Interview: Bürgermeister Frank Ruppert erklärt die Gründe für seinen Rückzug

Nach Hans Koch (1950-1974), Ralph Schnack (1974-1992) und Gerd Krämer (1992-2002) ist Frank Ruppert der vierte hauptamtliche Verwaltungschef der Europastadt. Seit der vergangenen Woche ist klar: 2014 wird ein fünfter Bürgermeister hinzukommen. Ruppert hat in der Stadtverordnetenversammlung bekannt gegeben, nach zwölf Jahren nicht noch einmal für eine dritte Amtszeit kandidieren zu wollen. Redakteur Marcus Jürgensen hat mit Ruppert über seine Gründe für den Rückzug, seine Erfolge und Niederlagen und seine Zukunft gesprochen.

Herr Ruppert, eigentlich hatten Sie angekündigt, ihre Entscheidung erst im Januar bekannt geben zu wollen. Wieso haben Sie es schon jetzt getan?

Ich hatte genug Zeit, mir diese Entscheidung zu überlegen und mit meiner Familie zu besprechen. In der Stadtverordnetenversammlung hatte ich die Gelegenheit, alle Politiker informieren zu können. Zudem hatten wir einen Tag zuvor eine Personalversammlung, auf der es meine Mitarbeiter erfahren haben. Insofern war es ein idealer Zeitpunkt.

Sie sind erst 51 Jahre alt. Warum wollen Sie nicht noch einmal antreten?

Die Leitung der Verwaltung macht mir unglaublich viel Spaß. Das kann man wunderbar bis zum 65. Lebensjahr machen. Auch das Zusammentreffen mit den Bürgern ist interessant und bereichernd. In der Zusammenarbeit mit der Politik haben sich aber viele Dinge abgenutzt. Es ist letztlich die Summe vieler Puzzleteile, die sich über die Jahre zusammengefügt haben. Ein größeres ist die von den Stadtverordneten abgelehnte Bewerbung als Klimaschutzkommune. Wir hätten die Chance gehabt, als eine von drei Kommunen in ganz Deutschland Vorreiter in Sachen Klimaschutz zu werden - und das auch noch kostenlos. Wenn ich aber die Stadtverordneten bei wichtigen Themen nicht erreiche, macht es keinen Sinn mehr.

Ist denn die Konsolidierung kein Projekt, das Sie noch reizt?

Ich glaube, dass wir auf einem sehr guten Weg sind. 2012 haben wir den besten Jahresabschluss aller Zeiten erreicht und 2013 werden wir wieder einen Überschuss erzielen. Die Konsolidierung allein kann allerdings kein Ziel sein und dafür braucht es auch keinen Bürgermeister Frank Ruppert. Wir müssen vielmehr wieder Gestaltungsspielräume gewinnen durch Unternehmensansiedlungen und zusätzliche Gewerbesteuereinnahmen.

Ihr Rückzug hat auch nichts mit ihrem aktuellen Disput mit Bürgervorsteher Konrad Freiberg zu tun?

Nein, aber er ist noch neu im Geschäft. Manche Dinge kann er noch nicht wissen, andere kann er sich erarbeiten. Insofern muss er erst mal in der Kommunalpolitik ankommen.

Was würden Sie als ihre größten Erfolge bezeichnen?

Dazu gehören der Bau der Rettungswache, der neuen Marktschule, aber auch unsere China-Kontakte. Wir haben außerdem unglaublich viel in das Thema Bildung investiert, angefangen von der Centa-Wulf-Schule bis zum Gymnasium. Dabei haben wir sehr viel über modernes Gebäudemanagement gelernt. Allerdings ist die Bildungspolitik in Schleswig-Holstein in einem ständigen Umbruch. Heute gibt es keine Förderschulen mit eigenen Schülern mehr, sondern Förderzentren. Deshalb war die Entscheidung, das Gebäude für die Centa-Wulf-Schule nur anzumieten, damals richtungsweisend.

Und die größten Flops?

Ganz klar: Rainer Hartmann und seine Hallenbad-Pläne. Dazu gehört aber auch die Schließung des alten Hallenbades zu Beginn meiner Amtszeit. Und das Scheitern der Kiefaber-Pläne am alten Markt. Für die historische Situation der Innenstadt wäre dieses Projekt gut gewesen.

Und wie geht es nun weiter?

Zunächst geht es darum, die verbleibenden elf Monate mit Anstand zu Ende zu bringen. Wir werden den Weg der Konsolidierung weiter gehen und brauchen unbedingt eine Lösung im Kita-Bereich. Da mache ich mir die größten Sorgen. Es wird ausgesprochen schwierig, zum neuen Kindergartenjahr im August 2014 den Eltern und ihren Kindern eine Lösung anbieten zu können. Das Problem ist, dass bisher keine Beschlüsse gefasst wurden. Das war beim Jugendtreff anders. Da hat uns die Politik beauftragt, für maximal 250 000 Euro eine Lösung zu finden und wir haben das bewerkstelligt. Auch jetzt stehen wir in Kontakt mit diversen Trägern, die bereit wären, an unterschiedlichen Orten eine Kita zu betreiben - was uns fehlt, ist ein politischer Beschluss.

Werden Sie auch danach in Schwarzenbek bleiben?

Da meine Frau gerade eine neue Stelle ganz in der Nähe angetreten hat - zunächst einmal ja.