Eine Glosse von Katharina Berndt

"Unsere Stadt soll schöner werden", droht man auch in Lüneburg seit Jahren. Den Platz am Sande wollen die Kaufleute nun mit einem bronzenen Brunnen veredeln. Dieser Plan ist gewagt, denn derzeit legen auf begehrte Metalle spezialisierte Diebe schon mal das halbe Streckennetz der Eisenbahn lahm.

Ein Alternativvorschlag zur Attraktivitätssteigerung Am Sande: Wir heben einen Teich aus! Der macht zu allen Jahreszeiten Spaß und ist diebstahlsicher. Im Winter darf, wer will auf dem Eis Schlittschuh laufen. Im Frühjahr, bevor es die Temperaturen den Touristen erlauben, mit Stinten um die Wette zu schwimmen, dient der Teich als Wunschbrunnen. Hinein darf alles, was aus Silber ist. Das bringt Glück und wenn es eintritt, lassen sich auch gleich romantische Mondscheinnächte am Wunschbrunnen veranstalten. Im Sommer werden Modellschiff- und Teichrosenzüchterwettbewerbe ausgetragen.

Der Platz vor der IHK wird in "Am Neuen Stint" umbenannt und Kanäle zum alten Stint angelegt. Auf denen fahren der Salzewer und der Prahm. Dann wird es niemand mehr wagen, Lüneburg den Titel "Venedig des Nordens" streitig zu machen.

Im Spätherbst wird der Teich schließlich abgelassen und die Fundstücke in einer Auktion versilbert - er trägt sich also fast selbst. Die einzigen Teich-Gegner könnten dann noch die Mitarbeiter der IHK sein. Denn dort würde das Seepferdchen ein Einstellungskriterium.