Die etablierten Parteien in den kommunalen Parlamenten in Stadt und Landkreis sollten sich beim Blick nach Barendorf dringend selbst hinterfragen.

Denn auch ihnen und ihren zum Teil lange Jahre unangefochten regierenden Bürgermeistern könnte bei der Kommunalwahl im nächsten Jahre ein böses Erwachen drohen.

Wer das Bürgerforum Barendorf für einen nicht ernst zu nehmenden Exoten in der kommunalpolitischen Landschaft hält, muss sich nicht wundern, wenn ihm die Wähler am Ende davonlaufen. Nicht mehr nur in der großen Bundes- und Landespolitik, auch im Kleinen, in der Ratspolitik vor der eigenen Haustür, ärgern sich mehr und mehr Bürger über die Entscheidungen der Volksvertreter. Das Gefühl macht sich in immer mehr Menschen breit, dass die (gewählten) Politiker an den Interessen und dem Willen der Bürger vorbei regieren.

Eine wichtige Klientel für Kommunalpolitiker sollte daher auch die große Gruppe der Neubürger sein, die in den vergangenen Jahren in Scharen in die Gemeinden gelockt wurden. So mancher Gemeinderat hat geglaubt, Bauland für das Einfamilienhaus zur Verfügung zu stellen, reiche den Zugezogenen aus.

Das ist ein Irrtum. Auch sie wollen, dass ihre Interessen im neuen Wohnort wahrgenommen werden. Doch die unterscheiden sich oft erheblich von dem, was die Ratsmehrheit für richtig hält. Neubürger sind in der Mehrzahl junge Familien mit Kindern. Im Gegensatz dazu vergreisen viele Räte zusehends - ein offener Generationskonflikt.

So ist es kein Wunder, wenn junge Leute das Sprachrohr für ihre Sorgen und Nöte vermissen. So greifen sie zur demokratischen Selbsthilfe, gründen Wählergruppen wie das Bürgerforum Barendorf - und wählen notfalls die bisherigen Repräsentanten ab.