Der Landkreis Lüneburg übernimmt die Federführung beim weiteren Ausbau des Wassertourismus auf dem Fluss in der Metropolregion Hamburg.

Lüneburg. Oh ja! Ein wenig mehr Tourismus, das hätten die Anlieger der Elbe wohl gerne. Bisher sind es vor allem Fahrradfahrer auf dem Elbe-Radwanderweg - Deutschlands beliebtester Fahrradroute - und Wohnmobilisten, die touristisches Flair in die Elborte des Landkreises Lüneburg tragen.

Und wo bleibt der Wassertourismus? Den hat jetzt ein neues Projekt für sich entdeckt, das unlängst im Hamburger Rathaus vorgestellt wurde. "Wir wollen die Entwicklung des Wassertourismus an und auf der Elbe in der Metropolregion Hamburg stärken", sagt Landrat Manfred Nahrstedt. Das Projekt trägt den Namen "Kurs Elbe. Hamburg bis Wittenberge". Ziel ist die Verbesserung der Rahmenbedingungen für die touristische Elbschifffahrt auf dem Flussabschnitt zwischen Hamburg und Wittenberge. Das Ziel vor Augen kooperieren erstmals miteinander die Landkreise Lüneburg, Harburg und Lüchow-Dannenberg, das Herzogtum Lauenburg, der Bezirk Bergedorf sowie die Landkreise Ludwigslust-Parchim und Prignitz. Die Gesamtkoordination liegt beim Landkreis Lüneburg.

Mit der Projektentwicklung beauftragt hat der Landkreis die Freizeit- und Tourismusberatung GmbH (ift) aus Köln. Ift-Geschäftsführer Jan Kobernuß kennt sich in der Region aus. Im Grunde kehrt der in Bad Bevensen gebürtige Geograf an alte Wirkungsstätten zurück, denn bis Anfang der 90er-Jahre war er stellvertretenden Geschäftsführer des Fremdenverkehrsverbands Lüneburger Heide. Nun also der Wassertourismus auf der Elbe.

300.000 Euro stehen für das Projekt zur Verfügung. Die Hälfte davon geht an die ift, die der Landkreis unter zehn Bewerbern für die Projektleitung ausgesucht hat. Dem Tourismusunternehmen zur Seite steht neben den Landkreisen auch die Flusslandschaft Elbe GmbH, die 2009 von den Landkreisen Lüneburg und Harburg gegründet worden ist. "Kreise und Flusslandschaft agieren im Rahmen des Projekts natürlich kostenfrei", sagt Ulrich Mentz, der beim Landkreis Lüneburg unter anderem für die Wirtschaftsförderung zuständig ist. Das Projekt wird mit rund 193 000 Euro aus dem Förderfond der Metropolregion Hamburg finanziert. Die weiteren Mittel werden durch die Partner aufgebracht. Das Ziel für 2014 lautet: Mehr Gäste, mehr Umsatz, mehr Wertschöpfung, mehr Profil für die Elbe und die Metropolregion.

"Wir sehen in den Häfen die größten Chancen, den Wassertourismus anzukurbeln", sagt Kobernuß. "Vornehmlich gilt es, die Qualität an der Schnittstelle zwischen Hafentourismus und Land zu verbessern." Vor allem die Gastronomie an Land müsse gestärkt werden. Kobernuß nennt als Beispiele die Sportboothäfen in Artlenburg und Bleckede, die keine Gastronomie hätten, die Besucher zum Verweilen im Hafen einladen würde. Und dies, obwohl maritime Atmosphäre immer ein Anziehungspunkt für Touristen sei.

+++Hamburg stellt Projekt für mehr Elbtourismus vor+++

Als weitere Kritikpunkte nennt Kobernuß die schlechte Ausschilderung von Sportboothäfen, Anleger, die zum Teil nicht barrierefrei seien, fehlende Parkplätze und mangelnde Infrastruktur sowie - von der Wasserseite - schwierige Ansteuerungen der Häfen, durch Schlick und Sandbänke bedingt.

Zweieinhalb Jahre bleiben Kobernuß und seinem Team Zeit, Vorstellungen und Wünsche der Anlieger umzusetzen und für das Marketing-Konzept zu gewinnen. So sind schon jetzt zwei ift-Mitarbeiter regelmäßig vor Ort. "Erste Gespräche mit Reedern und Kommunen sind bereits geführt", so der Kölner Gesellschafter. Eingebunden werden zudem örtliche Tourismusorganisationen und Unternehmen, das Biosphärenreservat, Naturparks und die Hamburg Marketing GmbH.

Die Frage dabei ist stets: Wie lassen sich unterschiedliche Anliegen verbinden? Tatsache ist, dass vor allem der Fluss selbst als unverbauter Strom mit Auwäldern und dem Biosphärenreservat touristische Hauptattraktion ist. Punktziele wie Museen, Kirchen oder Städte sind eher rar. Deshalb gilt es vor allem, ein Netzwerk zu knüpfen.

So wünschen sich Radfahrer auf ihrer Tour Richtung Hamburg oder Wittenberge die Möglichkeit, die Elbe zu überqueren oder sogar ein Stück den Fluss hinauf oder hinunter schippern zu können. Ein Problem dabei ist, dass die meisten Reedereien in der Region im Rahmen von Ausflugsfahrten vornehmlich Charterreisen anbieten.

"Die Mitnahme von Radlern auf Ausflugsschiffen ist bisher noch ohne Bedeutung", sagt Kobernuß.

Es gibt erste Ansätze, auf denen das neue Projekt aufbauen kann. So hat Artlenburg nach Aussage von Bürgermeister Rolf Twesten in den Ausbau des Sportboothafens 360 000 Euro investiert. "Es ist der größte Sportboothafen in der Region mit 210 Liegeplätzen", sagt Twesten. Beim Ausbau seien unter anderem weitere Sanitäranlagen und Slipanlagen für Boote entstanden. Waschmaschinen und Trockner stehen für die Bootseigner zur Verfügung.

+++Gefragt ist sanfter Elbe-Tourismus+++

Oder die "Maritime Landschaft Unterelbe", von Kobernuß als vorbildlich bezeichnet. Das Naherholungsgebiet erstreckt sich von den westlichen Toren Hamburgs bis zur Mündung in die Nordsee. Ihr gehören 23 Elbanrainerkreise, -städte und -gemeinden aus Niedersachsen und Schleswig-Holstein an. Ein Anliegen der Arbeitsgemeinschaft ist es, die Elbe und ihre Nebenflüsse als attraktives Segel- und Wassersportrevier zu sichern.

Darüber hinaus gibt es auch einzelne Unternehmen, die einen Beitrag zum neuen Netzwerk leisten können und schon jetzt entsprechende Angebote bereithalten. Dazu gehört die Artlenburger Reederei Wilcke. "Wir sind ein wichtiger Baustein im Tourismusangebot des Flusses", sagt Birgit Wilcke. Die Reederei bietet mit ihrem Fahrgastschiff "Lüneburger Heide" zahlreiche Fahrten auf der Elbe an, auch für geschlossene Gesellschaften. Von Lauenburg aus führen Reisen in den Hamburger Hafen, auf den Elbe-Lübeck-Kanal, nach Hitzacker und zum Gasthaus Zollenspieker.

Bei der Reederei finden Radwanderer sogar die begehrte Mitfahrgelegenheit. "Das Programm steht, allerdings mangelt es an einer professionellen Vermarktung", sagt Wilcke. Derzeit übernimmt die Artlenburgerin auch die individuelle Reiseberatung: "Wir suchen in Eigenarbeit Zugverbindungen für die Gäste heraus, bieten Infos zu Mölln und Hitzacker und dem Biosphärenreservat an." Neue Kunden kommen vor allem aufgrund von Mund-zu-Mund-Propaganda. Birgit Wilcke hofft nun, dass das neue Projekt für weiteren Zulauf sorgen wird. "Neue Zielgruppen zu erschließen, ist für uns alleine nicht möglich", sagt die Artlenburger Reederin. "Wir wollen auch überregional bekannt werden. Dabei hoffen wir auf die Hilfe durch das länderübergreifende Projekt."