Lauenburg. Fachtagung der Elbanrainer in Magdeburg blickt auf die Elbeflut 2013 zurück und wie Kommunen am Rhein mit solchen Lagen umgehen.

Bei den derzeit niedrigen Pegelständen der Elbe ist Hochwasser kein Thema. Doch das kann sich schnell ändern: Wetterexperten sind sich sicher, dass die Extremwetterlagen zunehmen werden. Bei einer Fachtagung in Magdeburg, die vom Lauenburger Reinhard Nieberg mit vorbereitet wird, geht es zehn Jahre nach dem letzten Elbehochwasser um mögliche Katastrophenszenarien.

Der ehemalige Leiter des Lauenburger Stadtplanungsamtes ist zwar Anfang des Jahres in den Ruhestand gegangen. Als „Sonderbeauftragter“ vertritt Nieberg die Schifferstadt in der Hochwasserpartnerschaft der Elbanrainer, deren Geschäftsführung Lauenburg vor 15 Jahren übernommen hat. Gegründet wurde die Partnerschaft Elbe von damals 13 an der Elbe liegenden Kommunen in Magdeburg, heute sind es mehr als 70 Städte, Gemeinden, Kreise und Institutionen zwischen Bad Schandau und Geesthacht.

Zehn Jahre Elbehochwasser: Tagung der Elbanrainer-Kommunen

Auf der Tagung am 8 und 9. Juni in Magdeburg werden zwar keine Beschlüsse gefasst, aber Maßnahmen vorgestellt. Erwartet werden auch Referenten vom Rhein, die berichten, wie die Kommunen dort mit Hochwasserlagen umgehen. „Für uns ist es besonders wichtig zu sehen, was die anderen tun“, sagt Nieberg. Und für die Situation der Kommunen am Unterlauf der Elbe zu werben. „Nicht umsonst trägt der neue Flyer der Hochwasserpartnerschaft den Titel ‘Solidarität an der Elbe’“, so Nieberg.

In Hohnstorf warteten Paletten mit Sandsäcken 2013 auf ihre Verwendung: Die Altstadt von Lauenburg stand da schon unter Wasser.
In Hohnstorf warteten Paletten mit Sandsäcken 2013 auf ihre Verwendung: Die Altstadt von Lauenburg stand da schon unter Wasser. © BGZ | BGZ

Was passiert mit den Moldau-Kaskaden bei Hochwasser

Denn Hochwasser sei nicht gleich Hochwasser, so der studierte Stadtplaner: „Dresden hat eine Vorwarnzeit von zwei Tagen, in Bad Schandau an der tschechischen Grenze sind es vielleicht zwei Stunden, bis das Wasser kommt.“ Zwar müsse ein technischer Hochwasserschutz auch für die Lauenburger Altstadt realisiert werden, doch vorbeugende Maßnahmen seien eben nur im Oberlauf der Elbe möglich.

„Für uns ist es auch wichtig zu wissen, wie die Tschechen mit ihren Talsperren umgehen“, so Nieberg. Die sogenannten Moldau-Kaskaden dienen der Energieerzeugung, sind aber auch Trinkwasserreservoir vor allem für die Hauptstadt Prag. Gerade im Sommer müssen sie gut gefüllt sein, doch bei Starkregenereignissen können sie dann nicht regulierend eingesetzt werden.

„Die Sachsen haben ihre Lehren aus dem Hochwasser 2002 gezogen“

Das Hochwasser im Mai und Juni 2013 war vor allem für die Menschen in Lauenburg ein prägendes Ereignis. Es übertraf in Ausdehnung und Gesamtstärke das Augusthochwasser des Jahres 2002 und das bisherige Rekord-Sommerhochwasser des Jahres 1954. „Das Hochwasser hat uns damals gezeigt, dass die Sachsen ihre Lehren aus dem Hochwasser 2002 gezogen hatten“, sagt Nieberg.

Deiche wurden verbessert und erhöht. Dramatisch wurde es deshalb erst ab Barby in Sachsen-Anhalt, wo die Saale in die Elbe mündet. Denn auch die im Fichtelgebirge entspringende Saale führte Hochwasser. Entlang der Elbe und ihrer Nebenflüsse hielten Deiche den Fluten nicht mehr stand, Schäden in Millionenhöhe waren zu beklagen.

Deichbruch bei Fischbeck bewahrte Lauenburg vor Katastrophe

Zwischen dem 22. Mai und dem 2. Juni 2013 hatte es im Süden und Südosten Deutschlands sowie im Westen der Tschechischen Republik kräftigen Dauerregen gegeben. So fielen im Bergland Sachsens und Thüringens an vier Tagen großräumig Niederschlagsmengen von etwa 200 Litern pro Quadratmeter. Zu viel für den ohnehin schon vollgesogenen Boden. In Lauenburg herrschte hingegen schönstes Wetter, als am 5. Juni der Kreis Herzogtum Lauenburg Katastrophenalarm auslöste: Hunderte Einsatzkräfte und Freiwillige fingen an, Sandsäcke zu füllen.

Eine geplante Evakuierung der Altstadt wurde zunächst abgeblasen. Als dann aber Pegelhöhen von bis zu 10,15 Meter prognostiziert wurden – noch 30 Zentimeter mehr als beim Rekordhochwasser des Jahres 1855 –, wurden die Bewohner noch in der Nacht durch Sirenen geweckt und mussten ihre Häuser verlassen. Doch die Schifferstadt hatte Glück im Unglück: In Fischbeck war ein Deich gebrochen und hatte ein großes Wohngebiet überflutet. Dadurch stieg der Pegel in Lauenburg nur auf 9,60 Meter.

Die Stadt Lauenburg, vertreten durch ihren Sonderbeauftragten Reinhard Nieberg (l.) hat die Geschäftsführung der Hochwasserpatenschaft der Elbanrainer. Frank Mehr, Leiter des Amtes für Brand und Katastrophenschutz in Magdeburg, ist der Vorsitzende.
Die Stadt Lauenburg, vertreten durch ihren Sonderbeauftragten Reinhard Nieberg (l.) hat die Geschäftsführung der Hochwasserpatenschaft der Elbanrainer. Frank Mehr, Leiter des Amtes für Brand und Katastrophenschutz in Magdeburg, ist der Vorsitzende. © Landeshauptstadt Magdeburg | Landeshauptstadt Magdeburg

Die Hochwasserkatastrophe im Sommer 2013 habe deutlich gezeigt, dass Hochwasser und Starkregen Naturereignisse sind, gegen die es keinen absoluten Schutz gibt. Ein gemeinsames abgestimmtes Handeln und eine gut organisierte Vorsorge können jedoch die Auswirkungen mildern, so Nieberg. Zehn Jahre nach der Flut lädt die Flussgebietsgemeinschaft Elbe gemeinsam mit der Kommunalen Hochwasserpartnerschaft Elbe deshalb zur Hochwassertagung nach Magdeburg ein.

Fachexperten und kommunale Vertreter werden sich zum Thema „Hochwasserrisikomanagement im Elbegebiet – Erfahrungen und Ausblick“ austauschen. In der Veranstaltung soll auf die Erfahrungen aus dem Hochwasserereignis 2013 zurückgeblickt und Bilanz der schon durchgeführten Maßnahmen zur Verbesserung des Hochwasserschutzes seit 2013 gezogen werden. Vor allem soll aber auch nach vorn geschaut werden: Was ist noch zu tun? Sind Deicherhöhungen allein ausreichend? Wie können Bürger selbst vorsorgen? Denn, so Nieberg, ein effizientes Hochwasserrisikomanagement sei mehr ist als nur technischer Hochwasserschutz vor Ort.