über die Operation im Krankenhaus bis hin zur Nachbehandlung", sagt der Arzt für Allgemeine Chirurgie, der seit neun Jahren in Scharnebeck operiert und ambulant der Chirurgischen Gemeinschaftspraxis Adendorf angehört.

Das Haus war und ist ein Belegkrankenhaus. Dem Krankenhaus Scharnebeck stehen insgesamt zehn Belegärzte zur Verfügung, darunter verschiedene Chirurgen. Von herkömmlichen Krankenhäusern unterscheidet sich Scharnebeck dadurch, dass die hier arbeitenden Ärzte keine Krankenhausangestellten sind und für sich abrechnen. Die Belegärzte sind stets Fachärzte, die eine Praxis haben oder einer Praxisgemeinschaft angehören. Überdies war jeder Belegarzt vorher Oberarzt in einem Krankenhaus.

Es ist die von der Gesundheitspolitik immer wieder geforderte sinnvolle Verzahnung zwischen dem Sektoren Ambulanz und Stationär, die den Patienten ein gutes Gefühl gibt. "Wir profitieren von den Rückmeldungen unserer Patienten und sie von unserer persönlichen Ansprache und Begleitung", sagt Diedrich. "Hier ist niemand eine Nummer unter vielen."

Das Resultat sind zufriedene Patienten wie Margrit Tamm. Die Brietlingerin musste sich in den vergangenen zweieinhalb Jahren sieben Operationen an Hüften und Knien unterziehen. Derzeit ist sie Patientin in der ambulanten Physiotherapie. Deren Mitarbeiterinnen haben sie schon am Krankenbett betreut und unterstützen sie derzeit bei der Nachbehandlung in den Räumen des Krankenhauses. "Ich fühle mich hier sehr gut aufgehoben, weil ich die Therapie vom Krankenbett an kenne", sagt die 67-Jährige.

Neben ihr im Wartezimmer sitzt Paul Lieberam (85) aus Lüdershausen. Er ist seinem Arzt faktisch nachgereist, als dieser an das Krankenhaus nach Scharnebeck wechselte. "Von der Aufnahme, über die Operation, die Therapie und die Nachbehandlung in der Chirurgischen Praxis meines Arztes in Adendorf - alles ist wie aus einem Guss. Und ich kenne alle, die sich um mich kümmern, ganz genau."

Die in der Therapie wartenden Patienten empfanden die Insolvenz unisono als "beschissen". Viele von ihnen haben für den Erhalt des Hauses gekämpft, sich auf den Unterschriftenlisten eingetragen und an dem Trauermarsch teilgenommen. "Es war uns ein inneres Bedürfnis", sagt Margrit Tamm. Nun drücken alle weiter die Daumen.

Die Erleichterung über die positive Entwicklung verspüren vor allem die rund 70 Mitarbeiter des Hauses. Für sie spricht Brunhild Peters von der Stationsleitung: "Wir freuen uns sehr, dass alles soweit durch ist. Vielen Monate haben wir für den Erhalt des Hauses gearbeitet. Wenn endlich der Pachtvertrag geschlossen ist, dann gibt es auch für uns wieder neue Ziele. Der neue Investor wird seine Vorstellungen äußern und wir werden gerne dabei sein und ihn unterstützten."

Seit 30 Jahren besteht die Physiotherapie im Krankenhaus. Deren Mitarbeiter versorgen und pflegen sowohl Patienten auf der Station als auch die von außerhalb. Britta Danker, Leiterin der Physikalischen Therapie, weiß: "Unser Betrieb besteht seit 30 Jahren und wir haben Kunden, die seit einer Ewigkeit zu uns kommen. Die Schließung des Krankenhauses wäre für alle schlimm, ganz besonders für den ambulanten Bereich."

Ein Stein vom Herzen fällt auch Yvonne Bicen, Leiterin der dem Krankenhaus angegliederte Pflegeeinrichtung: "Auch wenn die Pflegeeinrichtung nicht von der Insolvenz betroffen ist, hatten die Angehörigen unser 20 Bewohner doch die größten Befürchtungen. Eine Schließung wäre eine Katastrophe. Jetzt sehen auch wir dem neuen Investor hoffnungsvoll entgegen."

Für die Samtgemeinde spricht Karl Tödter, dessen Verhandlungsgeschick zur Rettung des Krankenhauses beigetragen hat: "Die Nachricht von der Annahme des Insolvenzplanes haben die Menschen in der Samtgemeinde mit großer Erleichterung aufgenommen."

Für Scharnebeck und die Samtgemeinde sei das Krankenhaus mit seinem guten Ruf ein wichtiger Teil der Infrastruktur samt Alleinstellungsmerkmal im Landkreis Lüneburg. Dank der guten Versorgung der Patienten gebe es eine gute Nachfrage, und das Krankenhaus schreibe längst wieder schwarze Zahlen. Und: "Das Krankenhaus ist in Scharnebeck auch ein wichtiger Arbeitgeber und ein Wirtschaftsfaktor."

Hoffnungsvoll seien die Zukunftspläne, die der Investor und neue Krankenhausbetreiber habe. Neben dem Erhalt der nunmehr gesicherten 20 Planbetten und 20 Betten der angegliederten Altenpflegeeinrichtung sei daran gedacht, eine zusätzliche Reha-Abteilung mit noch mal 20 Betten zu errichten: "Sollte dieser Plan verwirklicht werden, wären weitere Arbeitsplätze und eine noch höhere Attraktivität die Folge. Wie es aussieht, geht das Krankenhaus mit dem neuen Betreiber gestärkt aus der Krise hervor."