Die Häcklinger Kinderfeuerwehr ist so beliebt, dass es eine Warteliste gibt. Junge Leute betreuen zweimal im Monat 24 Sechs- bis Zehnjährige

Lüneburg. Jeden zweiten Freitag im Monat macht Nathalie Demian besonders pünktlich Feierabend. Um 16.30 Uhr muss in Geesthacht Schluss sein, damit sie es pünktlich bis 17 Uhr nach Häcklingen schafft. Die 23-Jährige betreut in Vertretung von Simone Keikus mit drei anderen jungen Leuten und einem älteren Kameraden die Kindergruppe der Ortsfeuerwehr Häcklingen. Und das machen die fünf so gut, dass es mittlerweile eine Warteliste für die Nachwuchsgruppe gibt.

Denn bei 24 Kindern ist Schluss. Mehr, sagen die Ehrenamtlichen, können sie nicht adäquat betreuen. Zwischen sechs und zehn Jahre alt sind die Mädchen und Jungen der Kinderwehr, die Gruppe gibt es seit einem Jahr.

Als erste Lüneburger Stadtfeuerwehr haben die Häcklinger eine Kindergruppe gegründet, Rettmer und Mitte kamen im Frühjahr und Herbst vergangenen Jahres hinterher. Wer elf Jahre alt wird, wechselt in die Jugendwehr - und macht Platz für einen der Nachrücker auf der Liste. Zurzeit stehen dort neun Namen von Kindern, die gern mitmachen würden bei den kleinen grünen Drachen, die sich jeden zweiten Freitag treffen.

Denn nach Tennis und Fußball ist schnell Schluss mit dem Angebot für Kinder in Häcklingen. Die Feuerwehr hat mit ihrem Angebot ganz offensichtlich einen Bedarf entdeckt - und kann ihn kaum decken, so begehrt ist er. Feuerwehrquiz, Wasserspiele, Lagerfeuer, Fahrrad-Verkehrssicherheitstraining gehören zum Programm, weniger die Themen Brandschutz und Menschenrettung. Dafür lernen die kleinsten Feuerwehrleute aber, wie sie einen Notruf absenden können, wie ein Rauchmelder funktioniert und was sie tun sollen, wenn ein Feuer ausbricht und sie allein zu Hause sind. Regelmäßig veranstalten die Kinderfeuerwehren aus Stadt und Landkreis auch gemeinsame kleine Orientierungsmärsche.

Alle tragen eine rote Schirmmütze mit einem grünen Drachen drauf, der einen gelben Feuerwehrhelm trägt. Und alle ziehen natürlich gern die leuchtend gelbe Weste über ihre Pullover. Das erzeugt Gemeinschaft, und manchmal gibt es auch etwas zum Mitnachhausenehmen für die Kleinen. Zum Beispiel einen "Kinder-Finder", oder einen Aufkleber für die Kinderzimmertür, der im Dunkeln leuchtet - und im Notfall den echten Feuerwehrleuten zeigt, in welchen Räumen sie Kinder suchen sollten. Denn das lernen die Mädchen und Jungen auch: sich bei einem Feuer niemals zu verstecken.

Hätte es das Angebot bereits vor 15 Jahren gegeben, Nathalie Demian hätte es selbst sicher auch wahrgenommen. Aber so kam die Häcklingerin "erst" als Jugendliche zur Jugendwehr: "Mein Vater war bei der Feuerwehr und viele meiner Freunde." Und das ist auch heute noch so: In der Gemeinschaft wachsen Freundschaften, die im normalen Alltag wohl nicht halten würden.

"In der Feuerwehr wächst etwas zusammen, was es sonst so nicht gäbe", sagt Sandra Strömich. Die 22-Jährige wohnt gleich nebenan. Nach dem großen Bruder ging natürlich auch sie zu den Brandschützern. Nach der Jugendwehr nicht zu den Aktiven überzutreten, "stand nie zur Debatte". Mit Nathalie ging Sandra in die Grundschule, doch danach trennten sich ihre schulischen Wege. Der Kontakt hätte sich verlaufen, sind sich die beiden sicher, hätten sie sich nicht weiterhin regelmäßig im Feuerwehrhaus getroffen.

Und so kommt Sandra Strömich jeden zweiten Freitag besonders frühzeitig aus ihrem Studienort zurück in ihren Heimatort, um pünktlich die Kindergruppe zu betreuen.

Die Mädchen und Jungen sind, natürlich, zum großen Teil die Kinder von aktiven Feuerwehrleuten, aber eben nicht alle. Auch bei den Erwachsenen ist die Mischung laut Ortsbrandmeister Christoph Stegen (42) und Stellvertreter Volker Haase (41) mittlerweile recht bunt zwischen Alteingesessenen und Neubürgern. So wird die Feuerwehr zum Schmelztiegel des Dorfes, zu dem Ort, wo Häcklingen sicht- und spürbar zusammenwächst.

"Für die Kinder und Jugendlichen gibt es schon kein Neu- und Altdorf mehr", sagt Jörg Wozny (41), selbst Gründungsmitglied der Jugendwehr und Vater eines Sohnes in der Kindergruppe. Freund Thorsten Ehlbeck (41), ebenfalls seit Jugendzeiten bei den Brandschützern, sagt: "Das mischt sich in der Schule. Die Eltern lernen sich über die Kinder kennen, und in der Feuerwehr setzt sich der Kontakt fort." Als Christian Bitjes (46) vor zehn Jahren nach Häcklingen zog, trat er ein Jahr später der Freiwilligen Feuerwehr bei. Heute sind auch seine drei Söhne Mitglied dort. Und die Familie, ursprünglich aus dem Ruhrgebiet, ist längst eine Häcklinger Familie geworden.