Schwarzenbek. Während die SPD auf einen Mix aus Erfahrung und Newcomern setzt, haben sich die Grünen für den Wahlkampf fast neu aufgestellt.

Die CDU hat ihr Personal für die Kommunalwahl im Mai bereits vor mehr als zwei Wochen benannt, jetzt haben auch die SPD und die Grünen vorgestellt, mit welchen Personen sie in den Wahlkampf ziehen wollen. FDP und FWS haben ihre Kandidaten noch nicht öffentlich präsentiert. Ob die in der laufenden Wahlzeit seit 2018 aus „Abweichlern“ von den Grünen neu formierte Wählergemeinschaft BfB wieder antritt, ist unklar.

Kommunalwahl im Mai: Rüdiger Jekubik ist Spitzenkandidat der SPD in Schwarzenbek

Nicht ganz überraschend ist die Tatsache, dass Bürgervorsteher Rüdiger Jekubik als Spitzenkandidat für die Sozialdemokraten antritt. Der 61-jährige pensionierte Polizeibeamte, der seit 1995 mit Ehefrau Claudia in Schwarzenbek wohnt, hatte bereits gegenüber unserer Zeitung seinen Anspruch angemeldet, in eine Verlängerung seiner Amtszeit gehen zu wollen – sofern die SPD stärkste Kraft in der Stadtvertretung wird. Allerdings hatte bei der Kommunalwahl 2018 noch die CDU die Nase vorn.

Eigentlich wäre es für Jekubik sogar eine dritte Amtszeit. Denn der Sozialdemokrat war bereits von 2017 bis 2018 nach dem Rückzug vom damaligen SPD-Vorsitzenden Konrad Freiberg aus der Politik zum Bürgervorsteher in der „Vor-Corona-Zeit“ gewählt worden. Nach der Kommunalwahl 2018 wollte er weitermachen, das lehnte die Mehrheit der Politiker aber ab und entschied sich stattdessen für den Grünen-Politiker Matthias Schirmacher. Im September 2020 – also gleich zu Beginn des zweiten Lockdowns – ist Jekubik erneut Bürgervorsteher geworden, weil Schirmacher das Amt nach seiner Niederlage bei der Bürgermeisterwahl gegen Norbert Lütjens niedergelegt hatte.

Das ist ein Teil der Kandidaten für die SPD: Niclas Dombrowski, Sigrid Binder, Candy Rudolph, Hauke Hilger, Rüdiger Jekubik, Candy Rudolph, Birgit Utescher-Drews, Marc Lier, Klaus Steincke, Cornelius Schneider-Pungs, Nils Hilger, Susanne Hilger, Heike Wladow, Heinz Werner Rose, Maik Picker und Jens Birkoben.
Das ist ein Teil der Kandidaten für die SPD: Niclas Dombrowski, Sigrid Binder, Candy Rudolph, Hauke Hilger, Rüdiger Jekubik, Candy Rudolph, Birgit Utescher-Drews, Marc Lier, Klaus Steincke, Cornelius Schneider-Pungs, Nils Hilger, Susanne Hilger, Heike Wladow, Heinz Werner Rose, Maik Picker und Jens Birkoben. © SPD Schwarzenbek | SPD Schwarzenbek

Überraschend ist, dass SPD-Urgestein Sigrid Binder auf Listenplatz 2 steht. Eigentlich wollte sich die 76-Jährige nach und nach aus der Kommunalpolitik zurückziehen. Zu den älteren Vertretern gehört auch Heinz-Werner Rose (73), der vor einigen Jahren von der Wählergemeinschaft FWS zur SPD gewechelt ist und aktuell als Erster Stadtrat den Bürgermeister vertritt. Er steht auf Listenplatz 5 und wird damit mit ziemlicher Sicherheit auch dem neuen Stadtparlarment angehören. Neu unter den Top-10 sind Hauke Hilger (Platz 6), Marc Lier (Platz 7), der kürzlich von der FDP zur SPD wechselte, sowie Neumitglied und Parteivorsitzender Candy Rudolph (Platz 8). Weit nach hinten gerückt ist Fraktionschef Maik Picker auf dem gerade noch ausreichenden Listenplatz 9.

Sicherheit ist der SPD wichtig, aber es wird auch weitere Themen geben

„Das Programm werden wir im März öffentlich vorstellen“, sagte Candy Rudolph. Einen ersten Aufschlag hatte die SPD allerdings bereits bei der Stadtverordnetenversammlung in der vergangenen Woche mit ihrem erfolgreichen Vorstoß für eine Videoüberwachung am Bahnhof gemacht. „Das Thema Sicherheit ist uns wichtig“, betonte der Stadtverordnete Calvin Fromm, der allerdings nicht erneut zur Wahl antritt.

Es muss sich jedoch zeigen, wie die Karten nach dem 14. Mai gemischt werden. Denn die SPD lag bei der Wahl 2018 mit 28,6 Prozent hinter der CDU (30,5 Prozent). Dass sie die Mehrheit stellt, hängt mit einem überraschenden Wechsel zusammen. Heike Wladow, ehemals CDU-Fraktionsvorsitzende in der 2018 endenden letzten Wahlperiode, war von ihren damaligen Parteifreunden übergangen worden, weil sie eigentlich Bürgervorsteherin werden wollte. Dieses Amt sahen aber viele Christdemokraten mit dem bis dato stellvertretenden Bürgervorsteher Roman Larisch (CDU) besser besetzt. Diese Entscheidung fand in ihrer Abwesenheit statt. Deshalb wechselte Heike Wladow zur SPD, wurde Parteimitglied und nahm ihr Mandat mit.

Wechsel von Politikern während einer Wahlperiode nicht unüblich

Das ist ein Vorgang, der in der Kommunalpolitik – und erst recht in Schwarzenbek – nicht unüblich ist. Es gab in der Vergangenheit diverse Wechsel in den Fraktionen, die immer wieder die Mehrheitsverhältnisse auf den Kopf stellten. Allerdings ist eine Kommunalwahl auch eine Abstimmung, bei der es mehr um Personen als um parteipolitische Entscheidungen geht.

Die „Bürger für Bürger“, die es bereits vor einigen Jahren schon einmal gab, haben sich in der laufenden Wahlperiode um das Ehepaar Wolfgang und Maike Thiel gebildet, die bei den Grünen ausgetreten sind. Mit dazu gehört Roswitha Bellmann, ehemals SPD-Vorsitzende und Stadtvertreterin, die bei der Wahl 2018 für die Grünen antrat und dann zur BfB wechselte. Damit schwand die Position der Grünen von fünf Stadtvertretern auf zwei.

Die Grünen wollen mit frischen Ideen punkten

Allerdings sehen sich die Grünen im Aufwind und wollen mit jungem Personal und frischen Ideen punkten. Nach dem Rückzug einiger erfahrener Mitglieder Anfang 2022 – gemeint sind damit der langjährige Fraktionschef, Bürgervorsteher und Bürgermeisterkandidaten Matthias Schirmacher und dessen Ehemann Oliver Panak – wurde die Lücke jedoch schnell gefüllt.

„Herausgekommen ist ein Mix aus drei Generationen, vom Sozialpädagogen bis zur Managerin, aus Zuzüglern und Einheimischen, die alle ein gemeinsames Ziel haben: die Zukunft von Schwarzenbek aktiv mitzugestalten“, sagt der Ortsvorsitzende Kolja Ronneberger. Genauso neu wie Ronneberger im Portfolio der Schwarzenbeker Grünen sind viele andere Newcomer.

Grüne treten mit absoluten Newcomern auf den ersten drei Listenplätzen an

Ein völlig neues Gesicht ist Spitzenkandidatin Imke Lüdecke (29), die in einem Wirtschaftsunternehmen für Umweltsysteme und Ressourcenmanagement zuständig ist. Diese Erfahrungen will sie einbringen. Auf Platz zwei steht Produktmanager Christian Wruck (50), der die Innenstadtentwicklung als zentrales Thema weiter verfolgen will. „Mit dem laufenden Verfahren zum Stadtentwicklungskonzept besteht gerade jetzt die Chance, die Weichen in Richtung kurze Wege und höhere Aufenthaltsqualität zu stellen“, sagt der 50-Jährige.

Grundschullehrerin Deike Winkler (28), kandidiert auf Platz drei uns setzt sich für eine Verbesserung der Lernsituation nach dänischem Modell ein, wie es gerade angestrebt wird (wir berichteten). Sie hat Erfahrungen in Kopenhagen mit dem dortigen Schulsystem gesammelt. „Es gibt einen unglaublichen Veränderungsdruck, der alle Lebensbereiche betrifft. Klimawandel, Energiekrise, Fachkräftemangel – letztlich werden die Folgen dieser Krisen auf die kommunale Ebene durchgereicht und wir müssen darauf Antworten finden“, erläutert Kolja Ronneberger die Ziele der Schwarzenbeker Grünen. Mit dabei, aber nicht mehr an führender Stelle, ist auch der bisherige Fraktionsvorsitzende Sven Kirbach, der sich zugunsten von jüngeren Parteimitgliedern auf eigenen Wunsch gerne aus der Fraktionsspitze zurückziehen möchte.