Der Bauausschuss spricht sich für einen moderaten Ausbau in Häcklingen und Rettmer aus. Ziel des Landkreises sei es, energieautark zu werden.

Lüneburg. Der Landkreis Lüneburg hat ein großes Projekt: In Zukunft sollen die Bedingungen für den Ausbau der Windkraft in der Region einheitlich festgeschrieben werden. Ein schlüssiges, für die gesamte Region gültiges Konzept soll es sein, das in Zukunft als "Teilplan Windkraft" für alle Mitgliedsgemeinden bindend im Regionalen Raumordnungsprogramm enthalten ist. "Voraussichtlich im Jahr 2014 soll der Teilplan Windkraft rechtswirksam werden", sagt Kreisrätin Monika Scherf, beim Landkreis zuständig für die Fachbereiche Ordnung, Umwelt und Bauen.

+++Gemeinden entscheiden+++

Die Bürger wurden online bereits einmal zu ihrer Meinung in Sachen Windkraft befragt - jetzt sind die Kommunen an der Reihe. Überall im Landkreis beschäftigen sich die politischen Gremien der Städte und Gemeinden derzeit mit der Frage: Soll die Windenergie moderat, großzügig oder restriktiv ausgebaut werden? Nur noch auf bestimmten, sogenannten Vorrangflächen soll nach dem "Teilplan Windkraft" die Errichtung neuer Anlagen möglich sein - doch wie sollen diese Flächen aussehen? Und wie viele davon soll es im Landkreis geben?

"Für ein Gesamtkonzept gibt es natürlich verschiedene Optionen, die jetzt in der Diskussion sind. Die Kommunen im Kreisgebiet befinden sich in einer Abstimmungsphase", sagt Monika Scherf. Der Abstand zwischen zukünftig neuen Windrädern und der Wohnbebauung, zu Bau- oder Naturdenkmälern, zu Wäldern und Naturschutzflächen - das alles muss im Teilplan Windkraft geregelt werden, und zwar einheitlich. "Auch Aussagen zum "Repowering", also zum Nachrüsten alter Anlagen, müssten getroffen werden, um Rechtssicherheit und eine Gleichbehandlung im Kreisgebiet zu gewährleisten", sagt Kreisrätin Monika Scherf.

Schließlich sind Windkraftanlagen ein prägendes Element in der Landschaft: Schon jetzt haben neue Anlagen Rotorblätter mit fast 130 Metern Durchmesser. Der Schattenentwurf und die Lärmentwicklung der Anlagen sind auch aufgrund ihrer ständig wachsenden Zahl und der inzwischen erreichten Höhe der Bauten für viele Anwohner ein rotes Tuch. In Lüneburg hat man sich deshalb für einen moderaten Ausbau der Windenergie entschieden. 1000 Meter Abstand zu Wohnanlagen sollen die neuen Windkraftanlagen mindestens haben - jedenfalls, wenn es nach dem Willen der Mitglieder des Bauausschusses in Lüneburg geht.

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"Dafür haben wir uns ganz bewusst mehrheitlich bei einer Stimmenthaltung entschieden", sagt Heiko Dörbaum (SPD), Vorsitzender des Bauausschusses. "Wir wollten den Abstand von 1000 Metern zum nächsten Wohnhaus eingehalten wissen, ansonsten könnten die Windräder bis zu 750 Meter an die Wohnbebauung heranrücken - das erschien uns zu dicht", sagt Dörbaum. Das Schutzgut Mensch soll Vorrang haben - so der politische Wille im Ausschuss.

Für Lüneburg hat die Entscheidung zur Folge, dass neue Windräder an die Neubaugebiete in Häcklingen und Rettmer nicht bis zu 750 Meter heranrücken dürfen - wenn die Mehrheit aller Mitgliedsgemeinden im Landkreis den Abstand von 1000 Metern zur Wohnbebauung ebenfalls gewahrt wissen will. Denn letztlich wird der neue "Teilplan Windkraft" nicht in der Stadt Lüneburg allein gemacht: "Das Votum der Mehrheit aller Mitgliedsgemeinden entscheidet. Und das letzte Wort hat der Kreistag", sagt Monika Scherf.

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Und noch ein zweiter Punkt wird den Ausschlag über den Ausbau der Windkraft geben: Der Landkreis Lüneburg will energieautark werden. Bis zum Jahr 2030 soll das Kreisgebiet unabhängig sein von Strom, der aus nicht regenerativen Quellen erzeugt wird. Wind, Wasser, Sonne und Biogas und Biomasse sollen dann ebenso wie Geothermie die Energieversorgung in der Region sicherstellen. "Sollten wir es mit dem jetzt beschlossenen Szenario für die Windkraft nicht schaffen, energieautarker Landkreis zu werden, so muss man über die ganze Sache eben noch mal reden" meint dazu Andreas Meihsies, der für die Fraktion der Grünen im Bauausschuss sitzt. Der Ansicht ist auch Heiko Dörbaum. "Ich gehe davon aus, dass wir mit einem moderaten Ausbau der Windkraft unser Ziel erreichen und energieautarker Landkreis werden können. Wenn nicht, so müssten wir die Lage noch einmal prüfen", sagt er.

Die Zeit dafür wird kommen: Bevor das Regionalraumordnungsprogramm in Sachen Windkraft eine bindende Satzung wird, werden die Kommunen nach dem derzeit laufenden, aufwendigen Planungsverfahren noch einmal zur abschließenden Stellungnahme gebeten. Und auch die Bürger werden sich dann noch einmal äußern können - dazu, wie sie sich die Landschaft von Morgen mit Blick auf Windräder vorstellen.