Interview: Ute Borchers-Seelig sieht sich als Impulsgeberin, will Perspektiven für die Stadt entwickeln

Die Mitglieder vom DHB Netzwerk Haushalt waren besonders neugierig: Deshalb zieht Bürgermeisterin Ute Borchers-Seelig morgen um 19 Uhr während der Jahreshauptversammlung in Schröders Hotel schon mal eine 100-Tage-Bilanz. Dabei ist die 55-Jährige dann erst 94 Tage im Amt, die "Schonfrist" (siehe grünen Infokasten) läuft erst am 10. März ab. Der Vorsitzende des Hausfrauenbundes dürfte besonders interessiert zuhören: Es ist Borchers-Seeligs Amtsvorgänger Frank Ruppert.

Anlässlich eines Festakts zum Besuch von Gastschülern aus Schwarzenbeks Partnerstadt Sierre (Schweiz) und angesichts des vollen Terminkalenders der Verwaltungschefin haben wir Ute Borchers-Seelig bereits gestern eine erste Bilanz ihrer Amtszeit ziehen lassen.

Frau Bürgermeisterin, während Sie morgen bei den Hausfrauen sind, sollten Sie eigentlich in den Vorstand der Aktivregion gewählt werden. Muten Sie sich nicht ein bisschen viel zu?

Borchers-Seelig:

Es gibt in der Tat im Augenblick sehr viele Termine. Am gleichen Abend ist auch noch eine Sitzung des Runden Tisches. Gewählt werden kann ich auch in Abwesenheit, beim DHB hatte ich schon lange zugesagt. In der Tat lag mein Dienstantritt in der Weihnachtszeit. Ich habe diverse Veranstaltungen besucht, bin jetzt viel bei Hauptversammlungen. Ich habe mindestens 20 Grußworte und fünf Reden gehalten.

Ihr Vorgänger war vor seiner Wahl auch Kämmerer. Er hat das Amt abgegeben, Sie nicht.

Wir haben mehrere Leitungsstellen nicht besetzt, unter anderem im Personalbereich und die des ehemaligen Juristen. Ich mute den Kollegen viel zu, deshalb trage auch ich diese Doppelbelastung.

Sie wollen trotz der hohen Arbeitsbelastung auch in der Aktivregion mitmischen. Wie viele Ämter haben Sie eigentlich neben ihrer Bürgermeistertätigkeit?

Ich finde es wichtig, dass die Stadt einen Vertreter in der Aktivregion hat. Außerdem bin ich im Vorstand der Kreismusikschule, im Aufsichtsrat der Stadtwerke und Vorsitzende des Schulverbandes. Ob ich mich im Städtebund engagiere, weiß ich noch nicht.

Haben Sie eigentlich noch Zeit für die Familie?

Wenig, aber die nutze ich intensiv. Meine vier erwachsenen Töchter kommen regelmäßig zum Frühstück nach Schwarzenbek. Über soziale Netzwerke halten wir Kontakt. Mein Mann begleitet mich oft zu Veranstaltungen, wenn das angebracht ist.

Bleibt da noch Zeit für Hobbys?

Nein, im Augenblick nicht. Nordic Walking und mein Training im Fitnessstudio musste ich aufgeben. Bleibt der morgendliche einstündige Spaziergang mit meinem Labrador Lovis. Wenn es geht, fahre ich auch mit dem Fahrrad zur Arbeit und erkunde darauf die Umgebung.

Seit wann wohnen Sie in Schwarzenbek?

Ich bin im September in den Krögers Kamp gezogen, seit 1. Oktober hier gemeldet und habe auch mein Kfz-Kennzeichen nicht mitgenommen - obwohl das jetzt geht.

Welches war die größte Herausforderung seit Ihrem Amtsantritt?

Ganz klar die Unterbringung von Flüchtlingen. Und das wird auch für den Rest meiner Amtszeit eine große Aufgabe bleiben.

Was kommt noch an großen Aufgaben auf die Stadt zu?

Für mich ist das Projekt Bildungszentrum ganz wichtig. Aber auch die Innenstadtplanung in Verbindung mit der Umgehung wird ein zentrales Thema.

Sehen Sie sich eher als Ideengeberin oder als ausführendes Organ der Politik?

Nein, ich möchte Impulse geben und die Politiker dafür gewinnen. Wichtig ist mir ein Stadtentwicklungskonzept, das die Perspektiven bis 2030 aufzeigt. Wir müssen wissen, wie sich die Bevölkerung entwickelt, wo Bauland entstehen kann, welche Infrastruktur wir benötigen und wo die Hauptverkehrsströme verlaufen werden.

Wie nehmen Ihre Bürgermeisterkollegen Sie als einzige Frau auf?

Sehr wertschätzend und aufmerksam. Nur der Kreis muss teilweise noch nachbessern: Schreiben gehen immer noch an den Bürgermeister der Stadt Schwarzenbek.