Die Bundesstraße 5 zwischen Lauenburg und Geesthacht wird ab kommender Woche für Schwerlastverkehr gesperrt

Hohnstorf. Die Bundesstraße 5 ist als beliebte Strecke für "Mautflüchtlinge" bekannt. Sie verläuft parallel zur Autobahn 24, unter anderem direkt durch Lauenburg und Geesthacht. Insbesondere der Schwerlastverkehr zwischen Hamburg, Berlin und Osteuropa nutzt die B5 als kostenlose Ausweichroute zur gebührenpflichtigen Autobahn. Auf der rund 290 Kilometer langen Strecke zwischen Hanse- und Bundeshauptstadt können Spediteure etwa - abhängig von Größe und Schadstoffklasse der Fahrzeuge - im Durchschnitt knapp 50 Euro Maut pro Strecke einsparen.

Eine Rechnung, die offenbar aufgeht - und deren Auswirkungen in Lauenburg mittlerweile nicht mehr zu übersehen sind: "Hier fahren täglich 2500 bis 3000 Mautflüchtlinge durch die Stadt", sagt Bürgermeister Harald Heuer - ohne den "rechtmäßigen", regionalen Lastverkehr. Besonders nachts nutzen viele Fernfahrer die Ausweichstrecke.

Deswegen schieben Lauenburg und Geesthacht den Brummis jetzt den Riegel vor: Noch bis Ende kommender Woche sollen Schilder aufgestellt werden, die die B5 zwischen Lauenburg und Geesthacht für Lastwagen über zwölf Tonnen sperren. Eine Lösung, die Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Jost de Jager schon im März dieses Jahres angekündigt hatte.

Das Problem: Das erste Hinweisschild auf die Sperrung für den Schwerlastverkehr aus Richtung Osten kann erst an der Landesgrenze von Mecklenburg-Vorpommern nach Schleswig-Holstein aufgestellt werden - nur einen Kilometer vor der Sperrung, die ab der Kreuzung der B 5 mit der B 209 gelten wird. Für Lkw-Fahrer bleibt ab hier im Grunde nur eine Lösung: Auf die B 209 abbiegen und über die Elbe nach Hohnstorf fahren. Von hier aus geht es dann durch Brietlingen in Richtung A 250, oder aber entlang des Elbufers durch Artlenburg, Tespe und Marschacht bis zur Elbbrücke bei Geesthacht.

"Keiner weiß, was ab nächster Woche hier passiert", sagt Hohnstorfs Bürgermeister André Feit. Er befürchtet, dass Hohnstorf und die weiteren betroffenen Gemeinden im Kreis Lüneburg dann im Schwerlastverkehr ersticken. "Wir wollen nicht die Ortsumgehung von Lauenburg sein", sagt Feit und fügt hinzu: "Wir wollen Lauenburg aber auch nicht den Schwarzen Peter zuschieben." Der gehört laut Feit eher nach Kiel: "Das Verkehrsministerium in Schleswig-Holstein hat es sich mit dieser Lösung sehr einfach gemacht."

Auch in Lauenburg ist man nicht zufrieden mit der aktuellen Lösung. "Wir wollen nicht die Abschiebetaktik fahren und den Schwerlastverkehr auf die südliche Elbseite verlagern", sagt Bürgermeister Harald Heuer. Der Fernverkehr gehöre ausschließlich auf die A 24. "Das Problem ist, dass sich die Bundesländer in dieser Frage untereinander nicht einig geworden sind", so Heuer. Man müsste die Lkw-Fahrer frühzeitig entlang der A 24 in Mecklenburg-Vorpommern über die Sperrung der B 5 informieren.

"Wir brauchen eine länderübergreifende Regelung", fordert Feit. "Das Problem ist ja eigentlich in Berlin gemacht." Ginge es nach ihm, wären eine Mautpflicht auf der gesamten B 5 sowie eine "vernünftige Ortsumgehung" für Lauenburg die beste Option.

Für Harald Heuer sieht die Ideallösung anders aus: "Man müsste auch die B 209 für den Schwerlastverkehr sperren", sagt der Lauenburger Bürgermeister. Nur so könne man den Verkehrsfluss effektiv auf die A 24 zurückverlagern. Feit und Heuer sind sich einig: Alle Betroffenen, beiderseits der Elbe, müssen nun an einem Strang ziehen, um Hannover, Schwerin und vor allem dem Verkehrsministerium in Kiel ein klares Signal zu geben.

André Feit will jetzt auf jeden Fall in die Offensive gehen und sich entsprechende Partner für eine Lösung des Problems suchen: "Hohnstorf wird auf jeden Fall alle Rechtsmittel ausschöpfen und sich gegen eine Umleitung über die B 209 wehren", so Feit.

Den Rechtsweg will auch Lüneburgs Landrat Manfred Nahrstedt (SPD) bestreiten, "weil wir im Landkreis durch die geplante Sperrung enorm belastet werden." Der Landkreis sei in den vergangenen Monaten mehrfach gegen das Vorhaben des Verkehrsministeriums in Kiel vorgegangen, so Nahrstedt. "Diese Vorgehensweise ist grundsätzlich merkwürdig. Das ist Briefmarkendenken." Man müsse auch in Kiel an die Belange der benachbarten Bundesländer denken.

Nahrstedt fragt sich nicht nur, wie lange die marode Lauenburger Elbbrücke die Belastung aushalten werde, sondern auch die K 53, die von Hohnstorf über Echem nach Lüneburg führt. "Alle Autofahrer, die sich ein bisschen auskennen, werden diesen Schleichweg fahren, wenn die B 209 mit Lkw überlastet ist. Hier gibt es jetzt schon deutliche Schäden, die Straße führt über moorigen Untergrund", so Nahrstedt. Darum sei es nur eine Frage der Zeit, bis dort ausgiebiger Sanierungsbedarf bestehe. Der Landrat will nun den Bundesverkehrsminister anschreiben, um auf die Situation hinzuweisen.

Im Verkehrsministerium in Kiel kann man die Sorgen der Niedersachsen zwar verstehen. Aber: "Ziel der Maßnahme ist natürlich, dass die Lkw über die A 24 fahren", sagt Sprecherin Birgit Einfeldt. Sei dies nicht der Fall, müsse schnellstmöglich an einer umfassenderen Lösung gearbeitet werden: "Das ist aber ohnehin unser Ziel."

Harald Heuer sieht die jetzige Regelung schon heute als Übergangslösung. "Übergang" sei dabei aber relativ zu sehen: Die Staatsministerin des Kieler Verkehrsministeriums habe für eine bundeslandübergreifende Lösung jüngst von einem Zeitrahmen von mindestens zwei Jahren gesprochen.