Im Juni geht das Kultur-Highlight zum letzten Mal über die Bühne. Es fehlt Geld und ein schlüssiges Konzept. Kinderkonzerte werden beibehalten.

Bleckede. Eine Tradition geht zu Ende: Zum letzten Mal läuft in diesem Frühjahr der Kartenverkauf für das Bleckeder "Elbschloss Festival - Mittsommer in Bleckede". Noch einmal werden in diesem Sommer vom 1. bis 3. Juni musikalische Highlights im Schlosshof zu hören sein - doch danach ist Schluss. "Seit 1976 gab es hier ein Musikfestival. Vorläufer des Elbschlossfestivals war der Bleckeder Frühling, der erstmals im Sommer 1976 als Open-Air-Musikveranstaltung stattfand", sagt Axel Schlemann. Er ist Marketingleiter der Biosphaerium Elbtalaue, die das Elbschloss managt. Der Hof bot in jedem Sommer die Kulisse für das Festival.

In bisheriger Form wird es das Festival im nächsten Sommer also nicht mehr geben - viele Gründe haben dazu geführt. "Die Rahmenbedingung für die Veranstaltung haben sich sehr verändert", sagt Schlemann. Nach Öffnung der Grenze zur ehemaligen DDR sei beispielsweise die Zonenrandförderung für Bleckede und die Region weggefallen. "Es war nicht einfach, neue Geldgeber für ein Musikfestival in Bleckede zu finden." Diejenigen, die wie das Land Niedersachsen als Fördermittelgeber in Frage kamen, machten eine eindeutige Positionierung der Veranstaltung zur Bedingung. Ein Schwerpunkt musste gefunden werden - so kam es zur Kooperation mit norddeutschen Musikhochschulen, die zwei Sommer lang Kultur in Bleckede machten.

Zum Publikumsmagneten wurde das Festival aber nicht - trotz großer Anstrengungen aller Beteiligten. "Es war ein hochklassiges Programm, aber es ist uns nicht gelungen, deutlich mehr Publikum herzuholen. Letztlich war der Aufwand zu groß für den erzielten Effekt", sagt Schlemann. "Es reichte einfach nicht, um das Festival in bisheriger Form auf Dauer zu halten."

Jetzt soll Bleckede ab Sommer 2013 zu einer Spielstätte der Musikfestspiele in Mecklenburg-Vorpommern werden. Die Beteiligten hätten bereits erste Gespräche geführt, bestätigt Landrat Manfred Nahrstedt (SPD). "Es gibt einen Vertragsentwurf für eine Kooperation über fünf Jahre. Der Landkreis wird die Veranstaltungen in Bleckede mit 20 000 Euro bezuschussen."

Der Vertrag wird demnächst mit der Stadt Bleckede abgestimmt. "Ich möchte, dass die Bleckeder als Vertragspartner dabei sind", sagt der Landrat. Einen Abstieg in die zweite Liga der sommerlichen Kulturevents sieht er nicht, obwohl die Veranstalter aus Mecklenburg-Vorpommern in Zukunft nur einen Abend in Bleckede gestalten werden. "Die Zahl der Konzerte sinkt nicht. Der Bleckeder Kultur- und Heimatkreis richtet weiter das Kinderkonzert aus, es wird das ganze Festivalwochenende wie bisher ein Musikangebot geben. Insbesondere von dem Konzert, das die Mecklenburger präsentieren, erhoffen wir uns viel Publikumszuspruch. Ich sehe nur Vorteile in der neuen Konzeption, insbesondere was das Marketing angeht. Dieses Musikfestival wird viel größer beworben, als das bisher möglich war", meint Nahrstedt. Unabhängig von den Festspielen sollen das Konzert für Kinder sowie das Preisträgerkonzert des Schülermusikwettbewerbs, den der Landkreis seit 2010 ausrichtet, beibehalten werden.

"Eine regelrechte Verschlechterung sehe ich für die Zukunft auch nicht, aber das Festival vergangener Jahre mit seinem breiten Angebot wird es nicht mehr gebe", sagt Jens Böther, Bürgermeister der Stadt. So entfalle beispielsweise das Mittsommernachtsfest. "Und ob wir die restlichen Elemente wirklich immer an einem Wochenende im Sommer einheitlich präsentieren können, steht noch nicht fest." Mit Sponsoren wie der Sparkassenstiftung sei er im Gespräch, doch was daraus werde, müsse sich zeigen. "Die Einbindung in das Musikfestival Mecklenburg-Vorpommern finde ich sehr gut, das Angebot wird hochwertig sein."

Als Standort für den Tourismus werde Bleckede nicht unter den Veränderungen leiden, meint Axel Schlemann. "Die Touristen kommen nicht in erster Linie der Kultur wegen. Die suchen Natur und genießen die Elblandschaft. Insbesondere der Fahrradtourismus ist für Bleckede ein wichtiger Motor." Die Gründung der Tourismus-Dachmarke Flusslandschaft Elbe, die sich um die touristische Vermarktung der Region kümmert, war ein wichtiger Schritt. "Es geht aufwärts seitdem. Es ist ein positiver Trend da, auch bei den Tagesgästen", meint Schlemann.

Ein Plus an Gastronomie existiert bereits - ein Brauhaus und das Bleckeder Fährhaus haben (wieder-)eröffnet. "Die Beherbergung könnte noch ausgebaut werden. Insbesondere ein Hotel mit drei Sternen und Kapazitäten für Busreisende fehlten", sagt Schlemann. "Aber insgesamt ist das Angebot deutlich breiter geworden."

Wer noch einmal das Elbschlossfestival in alter Form genießen möchte, kann das im Juni tun: Ein Highlight wird das Klassikkonzert mit dem Pianisten Justus Frantz sein, der mit der Geigerin Ksenia Dubrovskaya ein romantisches Programm für Klavier und Geige präsentieren wird.