Das Bürgerforum Barendorf fühlt sich als Sprachrohr der Zugezogenen und will bei der Kommunalwahl 2011 antreten

Barendorf. Mehr Vielfalt und frischen Wind will das Bürgerforum Barendorf in die Kommunalpolitik bringen. "Wir treten deshalb als freie Wählergemeinschaft bei der Kommunalwahl im kommenden Jahr an", sagt Sprecherin Nicola Benson-McAndrew. Die Triebfeder, sich in die kommunalpolitischen Belange der Gemeinde einzumischen, liege in der Unzufriedenheit mit der momentanen Situation: "Es gefällt uns nicht, wie es läuft. Bei Sitzungen des Rates wird nicht mehr diskutiert. Schon am Anfang ist klar, was am Ende kommt." Das Ergebnis scheine stets vorgegeben zu sein.

Durch den Einsatz eines Ratsinformationssystems im Internet würde etwa ein erheblicher Fortschritt bei der Transparenz in der Gemeinde Barendorf erreicht, so das Bürgerforum auf seiner Homepage. Denn Bürger könnten sich unabhängig von Sitzungsterminen und ihrer persönlichen Alltagsplanung informieren.

Andere Gemeinden zeigten sich bereits viel innovativer, wird kritisiert. So veröffentlichten die Gemeinden Vastorf und Neetze auf ihrer Internetseite die Niederschriften des Rates und der Ausschüsse. Über das Internet würden auch die Jüngeren erreicht.

Es sei deshalb an der Zeit, dass sich der Rat für neue Ideen von außen öffne. Weil die etablierten Parteien auf eingefahrenen Pfaden feststeckten und sich zu wenig bewegten. "Ein Beispiel sind die Straßensanierungen im Ort. Anlieger konnten Anregungen einbringen. Die sind auch freundlich angenommen, aber am Ende abgeschmettert worden", sagt Nicola Benson-McAndrew. Sie habe den Eindruck, dass die Anwohner nur pro forma angehört würden, weil der Gesetzgeber das so fordere.

Ähnlich sei mit den Stellungnahmen verfahren worden, die Barendorfer zur Ausschreibung neuer Baugebiete abgegeben hatten: "Sie sind zwar zur Kenntnis genommen worden. Mehr ist aber nicht passiert."

Das Bürgerforum ist bunt gemischt. Die elf aktiven Mitglieder sind zwischen Anfang 20 und Mitte 60 Jahre alt. Die Initialzündung, sich in die Politik der 2500 Einwohner zählenden Gemeinde einzumischen, sei von Neubürgern gekommen. "Wir sind deren Stimme und Sprachrohr, weil ihre Belange und Sicht der Dinge oft zu kurz kommen. Obwohl inzwischen auch Alteingesessene bei uns mitmachen, uns unterstützen und wohl gesonnen sind", sagt die 38 Jahre alte Nicola Benson-McAndrew, die mit ihrer Familie seit 2007 ein Haus in Barendorf besitzt und aus Lüneburg zugezogen ist.

Das Bürgerforum setzt bei seinem Engagement auf den Zusammenhalt in der Gemeinde. "Es muss nicht immer nur Politik sein. Wir wollen auch die Dorfgemeinschaft, das kulturelle Leben und den allgemeinen Dialog im Ort fördern, um die Lebensqualität zu verbessern", sagt Benson-McAndrew.

Und trotzdem läuft es meistens doch wieder auf die Barendorfer Politik hinaus. Das zeigen die Themen, die das Bürgerforum bereits aufgegriffen hat: Antrag auf eine Geschwindigkeitsreduzierung auf der Bundesstraße 216, Anschreiben an den Landkreis Lüneburg zum Erhalt einer Bedarfsampel, Stellungnahme zum Bebauungsplanentwurf Stadtkamp und Waldrodung zur Erweiterung des Sportplatzes.

Benson-McAndrew: "Insgesamt fehlt es an einer weitsichtigen Dorfentwicklung. So fehlt ein echter Ortskern, der eigentlich an der Dorfstraße bei den alten Höfen sein müsste."

Auch die Kinder- und Jugendarbeit brennt dem Bürgerforum unter den Nägeln. Schließlich sei das ein typisches Thema für Neubürger, die zumeist Familien mit Kindern seien. "Die Kinder- und Jugendarbeit wird immer wichtiger, kommt aber leider in Barendorf zu kurz." Ein treffendes Beispiel, das auch zur Kritik an der Dorfplanung passt, schildert Nicola Benson-McAndrew so: "Es wurde ein Neubaugebiet ohne Kinderspielplatz geplant, weil dieser offenbar den Raum für einen weiteren Bauplatz genommen hätte."

Dem Bürgerforum fielen Dinge im Ort auf, die die etablierten Parteien und Ratsfraktionen nicht mehr wahrnehmen, meint die Sprecherin des Bürgerforums. Deshalb müsse eine neue Gruppe her: "Wir wollen anregen, aber auch den Bürgern zuhören. Parteigrenzen kennen wir nicht und lassen uns deshalb auch nicht zuordnen."