Lüneburgs historischer Transportkahn liegt weiter im Hafen und wartet auf seine Jungfernfart, weil dem der versprochene Motor fehlt.

Lüneburg. Wenn es nach den Wünschen von Salzmuseums-Direktor Christian Lamschus geht, soll Lüneburgs Salz-Ewer schon bald auf der Ilmenau mit Touristen fahren. Doch daraus wird in nächster Zeit wohl nichts. Es fehlt ein Motor. Den zu spenden, hatte zwar das Motorenunternehmen Volkswagen zugesagt, doch VW lässt bislang auf sich warten.

"Bereits im vergangenen Jahr hat uns der Europaabgeordnete Bernd Lange zugesagt, sich für den rund 15 000 Euro teuren Bootsantrieb für den Ewer stark zu machen und sich mit VW in Verbindung gesetzt", sagt Lamschus. Passiert sei bislang allerdings nichts.

Der Nachbau des historischen Binnenschiffs war in den vergangenen zwei Jahren im Rahmen einer Qualifizierungsmaßnahme für junge Erwachsene mit geringen Berufsaussichten entstanden. Federführend für das Projekt "Salzwerkstadt" waren das Lüneburger Salzmuseum mit Leiter Christian Lamschus, der Arbeitskreis Lüneburger Altstadt um den Vorsitzenden Curt Pomp, Tischlermeister Michael Anders sowie die Volkshochschule Lüneburg, der Bildungsträger job.sozial und die Arge Lüneburg. Rund 80 junge Menschen waren an dem Ewerbau auf dem Platz vor dem Salzmuseum beteiligt, 36 bekamen am Ende einen Ausbildungsplatz.

Die historischen Ewer wurden gesegelt oder auf den Flüssen getreidelt, also von Pferdegespannen, die am Flussufer liefen, gezogen. Den Nachbau soll ein Motor antreiben. "Der Ewerbau ist ein tolles Projekt für Lüneburg, deshalb habe ich mich bei VW für einen Bootsmotor stark gemacht und eine Zusage des Unternehmens erhalten", sagt Bernd Lange, der für die SPD im EU-Parlament in Brüssel sitzt. Doch nun seien wohl technische Probleme aufgetaucht.

VW stellt neben Autos auch Bootsmotoren her, doch für den Ewer bedarf es offenbar eines anderen Kühlsystems als bei herkömmlichen Bootsmotoren üblich. "Das wäre für uns ein neues Entwicklungsprojekt. Wir müssten unseren Motor anpassen, und das würde entsprechend Zeit und Geld kosten", sagt Klaus-Peter Schindler von der Aggregat-Entwicklung bei VW in Salzgitter. Derzeit sei man mit Bernd Lange im Gespräch, ob für ein entsprechendes Projekt Fördergelder von der EU zu bekommen sind.

Christian Lamschus ist überrascht von der Entwicklung. "Wenn der Motor so nicht passt, dann sollte VW es uns doch überlassen, wie wir den Motor dann in den Ewer bauen. Deshalb haben wir ja versucht, uns direkt mit VW in zu Verbindung setzen."

Michael Anders, der auch für die technischen Fragen des Ewers Ansprechpartner ist, wundert sich über Volkswagen: "Ich segle seit 30 Jahren und habe selbst auch ein Motorboot. Der Ewer braucht nur einen normalen Yachtmotor. Klar, es gibt verschiedene Kühlsysteme, doch ein Einbau ist kein Problem." Anders vermutet, dass das Unternehmen einen Rückzieher machen will. "Ich habe mehrfach um einen Gesprächstermin mit Herrn Schindler gebeten, um die technischen Einzelheiten abzusprechen, doch hat sich nie jemand bei mir gemeldet." Anders und Museumsdirektor Lamschus setzen nun weiter auf Bernd Lange.

Der EU-Abgeordnete aus Hannover will innerhalb von zwei Wochen eine Lösung finden. Vom Wolfsburger Prestige-Unternehmen erwartet er zumindest eine große Spende. "Wenn VW keinen Motor mehr liefern möchte, dann wird es ein anderes Unternehmen tun. Der Ewer bekommt seinen Motor. So oder so", sagt der Europa-Politiker.