Wenn es eines Beweises bedurfte, dass Menschen Gruppenwesen sind - an diesem Wochenende wurde er eingelöst. Sei es bei Freizeitvergnügen oder im Protest gegen eine als falsch begriffene Politik, wenn Bürger gemeinsam auftreten, gelingt es schnell, sich Gehör zu verschaffen.

Umgekehrt gilt: Wer allein ist, steht schnell auf verlorenem Posten. Gerade Opfer von Verbrechen müssen diese Erfahrung immer wieder machen. Auch der 18-Jährige, der vor mehr als zwei Wochen von einer Gruppe junger Männer brutal zusammengetreten worden ist, war zunächst auf sich gestellt. Er hatte Glück - andere kamen ihm zur Hilfe und verhinderten, dass er noch schlimmer verletzt wurde. Nicht jeder macht diese Erfahrung. Denn das Wegsehen hat sich als Reflex durchgesetzt.

Das ist nicht nur Ausdruck von Furcht. Auch Gleichgültigkeit steht als Ursache Pate. Immer weniger Menschen scheinen begreifen zu wollen, dass sie hinschauen müssen und dass sie selber in Situationen geraten können, in der sie auf die Hilfe anderer angewiesen sind.

So gesehen ist die Menschenkette von diesem Wochenende ein ermutigendes Zeichen.