Antifa und Jusos lehnen den Appell auf dem Lüneburger Marktplatz ab. Heute treten dort 500 Bundeswehr-Angehörige zu einer Feier an.

Lüneburg. Heute werden sie öffentlich empfangen: 100 Soldaten des in der Lüneburger Theodor-Körner-Kaserne stationierten Aufklärungslehrbataillons 3 der Bundeswehr sind aus einem Einsatz in Afghanistan zurückgekehrt. Die Stadt richtet in Anwesenheit geladener Gäste einen Empfang im Rathaus und anschließend um 16 Uhr eine Feier mit 500 Soldaten auf dem Marktplatz aus. Für morgen ist dann ein Tag der offenen Tür in der Kaserne am Fuchsweg geplant.

Mit Ritualen wie dem auf dem Marktplatz sollte Schluss sein, meint die Antifaschistische Aktion Lüneburg/Uelzen (Antifa) - und ruft im Internet zu einer Demonstration in Lüneburg auf. Öffentliche Appelle der Bundeswehr hätten in der Hansestadt eine unrühmliche Tradition. "Die in Lüneburg stationierten Militäreinheiten suchten immer wieder die Öffentlichkeit, um Zustimmung für ihre Kriegspolitik zu erlangen und Soldatentum und Krieg zu glorifizieren", heißt es in dem Aufruf der Antifa.

Kritisch steht auch der Vorstand der jungen Sozialdemokraten (Jusos)im Unterbezirk Lüneburg der öffentlichen militärischen Ehrung gegenüber. Er sieht in der Veranstaltung eine "heroisierende Zelebrierung militärischer Aktionen". Der Sinn öffentlicher Appelle sei es, die Akzeptanz des Militärs in der Gesellschaft zu verbessern - das geschehe hier mit Hilfe eines "historisch fragwürdigen Brimboriums".

+++ Zu Hause in einer unfriedlichen Welt +++

"Unsere Kritik bezieht sich allein auf diesen Appell, nicht an die Rückkehr der Soldaten aus ihrem Einsatz oder gar die Soldaten direkt. Wir fordern sogar, dass alle Soldaten aus Afghanistan nach Hause zurück dürfen", sagt die Lüneburger Juso-Vorsitzende Kamila Pienkos. Ein Kompromissvorschlag sei ein Rückkehrer-Appell in der Kaserne. Daran könnten alle Bürger, die das wollen, auch teilnehmen.

Auch für die betroffenen Soldaten selbst könnte eine Feier auf dem Kasernengelände günstiger sein als die öffentliche, von massiven Protesten begleitete Veranstaltung in der Stadtmitte, meinen die Jusos. "Die Soldaten kommen nach zweifelsfrei Traumata hervorrufenden Erlebnissen zurück und werden dann öffentlich einerseits geehrt, erleben aber andererseits regelrechte öffentliche Hassparolen. Kaum eine menschliche Psyche kann dies ohne einen Schaden überstehen. So kann unsere Gesellschaft mit den Menschen hinter den Uniformen nicht umgehen", heißt es in einer Presseerklärung der Jungpolitiker.

Der Wechsel des Veranstaltungsortes für den Rückkehrerappell löst das Problem für Olaf Meyer von der Antifa dagegen nicht grundsätzlich. "Die Rückverlegung solcher Veranstaltungen in die Kaserne könnte bestenfalls eine Zwischenlösung sein", meint er. "Wir stehen der Bundeswehr insgesamt kritisch gegenüber. Letztendlich geht es uns um die Abschaffung der Bundeswehr. Dann wären Rituale wie dieses auch gar nicht mehr nötig."

Eduard Kolle, SPD-Ratsmitglied und Bürgermeister der Stadt, sieht das anders. Als pensionierter Berufssoldat hält er es für wichtig, den Bundeswehreinheiten auch öffentlich Anerkennung auszusprechen. "Ich stehe zu unserer Bundeswehr", sagt er. Kolle hatte die Soldaten, die jetzt nach Lüneburg zurückgekehrt sind, auch nach Afghanistan verabschiedet.

"Ich freue mich, dass sie alle äußerlich unversehrt zurückgekommen sind. Für eine Garnisonsstadt wie Lüneburg sollte ein Ritual wie dieses dazugehören. Wenn wir Truppenstandort sein wollen, sollten wir uns auch öffentlich dazu bekennen", sagt Kolle. Zumal öffentliche Anlässe wie dieser seltener geworden sind, meint er. Seit die Bundeswehr sich in Richtung Berufsarmee entwickle, fielen die öffentlichen Gelöbnisse der Rekruten bereits weg.

Auch Gerhard Scharf, Mitglied der CDU-Ratsfraktion hält den Vorschlag, den Appell auf Bundeswehrgelände zu verlegen, nicht für zielführend. "Die Veranstaltung in der Kaserne abzuhalten, halte ich für keine gute Alternative. Die Soldaten haben einen harten Einsatz hinter sich. Sie haben ein Recht darauf, dass man ihren Einsatz würdigt"; sagt Scharf. "Ich bin mir sicher, dass die Mehrheit der Lüneburger zur Bundeswehr und zu diesem Standort steht - auch wenn sicher nicht alle Befürworter das auch durch ihre Teilnahme an der Veranstaltung auf dem Marktplatz zeigen werden."

Gerhard Scharf wird der Einladung zu der Veranstaltung folgen. "Die Soldaten machen einen anstrengenden Job, das tun sie nicht freiwillig. Lüneburg ist Garnisonsstadt. Wenn wir die Tradition einer öffentlichen Anerkennung der Truppe nicht aufrechterhalten, wer soll es sonst tun?"