Nach dem Umzug in die Goseburg registrieren die Kämpfer weniger Interessenten

Lüneburg. "Wir wollen niemanden ausgrenzen", sagte Oberbürgermeister Ulrich Mädge (SPD) im November 2008 im Lüneburger Stadtrat. Damals ging es um die erste schriftliche Benutzungsordnung für den Kurpark: Um dort für mehr Ordnung und Sicherheit zu sorgen, hat die Stadt inzwischen Verhaltensmaßregeln für die Grünanlage in Kraft gesetzt.

Seit Mai 2009 haben sich die Benutzer des Kurparks laut Benutzungsordnung so zu verhalten, dass niemand mehr als nach den Umständen unvermeidbar behindert oder belästigt wird. Unter dieses Verbot fallen offenbar Lüneburgs Jugger: Bis vor einem Jahr trainierten sie regelmäßig öffentlich im Kurpark, doch dann beschwerten sich die Anwohner.

"Seitdem spielen wir auf einem ziemlich abgelegenen Platz in der Goseburg, am äußersten Stadtrand. Wir merken deutlich, dass es seitdem wesentlich weniger Interessenten bei unseren Veranstaltungen gibt", sagt Sascha Reckermann, Sprecher des Vereins der Jugger Lüneburger.

Die aus Australien stammende Mannschaftssportart war zuvor in Lüneburg gut angenommen worden: Die Jugger nahmen nicht nur an verschiedenen überregionalen Turnieren teil, sondern hatten auch in der Jugendarbeit noch große Pläne. Ein Projekt des Vereins ist ein Angebot an Lüneburger Schulen. Nach dem Motto "Juggern statt prügeln" könnten die Jugger-Kurse dabei helfen, überschüssige Aggressionen und den Bewegungsdrang auch bei schwierigen Schülern abzubauen.

"Dieses Projekt läuft auch noch, und zwar in Zusammenarbeit mit den Schulen Oedeme", sagt Sascha Reckermann. In der regelmäßigen Ausübung ihrer Sportart fühlen sich die Jugendlichen aber seit ihrer Verbannung aus dem Kurpark eingeschränkt. "Wir wollen vor allem auch junge Leute ansprechen, die sich nicht in einem Sportverein organisieren. Das Angebot ist auch interessant für diejenigen, die spontan dabei sein möchten. Aber seitdem wir uns in der Goseburg treffen, kommen von ehemals 35 bis 40 Aktiven meistens nur noch 25", sagt Reckermann.

Zu weit ab liegt das Gelände an der Straße "Bei der Pferdehütte", kurz vor der A 250. "Die Organisation unserer Treffen ist schwieriger geworden. Und die lange Anfahrt schreckt offenbar vor allem Jugendliche ab. Die bekommen es ja auch gar nicht mehr mit, wenn wir trainieren", sagt Reckermann.

Dabei hatte der Verein versucht, gerade das zu vermeiden. "Wir waren in der Sitzung des Stadtrates, in der über die Benutzungsordnung abgestimmt wurde anwesend. Den Stadtrat und den Oberbürgermeister haben wir gebeten, uns die Benutzung des Kurparks nicht unmöglich zu machen. Der Oberbürgermeister hatte damals geantwortet, dass er diese Gefahr nicht sieht", erinnert sich Sascha Reckermann.

Aktiv werden für die Jugger wollen auf jeden Fall die Linken. "Für die linke Jugend steht das Thema ganz oben auf der Tagesordnung. Aber auch im Stadtrat soll es im Herbst noch einen Vorstoß geben", sagt Michèl Pauly, Pressesprecher der Linken in Lüneburg.