Die jungen Leute sind politisch nicht mehr interessiert. Sie wollen Zerstreuung, Fete und Unterhaltung. Falsch.

Junge Frauen und Männer sind sehr wohl an den Vorgängen in dieser Gesellschaft interessiert und haben auch ihre Standpunkte. Sie äußern sie nur anders.

Die jüngste Shell-Studie weist nach, dass 77 Prozent der Jugendlichen bereit sind, sich politisch zu engagieren. 22 Prozent haben eine höhere und 18 Prozent sogar eine hohe Bereitschaft. Von Politikverdrossenheit also keine Spur. Vornan stehen allerdings Aktivitäten wie das Unterschreiben einer Protestliste oder die Beteiligung an einer Demonstration. Auch Warenboykott steht hoch im Kurs.

Immerhin sind aus Protest, Boykott und Unterschriftensammlungen von vorwiegend jungen Menschen einst die Grünen entstanden. Diese Äußerungsformen politischen Interesses zu kanalisieren und für sich nutzbar zu machen, muss also das Ansinnen der Parteien sein, wenn sie denn überleben wollen.

Das gilt gerade für den kommunalen Bereich. In keinem anderen Politikfeld ist die Kultur der Bürgerinitiativen und spontanen Beteiligung ähnlich groß. Junge Menschen müssten also gerade für die Belange in ihrer unmittelbaren Umgebung zu begeistern sein.

Voraussetzung ist allerdings, dass die Amts- und nicht selten in Ehren ergrauten Würdenträger der Parteien begreifen, dass junge Menschen anders Politik machen als sie selbst es jahrzehntelang getan haben. Teamorientiertes Arbeiten ist angesagt, delegieren statt allein regieren und kungeln in Hinterzimmern.

Und manchmal ist es auch einfach besser, Platz zu machen, wie es der Hohnstorfer Bürgermeister Jens Kaidas für seinen Nachfolger Andre Feit getan hat.