Der politische Nachwuchs von Parteien in Lüneburg kämpft gegen die Politikverdrossenheit der Jugend

Lüneburg. Der Kreis politisch aktiver junger Menschen in Lüneburg wächst. Seit einiger Zeit verzeichnen die Jugendorganisationen von CDU, SPD und Bündnis 90/Die Grünen einen vermehrten Zulauf. Damit bestätigt sich ein bundesweiter Trend, den die aktuelle Shell-Jugendstudie bestätigt.

"Wir sehen bei der heutigen jungen Generation erste Anzeichen einer Re-Politisierung", sagt Matthias Albert, Professor für Politikwissenschaft an der Fakultät für Soziologie der Universität Bielefeld und verantwortlich für Konzeption und inhaltliche Ausrichtung der Studie.

Das bedeutet nicht, dass sich die Jugend wieder in Massen auf die Straße begibt. "Was wir aber vorfinden ist ein unglaublich großes, in Teilen bislang schlummerndes, politisches Aktivitätspotenzial", so der Wissenschaftler.

Zu den der Jüngsten, die sich politisch in Lüneburg engagierten, gehört Lennart Thamm. Der 16-Jährige ist frisch gewählter Sprecher der Grünen Jugend und hat am vergangenen Wochenende an der Anti-Atomkraft-Demonstration in Berlin teilgenommen.

Die Grüne Jugend gründete sich vergangenen Oktober in der Hansestadt. Rund 25 Mitglieder gehören ihr an, etwa zwölf Mitglieder befassen sich intensiv mit politischen Themen. Ziel des Gymnasiasten: "Viele Interessierte für die Grüne Jugend zu begeistern." Dafür haben er und andere Aktive an einem Info-Stand geworben.

Thamm geht es vor allem um die politische Willensbildung unter den Jugendlichen. Umwelt- und Gerechtigkeitsthemen sind seine Sache: "Wir arbeiten projekt- und aktionsorientiert." Die Politik der Mutterpartei im Kleinen zu leben, das ist der Grünen Jugend zu wenig.

Der neue Vorsitzende der Jungen Union im Kreisverband Lüneburg heißt André Kleine-Möller. Als ehemaliger Stellvertretender in diesem Amt hat er Erfahrung im Geschäft der Jugendorganisation der CDU gesammelt und deren Wachstum seit seinem Eintritt 2007 verfolgen können. "Nachdem wir in den vergangenen Jahren viele Karteileichen aussortiert haben, konnten wir gerade wieder die 60er-Marke knacken. Auch die Zahl der Aktiven hat sich von einstmals fünf auf jetzt 15 Leute erhöht."

Der 21 Jahre alte Jungpolitiker ist zufrieden, es geht weiter aufwärts. Kleine-Möller nimmt Weiterbildungsangebote der Organisation wahr, die sich "Wie funktioniert Politik" nennen oder über die Doppik-Buchhaltung in der Kommunalpolitik informieren.

Darüber hinaus bestehen Einladungen, CDU-Mitglieder zu begleiten und so Einblick in die Kommunal- oder Landespolitik zu erhalten. "Doch grundsätzlich sind es noch zu wenig Angebote", so Kleine-Möller, der eine Ausbildung bei der Sparkasse Lüneburg absolviert. Er und seine Mitstreiter wollen vor allem der Politikverdrossenheit junger Menschen entgegenwirken. "Wir müssen an die jungen Leute ran und ihnen zeigen, dass auch auf Gemeinde- und Samtgemeindeebene gestaltet werden kann."

Als Vorsitzende der Jusos, der Arbeitsgemeinschaft der Jungsozialisten im Unterbezirk Lüneburg, ist Eva Köhler (26) aktiv an dem SPD-Projekt "10 unter 20" beteiligt. Dabei haben zehn Schüler mit dem SPD-Europaabgeordneten Bernd Lang diskutieren können, Kommunalpolitiker in Stadt- und Kreisratssitzungen begleiten dürfen, Fraktionssitzungen besucht und so hautnah erlebt, wie Politik läuft.

Von den zirka 160 eingetragenen Jusos im Alter zwischen 14 bis 35 Jahren zählen 15 zum harten Kern. Sie beteiligten sich im April in Geesthacht an der Aktions- und Menschenkette von Krümmel nach Brunsbüttel, engagierten sich im Bündnis gegen Rechts und betreiben seit Beginn dieses Jahres eine eigene Homepage.

Vornehmlich ist es die Jugend in Lüneburg, die die Politik für sich entdeckt. "In einzelnen Ortsvereinen im ländlichen Bereich ist sie rar", sagt Franz-Josef Kamp, Vorsitzender der SPD-Kreisratsfraktion in Lüneburg. Ob die Mitglieder der Jugendorganisation langfristig dabei bleiben, daran zweifeln sowohl Kamp als auch Andreas Meihsies, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Stadtrat. Kamp jedoch ist zuversichtlich: "Sie SPD hat sich in den letzen Jahren verjüngt."

Eine Entwicklung, die in der CDU noch nicht angekommen ist. Im Durchschnitt 60 Jahre sind die Mitglieder der CDU-Kreistagsfraktion. Fraktionsvorsitzender Alexander Blume hofft, auch durch eine Bevorzugung jüngerer Bewerber bei der Listenaufstellung für die kommende Kommunalwahl im nächsten Jahr auf eine deutlich bessere Altersdurchmischung.