Drogenberatungsstelle klärt Jugendliche bei Schlittschuh-Disco mit Rauschbrille über die Gefahren hochprozentiger Getränke auf.

Adendorf. Die Bässe der Musik wummerten, Scheinwerfer zauberten in die Adendorfer Eishalle ein buntes Lichtermeer. Rund 1000 Kinder und Jugendliche drehten am Sonnabend auf Schlittschuhen Runde um Runde bei der Eisdisco und feierten eine vergnügliche Party.

Viele der jungen Leute machten einen Abstecher hinter die Bande, die die Eisbahn umgibt. Sie kamen neugierig an den Getränkestand der Aktion "Cola statt Koma" der Jugendpflege Amelinghausen und holten sich alkoholfreie Cocktails ab. Dort informierten die Mitarbeiterinnen der Drogenberatungsstelle (drobs) Lüneburg, Anke Wagner und Kristina Schwolow, über die Gefahren des Alkoholkonsums und den verantwortungsbewussten Umgang mit hochprozentigen Getränken.

Die Botschaft der beiden Sozialpädagoginnen kam offenbar an. Nachdem die Freundinnen Adina Andres aus Artlenburg und Kimbaly Sommer aus Bullendorf, beide 13 Jahre alt, den Rauschbrillenparcours, der die Wirkung von zu viel Alkohol im Blut simuliert, absolviert hatten, stellten die Mädchen fest: "Wir haben die Kontrolle verloren, wanken nur noch und haben keine Orientierung mehr."

+++ Prävention ist der richtige Ansatz +++

Rauschbrillen simulieren die Beeinträchtigungen durch Alkohol und andere Substanzen, die das Gehirn beeinflussen. Doppeltes Sehen und verlangsamte Reaktionen sind nur zwei der Auswirkungen, die der Träger der Brillen erlebt. Die Brillen simulieren zudem den Eindruck von Dämmerung und schlechten Sichtbedingungen.

Und zwar so eindrucksvoll und realistisch, dass für Adina und Kimbaly, für die der Alkoholkonsum bislang keine Rolle im Leben spielt, schon jetzt wissen, dass sie später niemals im angetrunkenen Zustand mit dem Fahrrad, dem Auto oder zu Fuß unterwegs sein werden. "Lieber übernachten wir bei Freunden oder rufen unsere Eltern an, dass sie uns abholen", sind sich die beiden Freundinnen einig. Sie waren dankbar über die neugewonnenen Erkenntnisse. "Die Aktion ist toll. Sie zeigt uns, wie gefährlich Alkohol sein kann."

Mit der Präventionsveranstaltung sollten möglichst viele junge Leute im Alter von zwölf bis 18 Jahre erreicht werden, sagte Anke Wagner von der drobs. "Weil zum Teil schon 13-Jährige bei uns in der Beratung sind." Allerdings sei inzwischen beim Alkohol eine ähnliche Entwicklung wie beim Rauchen zu beobachten, so Wagner. "Immer weniger Jugendliche trinken."

Allerdings trete das Phänomen des sogenannten Komasaufens öfter als früher auf. "Warum das so ist, und warum mehr Fälle bekannt werden, dafür gibt es verschiedene Erklärungsansätze. Einer ist, dass heute viel früher der Krankenwagen gerufen wird, wenn ein Rausch auftritt. Das ist auch gut so."

+++ Jugendliche trinken immer riskanter - aus vielen Gründen +++

Bei dem lebensgefährlichen Saufen bis zur Bewusstlosigkeit spielen die sogenannten Alkopops ihr zufolge jedoch kaum noch eine Rolle. Alkopops sind ein Gemisch von Spirituosen und Limonaden, Fruchtsäften oder anderen gesüßten Getränken, in denen der Alkohol geschmacklich durch die Süße überdeckt wird. Die Gefahr dieser Mischgetränke liegt darin, dass sie den Durst löschen, ohne dass der darin enthaltenen Alkohol wirklich zu bemerken ist.

"Bei 90 Prozent der Fälle, mit denen wir zu tun haben, werden Jugendliche nicht nach dem Konsum von Alkopops ins Krankenhaus eingeliefert, sondern nachdem sie selbstangemischte Getränken aus Wodka oder Rum mit Sprite oder Cola getrunken haben", sagte Wagner.

Selbst 13- und 14-Jährige tränken bis zur Bewusstlosigkeit. "Diese Altersstufe wollen wir erreichen, um den Jugendlichen den verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol beizubringen." Denn eines sei so wie in allen Generationen zuvor. "In der Pubertät wird Alkohol ausprobiert."

Alternativen in Form von alkoholfreien Cocktails schenkten in der Eishalle Bürgermeister Thomas Maack und sein Amtskollege aus der Samtgemeinde Amelinghausen, Helmut Völker, sowie das Team von "Cola statt Koma" aus. "Wir haben in Adendorf kein akutes Alkoholproblem bei Jugendlichen. Und weil wir wollen, dass es so bleibt, hat die Gemeinde die Aufklärungsaktion bei der Eisdisco zusammen mit der drobs angeschoben", sagt Maack.

+++ Wo gibt es Hilfe? +++

In Amelinghausen gab es während der Heideblütenfestwoche ein ähnliches Projekt. Ebenfalls unter dem Motto "Cola statt Koma", hatten Jugendliche bei der Auftaktveranstaltung "Der See brennt" einen Stand aufgebaut, an dem es ausschließlich alkoholfreie Cocktails gab. Wie auch jetzt in Adendorf, ging es darum, Verantwortungsbewusstsein zu erzeugen und nicht mit dem erhobenen Zeigefinger zu drohen.

Diesen musste in der Eishalle Polizist Bernd Ehlert von der Station Adendorf jedoch einmal ermahnend heben. eim Alkoholtest, den die Schülerpraktikantin der Polizei, Zeinab Simsek, 14, durchführte, wurde einer ihrer Altersgenossen ertappt. Er pustete 0,08 Promille. "Weil er nach eigenem Bekunden einen Schluck Bier genommen hatte", sagt Ehlert. Er setzte den jungen Mann daraufhin wie er es formulierte "auf den Topf". "Das Trinken von Bier, Wein und Sekt ist erst ab 16 Jahren erlaubt. Hochprozentiges ab 18 Jahren", erklärte er dem Sünder.

Ansonsten war der Polizist aber nur voll des Lobes. "Alle anderen Tests haben 0,0 Promille ergeben. Bei der Eisdisco gibt es kein Problem mit Alkohol und Drogen."