Im August wurden zwei Platten aus einem Gehweg in der Innenstadt gehebelt. Jetzt wurden sie nun ersetzt. Von den Tätern fehlt jede Spur.

Lüneburg. "Von den rund 20.000 Stolpersteinen, die in ganz Deutschland, Österreich, Ungarn und den Niederlanden verlegt wurden, sind bislang nur ganz wenige gestohlen worden. Hier in Lüneburg ist es leider passiert", so Jochen Fischer von der Initiative "Stolpersteine in Lüneburg". Es waren die ersten Stolpersteine zum Gedenken an die Opfer des Nazi-Regimes, die in Lüneburg im März 2005 vor dem Schuhhaus Schnabel in der Bardowicker Straße verlegt worden waren. Doch Anfang August hatten Unbekannte die Gedenksteine zu Ehren des Ehepaar Behr-Baden aus der Pflasterung gehebelt und gestohlen. Gestern Nachmittag wurden sie nun ersetzt.

Oberbürgermeister Ulrich Mädge und die Lüneburgerin Hanna Mann haben für die beiden mit Messingplatten versehenen Gedenksteine die Patenschaft übernommen. Sie und rund 25 weitere Lüneburger hatten für neue Steine gespendet.

Wie der Diebstahl an so einer belebten Straße überhaupt hatte passieren können, fragt sich Mädge immer noch und fordert "eine Kultur des Hinsehens". Hanna Mann war "sehr betroffen" von dem Diebstahl. "Die Verbrechen des Nazi-Regimes haben leider einen Teil meines Lebens geprägt", so die 69-Jährige, die während des Kriegs durch ganz Deutschland getrieben wurde. "Ich werde mich immer gegen das Vergessen und den Rechtsradikalismus einsetzten".

Zu der kleinen Gedenkfeier an der Bardowicker Straße hatte sie ihre Enkelkinder Mareike (6) und Alexander (10) mitgebracht, die gerade bei ihr Urlaub machen. "Die Kinder müssen wissen, was passiert ist und das Andenken an die Opfer in Ehren halten", so die Lüneburgerin.

Friedrich von Mansberg, Dramaturg am Theater Lüneburg, erinnerte an die Geschichte von Sally Baden und Lucie Behr-Baden. "Das Ehepaar betrieb ein Schuhgeschäft und lebten in dem Haus an der Bardowicker Straße 12." Sie wurden 1941 nach Riga deportiert und in Minsk ermordet.

Von den Dieben der ersten Stolpersteine fehlt immer noch jede Spur. "Die Polizei hat das Verfahren eingestellt", so Jochen Fischer bedauernd.