Der Vater, der seine eigenen Kinder nach Ägypten entführt hat, zeigt keine Reue. Axel H.: “Sollen sie mich von mir aus ins Gefängnis stecken“.

Lüneburg. Wenn er könnte, würde er es wieder tun. Axel H., der im vergangenen Jahr seine vier Kinder nach Ägypten entführt hat, zeigte auch am zweiten Prozesstag vor dem Landgericht Lüneburg kein Schuldbewusstsein. Seiner Sache ist sich der 37-Jährige sicher - und sieht der im Raum stehenden Gefängnisstrafe von bis zu fünf Jahren scheinbar gelassen entgegen.

Im selben blauen Strickpullover mit Streifen und Kapuze wie am ersten Verhandlungstag trat der Angeklagte vor die Richter. Und auch mit derselben Einstellung: Nach der Trennung durch seine Frau, der Entziehung des Sorgerechts durch das Amtsgericht Celle und der Beschränkung des Kontakts zu seinen Kindern auf vier Stunden in zwei Wochen "blieb mir nur diese eine Möglichkeit: mit meinen Kindern wegzugehen und sie fern meiner Frau im Ausland zu erziehen". Gott gebe ihm das Recht dazu. Die Entscheidung über das Sorgerecht sei Sünde.

"Ich bereue nicht, dass ich das getan habe", sagte der schmächtige Mann. "Sollen sie mich von mir aus ins Gefängnis stecken, ich stehe dazu."

+++Er entführte seine eigenen Kinder mit Gottvertrauen+++

Dass zwei der Kinder während des viereinhalb Monate dauernden Aufenthalts in Ägypten und dem Sudan krank wurden, hörte sich der Vater aus dem Vortrag des medizinischen Gutachters teilnahmslos an.

Entscheidend seien nicht Infekte oder dergleichen, sondern das Immunsystem, lautete seine Replik, und dafür habe er mit Obst, Gemüse und Brot gesorgt. Dass das Baden im Nil gefährlich ist, habe er nicht gewusst. Viele Touristen hätten das getan, die Einheimischen würden das Wasser sogar trinken, argumentierte er. Kurz gesagt: Er habe keinen Schaden für die Kinder gesehen.

Aufgewachsen in einem "kirchlich-religiösen, nicht-christlichen" Elternhaus, wie der Mann es nennt, geriet der Sohn mit den Eltern ab dem Jahr 2004 immer wieder in Streit über die unterschiedliche Auslegung von Religion, wurde vom Vater "Spinner" genannt. Laut Axel H., der nach eigenen Angaben streng nach der Bibel lebt, und der nicht wollte, dass seine Frau enge Kleidung und kurze Haare trägt, habe sich seine Mutter in ihrer Verbindung zur Kirche "verrannt". Auskünfte über Kindheit und Jugend verweigerte er - außer, dass alles "ganz normal" gewesen sei.

+++Gutachter: Entführte Kinder waren nicht in Gefahr+++

Vor Gericht hat der 37-Jährige, der seinen 38. Geburtstag am Sonntag in der Untersuchungshaft erleben wird, mehrfach betont, die Trennungsabsicht seiner Frau akzeptiert zu haben. Geschieden sind die Eheleute allerdings noch nicht, seinen Ehering trägt Axel H. noch, und die Mutter seiner Kinder - von der er seit mittlerweile fast drei Jahren getrennt lebt - nennt er weiter "meine Frau". Die im Übrigen laufend lüge.

Auf die Frage des Richters, ob er das, was er getan habe, so noch einmal tun würde, antwortete er schlicht: Das ginge gar nicht. Denn er hätte kein Geld und würde nicht noch einmal an die Pässe der Kinder gelangen. Was er nicht sagte, aber allen Beteiligten klar sein dürfte: Wären die Bedingungen für ihn andere, hätte die Antwort anders ausgesehen. Der Prozess wird fortgesetzt.