Reinhard Zakrzewskis Wetteranalyse für den Herbst. Verhältnismäßig viel Regen und wenig Sonne prägten den September in diesem Jahr

Lüneburg. Die derzeit sehr stabile Wetterlage, mit einem massiven Hoch über Russland und einem umfangreichen Sturmtief über dem Ostatlantik, bleibt uns mindestens bis zum Wochenende erhalten. Dabei liegt Norddeutschland unter Hochdruckeinfluss zunächst in einer milden Südostströmung, in der besonders morgen bei uns die 20 Grad-Marke geschrammt werden kann. Ab Donnerstag dringt mit östlichen Winden kühle Russland-Luft ein, die die Tagestemperaturen zum Wochenende schrittweise auf maximal 13 Grad drückt, nachts auf nahe 5 Grad. Sonne und Wolken halten sich die Woche über durchweg die Waage und es bleibt trocken, aber auch recht windig. Hin und wieder können auch Boden- und Hochnebelfelder das goldene Herbstbild trüben. Ob sich dann, wie einige Wettermodelle andeuten, in der neuen Woche aus Nordosten eine weitere Abkühlung durchsetzen kann, bleibt abzuwarten.

Witterungsmäßig sind sich September und Mai gewöhnlich sehr ähnlich, allerdings in positiver Hinsicht. Diesmal fielen beide Monate im nordöstlichen Niedersachsen besonders negativ auf. Das galt sowohl für die zu kühlen Temperaturen, den geringen Sonnenschein, als auch für die erheblichen Niederschläge, die im September vorzugsweise von Tiefdruckgebieten aus dem Mittelmeerraum ausgelöst wurden. Mit ihren teilweise über Tage nahezu ortsfesten Luftmassengrenzen, sorgten sie im vergangenen Monat auch im Kreis Lüneburg für flächendeckende und ergiebige Regenfälle, die in Wendisch Evern am 25. und 26. September innerhalb von 30 Stunden 35 Liter Wasser pro Quadratmeter lieferten.

Winde aus Nordwest bis Ost führten zudem häufig kühle Luftmassen heran, sodass dem Spät- beziehungsweise Altweibersommer mit Höchstwerten nahe 24 Grad nur zweimal (11. bis 13. und 22. bis 24. September) für wenige Tage der Durchbruch gelang. Wie dem Mai, so kamen auch dem September im Raum Lüneburg die üblichen zwei Sommertage (mindestens 25 Grad) abhanden.

Gemessen am Klimamittel 1961-1990 war der September im Kreis Lüneburg um 60 Prozent (Raum Amelinghausen) bis 100 Prozent (Elbmarsch) zu feucht, 20 bis 25 Prozent zu trübe und mit einer Mitteltemperatur von 12,8 bis 13,0 Grad um 0,3 bis 0,6 Grad kühler als normal.

Hoffnung auf Temperaturen von 20 Grad oder sogar mehr können wir uns etwa bis zum 20. Oktober machen. Später schafft die schwächelnde Sonne diese Werte nicht mehr. Voraussetzung für einen goldenen und milden Oktober ist ein stabiles Hochdruckgebiete über Osteuropa, dem - wie zur Zeit - ein kräftiges Tief über dem Ostatlantik gegenüberstehen muss. Gemeinsam schaufeln sie mit südlicher Strömung dann Warmluft aus dem noch sommerlichen Mittelmeerraum zu uns. Günstig ist zudem ein kräftiger Wind. Er hilft in dieser fortgeschrittenen Jahreszeit Nebelbänke und die bodennahe Kaltluftschicht aus der Nacht zu vertreiben. Dann kann die immer schwächer werdende Sonne die Luft noch auf sommerliche Werte erwärmen.

Nach der Wetterweisheit: "Kühler September - kalter Oktober", sind die Aussichten auf sonnigmilde Oktobertage diesmal eher gering. Statistisch gesehen folgt, wegen der Erhaltungsneigung der Atmosphäre, nämlich auf einen zu kühlen und feuchten September, in zwei von drei Jahren auch ein nasskalter Oktober. Das Erfreuliche: Die mittelfristigen Wettermodelle sehen den Monat derzeit eher auf der goldenen und milden, als auf der kühlen und feuchten Seite. Drücken wir also die Daumen, dass die Wettercomputer in diesem Fall auch tatsächlich recht behalten.