In der Serie “Mein Wirt“ stellen wir Wirte vor, die Einkauf, Küche und Service selber machen. Heute: Hans-Walter und Carsten Nolte.

Lüneburg. Seit 106 Jahren ist die Gasthausbrauerei und Brennerei Nolte in Familienbesitz, seit mehr als 20 Jahren steht Hans-Walter Nolte hinter dem Tresen an der Dahlenburger Landstraße. Und nicht nur der Service ist fest in der Hand der Familie. "Bier und Schnaps werden bei uns selbst gebraut. Das Bier gibt es in drei verschiedenen Sorten, wobei die dritte Sorte je nach Jahreszeit wechselt", sagt Nolte.

Klangvolle Biersorten wie das "Sommerloch-Bier" kommen dabei in den Ausschank und bieten Abwechselung. "Mit unseren beiden Brauern denken wir ständig über neue Varianten nach", sagt Nolte. Und auch bei den insgesamt zehn Sorten verschiedener Schnäpse wird gerne einmal etwas Neues ausprobiert.

Überhaupt, Hans-Walter Nolte ist Neuerungen gegenüber aufgeschlossen: Sohn Carsten hatte die Idee, den Gästen vermehrt regionale Produkte anzubieten - und das läuft gut. "Fleisch von Neuland, Elbfisch aus Hoopte, Obst und Gemüse aus der Region, und der Kaffee, die Lünebohne, ist fair gehandelt. Das kommt auch bei den Gästen gut an. Es liegt im Trend und gibt ein gutes Gefühl", darin sind Vater und Sohn Nolte sich in ihren Ansichten sehr einig.

Auch in Sachen Kulturprogramm gibt es in der Gasthausbrauerei keine zwei Meinungen. Sohn Carsten bietet an jedem letzten Sonnabend im Monat im großen Saal Musik oder Theater, und das darf auch ruhig mal ein bisschen schräger sein. Olli "Dittsche" Dittrich war mit der Band "Suzy & the Seniors" da - Ingo, seinen Imbisswirt aus der Fernsehserie "Das wirklich wahre Leben", hatte er mitgebracht. "Die beiden sind ganz locker, total natürlich", sagt Hans-Walter Nolte.

Demnächst wird die Truppe an der Dahlenburger Landstraße wieder auf der Bühne stehen und die Musik der 60er-Jahre lebendig werden lassen. Carsten Nolte ist selbst Musiker, hat jahrelang Rock'n'Roll mit den "Peppones" gespielt.

Inzwischen hat er sich ein festes Netzwerk in der Musikszene aufgebaut. "Die Anfragen der Bands kommen zum Teil aber auch von allein. In Lüneburg gibt es eben nicht genügend gute Musikkneipen. Außer uns macht nur noch das Café Klatsch echte, handgemachte Live-Musik", sagt Carsten Nolte. Musik macht er selbst übrigens auch weiterhin: Mit seiner neuen Band "Naomi Sample" spielt er Elektropop und auch im familieneigenen Gasthaus sind sie ab und zu zu hören.

Seit dem Jahr 2008 steht der Termin in Sachen Kultur im Gasthaus Nolte fest auf dem monatlichen Veranstaltungsprogramm. "Musiker aus ganz Deutschland und ganz Europa waren bei uns schon zu Gast", sagt Carsten Nolte. "Das Publikum ist immer angenehm, wir haben eine ganz gemischte Altersstruktur quer durch die Bevölkerung. Von 18 Jahren bis deutlich älter, es ist alles dabei. Oft ist der Saal proppevolle", sagt Hans-Walter Nolte.

In Sachen Live-Musik werden nahezu alle Stilrichtungen bedient. "Nur deutsche Schlager sind schwierig, die höre ich selber nicht so gern", sagt Carsten Nolte. Ansonsten sorgt seine gute Organisation dafür, "dass auch die Band mit einem Lächeln auf den Lippen nach Hause geht"- und gerne wieder nach Lüneburg kommt.

Carsten Nolte kann sich gut vorstellen, eines Tages in Vaters Fußstapfen zu treten - wenn auch nicht nur, denn Carsten Nolte ist nicht ausschließlich im Familienbetrieb aktiv, sondern arbeitet auch als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Leuphana. Musik allerdings ist seine Leidenschaft, und deshalb möchte er das Musikprogramm im Gasthaus Nolte ausbauen. Anfragen von Musikern gibt es genug. "Unsere letzte Silvesterfete war schon im Oktober ausverkauft. Bis 3 Uhr morgens gab es Rock'n'Roll im Saal", erinnert sich Hans-Walter Nolte.

Als nächstes möchte er einen eigenen Parkplatz für seine Gäste schaffen. Denn nicht nur, wenn der Biergarten im Sommer voll ist, kann es mit der Parkplatzsuche schon mal schwierig werden. So oder so, Vater und Sohn gehen die Ideen noch lange nicht aus - so gibt es im Mai zum ersten Mal Besuch von Schauspielern der "Roten Rosen".

Einen Erich-Kästner-Abend mit Madeleine Lierck-Wien und Fabian Oscar Wien, den Stars aus der Fernsehserie, hat Carsten Nolte organisiert. Herr Könnig wird wieder Nostalgisches singen, und Bubi Elektrik hat seinen Auftritt zur Sommerloch-Gala am 4. August fest zugesagt. Und das, obwohl es ein echtes Sommerloch doch gar nicht gibt - jedenfalls nicht an der Dahlenburger Landstraße. Denn da geht immer was ab.