Das Projekt Grapengießer wird heute im Lüneburger Kulturausschuss vorgestellt. Die Stadt entscheidet über eine finanzielle Beteiligung.

Lüneburg. Im zweiten Anlauf soll es jetzt klappen. Der Verein Lüneburger Kaufleute (VLK) will der Stadt einen Brunnen schenken. Bis Ende des Jahres soll der dreieinhalb Meter große Grapengießer vor dem Gebäude der Industrie- und Handelskammer (IHK) errichtet werden. Die Stadt berät heute im Kulturausschuss, ob sie das Geschenk annimmt. Immerhin müssten dann die Steuerzahler für Wartung und Reinigung des bronzenen Grapengießers aufkommen.

"Auf die Idee gekommen sind wir, wegen unseres außergewöhnlichen Jubiläums", sagt der Präsident des Vereins, Martin Aude. 2012 feiere sein Verein ein Doppeljubiläum. Den Vorläufer des VLK, die Kaufmannschaft, gäbe es dann 600 Jahre, den heutigen Verein 100 Jahre. "Das älteste Dokument ist von 1412. Damals war Hansetag, der kommt in diesem Jahr zurück", so Martin Aude.

Zur Erinnerung daran, wollen die Kaufleute der Stadt nun etwas Bleibendes schenken. "Gleichzeitig möchten wir die Attraktivität des Platzes Am Sande steigern", sagt Aude. Das war bereits das Anliegen im Jahr 2000, als in einem Wettbewerb Vorschläge für ein Brunnen für den gesucht wurden. Gewonnen hatte die Hamburger Künstlerin Doris Waschk-Balz. Damals scheiterte das Projekt an Finanzierungsschwierigkeiten. Jetzt, zwölf Jahre später, will Martin Aude den Entwurf umsetzen lassen.

Damit hat Doris Waschk-Balz nicht mehr gerechnet. Sie wird kleinere Veränderungen am Brunnen vornehmen. "Die werden jedoch so gering sein, dass jemand der den Brunnen vor zwölf Jahren gesehen hat, sie nicht erkennen wird", sagt sie.

Der Grapengießer stellte im Mittelalter Haushaltsgegenstände her. Er passt, laut Martin Aude, auch zu den Kaufleuten: "Heute sind auch Freiberufler und Handwerker bei uns Mitglied. Und auch unser Vorgängerverein hatte Mitglieder aus der Handwerk." 160 000 Euro soll der Brunnen kosten. 35 000 Euro hat der Verein aufgebracht. Für den Rest ist er auf Spenden angewiesen. "Zur Durchführung des Projektes werden wir am 1. März einen Förderverein gründen", sagt Martin Aude. Der solle das Geld sammeln und die Firmen beauftragen. "Am liebsten wollen wir im April starten", sagt der Kaufleute-Präsident.

Dazu muss jedoch die Stadt zustimmen. Martin Aude wirbt heute im Kulturausschuss für sein Projekt. Er ist zuversichtlich: "Wir haben bisher sehr viel Rückenwind von der Verwaltung bekommen." Warum die Stadt das Geschenk nicht gleich annimmt, weiß Stadtsprecherin Suzanne Moenck. "Der Brunnen soll auf einer städtischen Fläche stehen. Dafür benötigt man eine Genehmigung. Außerdem wäre die Stadt für die Unterhaltung und Reinigung des Brunnens zuständig", sagt sie. Etwa 10 000 Euro im Jahr koste das. Martin Aude hofft auf einen schnellen Beschluss: "Mein Wunsch wäre es, den Brunnen vor dem ersten Frost in Betrieb zu sehen."

Allein die Bronzegießerei benötigt ein Vierteljahr um die Gipsvorlage der Künstlerin abzugießen. Der Architekt Heinz Meyer wird die Bauarbeiten Am Sande leiten. "Die Baustelle soll keinen Tag länger als nötig bestehen", sagt er. Da es thematisch besser passe und technisch einfacher umzusetzen sei, solle der Brunnen nicht mittig vor der IHK platziert werden, sondern mehr in Richtung Grapengießerstraße.

Einen Brunnen gab es an dieser Stelle schon einmal. 1908 wurde der Reichenbachbrunnen vor der IHK errichtet. 1943 wurde er aus Furcht vor Brandbomben an die Reichenbachstraße verlegt, vor der IHK wurde ein Löschteich angelegt. Das erneut ein hoher Brunnen, denn der Grapengießer der künftig Am Sande stehen soll, wenn es nach den Kaufleuten geht, ist mindestens dreieinhalb Meter hoch. Curt Pomp vom Arbeitskreis Lüneburger Altstadt ist darüber unglücklich. "Der Brunnen verdeckt die IHK. Es ist nicht mehr möglich ein schönes Foto zu machen", sagt er. Er war beim Wettbewerb in der Findungskommission. "Ich hätte mir einen Tränkebrunnen gewünscht. Die gab es früher tatsächlich auf dem Sande. Leider wurde so ein Entwurf gar nicht eingereicht", bedauert er.

Das Projekt wird heute um 15 Uhr dem Kulturausschuss im Huldigungssaal des Rathauses vorgestellt.