Das Aktionsbündnis hofft, dass die bundesweite Kampagne “Runter vom Gas“ zukünftig für mehr Sicherheit im Straßenverkehr sorgen wird.

Lüneburg. Im Frühling fallen sie besonders auf, die Kreuze an den Fahrbahnrändern der Landstraßen, die an die Opfer schwerer Verkehrsunfälle erinnern sollen. Oft sind sie mit frischen Blumen geschmückt. Auf den Straßen des Landkreises verloren im vergangenen Jahr acht Menschen ihr Leben, 670 wurden zum Teil schwer verletzt.

Auch wenn die Polizei im Vorjahr weniger Verkehrsunfälle in Stadt und Landkreis Lüneburg registriert hat als 2009, hat sich nun ein Aktionsbündnis gegründet, das für mehr Verantwortungsbewusstsein im Straßenverkehr werben will. "Denn jeder Unfall ist einer zu viel", sagt Dr. Michael Moormann, Geschäftsführer des Klinikums Lüneburg. Er erinnerte daran, dass auch überlebende Opfer oft körperliche und seelische Wunde davon tragen, die ihr Leben im Nachhinein langfristig beeinflussen können. Deshalb sei es nötig, immer wieder präventiv tätig zu werden und so möglichst viele Unfälle zu verhindern.

Gemeinsam mit dem Rettungsdienst des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) und dem Arbeiter-Samariter-Bund (ASB), der Polizei, den Freiwilligen Feuerwehren und dem ADAC-Fahrsicherheitszentrum will das Klinikum Lüneburg die bundesweite Verkehrssicherheitskampagne "Runter vom Gas" unterstützen.

Wenn es kracht, können sich Unfallopfer darauf verlassen, dass innerhalb von 15 Minuten der Rettungsdienst eintrifft. Damit das gewährleistet ist, sind die Mitarbeiter des Rettungsdienstes an sieben Rettungswachen in Stadt und Landkreis jeden Tag 24 Stunden im Einsatz, schildert Harald Kreft, Geschäftsführer des ASB-Kreisverbandes Lüneburg. Über 5000 Mal wurde der Rettungsdienst im vergangenen Jahr gerufen, 240-mal kam der Hubschrauber zum Einsatz. Kreft ist es wichtig, die Verkehrsteilnehmer zu sensibilisieren und auf die Gefahren aufmerksam zu machen.

Im Unglücksfall kommt es in den meisten Fällen am Unfallort auf jede Minute an. Die Arbeit der Rettungskräfte ist untereinander abgestimmt, geht Hand in Hand. "Heute geht es um die patientengerechte Rettung. Gemeinsam mit den Notärzten wird das Vorgehen im Einzelfall abgestimmt, um die Patienten optimal versorgen zu können", beschreibt Kreisbrandmeister Torsten Hensel die Zusammenarbeit.

Notfallmediziner Christian Frenkel, Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie am Klinikum Lüneburg nickt zustimmend. Zu 4600 Einsätzen im Jahr 2010 wurden speziell ausgebildete Notfallärzte gerufen. Vor zehn Jahren noch, kamen die Ärzte auf nur 2800 Einsätze im Jahr.

Schuld sind häufig überhöhte Geschwindigkeit, Fahrfehler und riskante Manöver. Zu der Gruppe, die besonders häufig schwere Verkehrsunfälle verursachen, zählen Fahranfänger, vor allem junge Männer. "Viele wissen wenig über ihr Fahrzeug und können gefährliche Situationen nicht richtig einschätzen", sagt Gerd Schulz, der im ADAC-Sicherheitszentrum Verkehrsteilnehmern die Möglichkeit gibt zu lernen, wie man sich in riskanten Situationen richtig verhält. Dass ein Tag Training jedoch die Fahrweise grundlegend ändert, glaubt er nicht. "Wir können nur Impulse geben", sagt Schulz. Verkehrsteilnehmer können nicht nur durch umsichtiges Verhalten im Straßenverkehr helfen, Unfälle zu vermeiden. Wie man sich im Notfall als Ersthelfer richtig verhält, lernt man in den Erste-Hilfe-Kursen bei DRK und ASB.

Besonders schlimm ist es für die Rettungskräfte, wenn für ein Unfallopfer jede Hilfe zu spät kommt. "Es ist der Albtraum jedes Kollegen mitten in der Nacht bei Eltern zu klingeln und zu sagen, dass ihr Kind schwer verletzt ist oder gar nicht mehr nach Hause kommt", sagt Roland Brauer, Polizeidirektor Lüneburg/Lüchow-Dannenberg/Uelzen. Vielen Einsatzkräften brennen sich die schrecklichen Bilder am Unfallort ein. Immer häufiger werden die Dienste der Notfallseelsorger, die nicht nur den Angehörigen der Unfallopfer, sondern auch den Helfern und Rettern zur Verfügung stehen, in Anspruch genommen.

Das Aktionsbündnis will bis Anfang September mit sechs Veranstaltungen auf die Kampagne aufmerksam machen. So wird unter anderem am 8. Mai ein großer Informationsstand Am Sande aufgebaut sein. Im Klinikum wird am 21. Juni ein Vortrag unter dem Titel "Der Unfall: Was kann ich tun, was muss ich tun?" zu hören sein. Und am 3. Juli stellen die Rettungsdienste ihre Arbeit bei einem Aktionstag auf dem Marktplatz vor.