Kreistagsfraktion lehnt Ställe für 84 000 Tiere ab und kündigt massiven Widerstand an

Rullstorf. Es regt sich Widerstand gegen die Pläne eines Landwirts aus dem Scharnebecker Ortsteil Nutzfelde, für 84 000 Hähnchen eine Mastanlage zu bauen. Die SPD-Fraktion im Lüneburger Kreistag lehnt den möglichen Bau der beiden jeweils für 42 000 Junghühner geplanten Aufzuchtställe in der Gemarkung Rullstorf ab.

Auch Landrat Manfred Nahrstedt meldet sich zu Wort: "Die Massentierhaltung sehe ich kritisch. Aber bei einem Genehmigungsverfahren darf ich mich nicht über das Gesetz stellen." Dennoch sagt er, dass die für den Betrieb einer Schlachtanlage in Wietze im Kreis Celle benötigten Mastbetriebe auch dort errichtet werden sollten. Es ist geplant, dort wöchentlich etwa 2,5 Millionen Hähnchen zu schlachten.

Der SPD-Kreistagsabgeordnete Herbert Meyn, stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Landwirtschaft, Umwelt- und Verbraucherschutz, sagt: "Wir lehnen die Massentierhaltung in unserer Region ab." Mit allen gebotenen Möglichkeiten sei das geplante Bauvorhaben zu verhindern, weil die Auswirkungen für die Bevölkerung nicht akzeptabel seien.

Durch die industrielle Produktion der Masthähnchen werde der von den Kommunen ausgebaute sanfte Tourismus einen herben Rückschlag erleiden, glaubt er. Schwerwiegende Belange des Gemeinwohls hätten daher Vorrang vor betriebswirtschaftlichen Interessen der Privatwirtschaft. Das gelte auch für Landwirte, die auf neue Betriebszweige setzen wollen, wie die geplante Errichtung der Hähnchenmast-Großanlage.

"Wir werden die Kreisverwaltung als Genehmigungsbehörde auffordern, jeglichen Genehmigungsspielraum auszunutzen und uns im nächsten Kreistag mit diesem Thema befassen und eine Resolution gegen die Mastanlage zusammen mit den Grünen auf den Weg bringen", so SPD-Fraktionsvorsitzender Franz-Josef Kamp. Oberstes Ziel sei es, zu verhindern, dass die industrielle Landwirtschaft im Landkreis Lüneburg Fuß fasse. "Wir wollen den Einstieg in eine solche Produktionsweise nicht. Es gibt kein Argument für den Bau der Hähnchenmastanlage."

Kritik übt Kamp an der Kreisverwaltung: "Wir haben von dem Bauanfrage erst aus der Presse erfahren. Es kann nicht sein, dass der zuständige Sachbearbeiter den Kreistag nicht über ein solches Vorhaben informiert hat." Schließlich gehe es nicht um den Bau eines Hühnerstalls, sondern einer Anlage, deren Dimension nicht vorstellbar sei, so Kamp.

Zeitgleich zu den Planungen für die Anlage in Nutzfelde ist auch im Nachbarkreis Lüchow-Dannenberg der Bauantrag für eine Hähnchenmastanlage für fast 40 000 Tiere gestellt worden.

Unterdessen hat der Lüneburger Landrat Nahrstedt die für Ende September vorgesehene Antragskonferenz für das Vorhaben in Rullstorf abgesagt. "Zuerst muss mit den Gemeinden Scharnebeck und Rullstorf sowie der Samtgemeinde Scharnebeck gesprochen werden", sagt er.

Bei einer Antragskonferenz klären die an der Genehmigung beteiligten Behörden und Ämter, welche Unterlagen für das Genehmigungsverfahren erforderlich sind.