CDU und FDP bringen Antrag in den Landtag ein. Grüne kritisieren , dass Bezug zur Elbmarsch fehlt

Marschacht/Hannover. Die Regierungsfraktionen von CDU und FDP haben im Landtag einen Antrag eingebracht, die Forschung zu Ursachen kindlicher Leukämien fortzusetzen. Voraussetzung dafür seien koordinierte Schritte auf Bundes- und EU-Ebene und dass sämtliche gesicherten wissenschaftlichen Erkenntnisse über die Ursachen von Leukämieerkrankungen bei der Weiterentwicklung einschlägiger rechtlicher Normen berücksichtigt werden.

Die beiden Fraktionsvorsitzenden Björn Thümler (CDU) und Christian Dürr (FDP) begründen den gemeinsamen Antrag damit, dass Leukämieerkrankungen bei Kindern, vor allem wenn sie in auffälliger zeitlicher und räumlicher Häufung auftreten, die Menschen beunruhigten. Das ist auch in der Elbmarsch der Fall, wo rund um die Atomanlagen in Geesthacht in den vergangenen 21 Jahren 19 Kinder und Jugendliche an Leukämie erkrankten.

"In den vergangenen Jahren sind deshalb zahlreiche wissenschaftliche Studien zu solchen Leukämieclustern durchgeführt worden, zu denen unter anderem die KiKK-Studie aus dem Dezember 2007, aber auch Euroclus gehören", so die beiden Fraktionschefs. Die Euroclus-Studie von 1996 untersuchte Leukämiecluster in 17 Ländern, die insgesamt 13 551 kindliche Leukämiefälle umfassten. "Nur vier von 240 beobachteten Clustern befanden sich im Umfeld von Kernkraftwerken."

Typisch für Cluster waren, so Thümler und Dürr, Wohngebiete, in denen zu isoliert lebenden Bewohnern neue Mitbewohner aus anderen Wohngebieten hinzuzogen. "Die genannten Studien geben zwar Anhaltspunkte dafür, welche Standortfaktoren vielen Leukämieclustern gemeinsam sind. Über die Ursachen, welche zu solchen Erkrankungen führen, herrscht jedoch gegenwärtig in der wissenschaftlichen Diskussion noch große Unsicherheit."

Auch die Ergebnisse der KiKK-Studie (Epidemiologische Studie zu Kinderkrebs in der Umgebung von Atomkraftwerken) geben Anlass, weiter der Frage nachzugehen, welche Ursachen kindliche Leukämieerkrankungen haben, so CDU und FDP.

Die grüne Landtagsabgeordnete Miriam Staudte aus Scharnebeck kritisiert den Antrag der Regierungsfraktionen. "CDU und FDP beenden damit die Ursachenforschung in der Elbmarsch ohne Ergebnis. Der Aufklärungsauftrag, den der Landtag noch aus der letzten Wahlperiode hat, landet im Papierkorb." Die Forderung der Grünen, neue Bodenproben in der Elbmarsch zu entnehmen, werde ignoriert. "Weil nur noch auf Leukämieforschung generell verwiesen wird. Nicht einmal mehr der Bezug zur Atomkraft, den die KiKK-Studie untersucht hatte, soll vertieft werden", so Staudte weiter.

CDU/FDP schiebe alle Verantwortung vom Land auf den Bund und verweigere selbst jegliche Konsequenzen als zuständige Atomaufsicht. "Laufzeitverlängerungen sind nicht nur wegen des Atommüllproblems unverantwortlich, sondern auch wegen der Gefährdung durch den Normalbetrieb", glaubt die Abgeordnete der Grünen.