Lauenburg. Der Liedermacher und Autor erzählt in seinem Buch Geschichten aus dem Leben. Und liefert sogar eine Liste an Schimpfworten.

„Moin, moin leve Lüüd, wie snackt Plattdüütsch hüüt ...“ Wenn Liedermacher Peter Paulsen die ersten Akkorde auf seiner Gitarre anschlägt, gibt es bei den Kindern kein Halten mehr. „Man sollte nicht glauben, wie schnell man die Lütten vom Handy weglocken kann“, sagt er. 40 Jahre lang unterrichtete der ehemalige Lehrer der Weingartenschule die Sprache, die ohne ihn in Lauenburg vielleicht bald ausgestorben wäre. Die ersten Kinder, denen er Plattdeutsch beigebracht hat, sind mittlerweile erwachsen.

Peter Pausen ist in Lauenburg ein Hansdampf in allen Gassen: Liedermacher, Plattsnacker und Musiker mit Leib und Seele. Er gehörte zu den Gründungsmitgliedern der Folk Rovers, die im vergangenen Jahr das Jubiläum ihres 50-jährigen Bestehens feierten. Er mag aber auch die ruhigeren Momente. Dann setzt er sich an seinen Schreibtisch und schreibt Geschichten. Manchmal wird daraus ein Buch. Sein neustes ist gerade erschienen: „Plattdüütsch in de School is uns nich egal“.

Peter Paulsen veröffentlicht neues Plattdeutsch-Buch

Der Titel hört sich fast ein bisschen trotzig an und ist möglicherweise auch so gemeint. Sein Kampf um Plattdeutschunterricht an den Schulen gleicht nämlich manchmal einem Kampf gegen Windmühlen. „Bis vor ein paar Jahren gab es an beiden Lauenburger Schulen Plattdeutschunterricht als Kursusangebot. Das ist jetzt leider eingeschlafen, weil sich das niemand mehr auf die Fahne schreibt“, bedauert er. Seinen ehemaligen Kollegen will er das aber auch gar nicht vorwerfen. „Die Schwerpunkte der Schulen liegen woanders. Da bleibt Traditionspflege schon aus Zeitgründen auf der Strecke“, hat er festgestellt.

Auf der anderen Seite gebe es aber Schulen, die auch heute noch Wert darauf legen, dass die Kinder die Sprache ihrer Urgroßeltern lernen. Seit 2014 leitet Peter Paulsen in der evangelischen Grundschule Gülzow die Plattdeutsch-AG. „Die Kinners heute haben noch genauso viel Spaß daran wie vor 40 Jahren“, hat er festgestellt. Er glaubt zu wissen, woran das liegt. „Beim Plattdeutschlernen haben die Schüler schnell Erfolgserlebnisse. Da es keine Zensuren gibt, entfällt außerdem der Leistungsdruck. Selbst schüchterne Kinder stehen bei den Auftritten selbstbewusst auf der Bühne, weil sie Anerkennung erfahren“, sagt der Pädagoge.

Autor und Liedermacher Peter Paulsen hat ein neues Buch veröffentlicht. Der ehemalige Lehrer wirbt für mehr Plattdeutsch-Unterricht in der Schule
Autor und Liedermacher Peter Paulsen hat ein neues Buch veröffentlicht. Der ehemalige Lehrer wirbt für mehr Plattdeutsch-Unterricht in der Schule © Elke Richel | Elke Richel

Kinder erzählen Geschichten, der Autor schreibt sie auf

Das Besondere an dem neuen Buch von Peter Paulsen: Die Anregungen für die Lieder und Geschichten kamen von den Kindern. So ist auch die Geschichte „Huusopgaven“ voll aus dem Schulleben gegriffen. Welcher Schüler kennt nicht den peinlichen Moment, die Hausaufgaben vergessen zu haben. Gut, wenn man dann eine passende Ausrede hat.

„Wat röögt sik in uns Goorn?“ war das Thema, zu dem die Lehrerin ausgerechnet Thomas fragte. Der schlug ein Heft auf und zählte auf, was im Garten seiner Eltern alles „flegt un krabelt in ehn Goorn“. Doch die Lehrerin bemerkte seinen hochroten Kopf und besah sich das Schulheft näher. Der plietsche Jung war um keine Antwort verlegen. „Dat steiht allens in mien Kopp, Fro Hansen“, beteuerte er. Ob er damit wohl durchgekommen ist?

Peter Paulsen ist ein Sammler. Die Erzählungen der alten Lauenburger sind ihm ebenso wichtig wie die die Geschichten, die die Kinder ihm aus ihrem Alltag berichten. Oft handeln die davon, wie sie sich mit ihren Großeltern auf Plattdeutsch unterhalten haben und die Eltern kein Wort verstanden haben. In seinem neuen Buch hat Peter Paulsen die Geschichten aufgeschrieben, die die Kinder ihm erzählt haben. Lieder sind natürlich auch dabei. Ohne seine Gitarre geht er nie in den Unterricht.

Peter Paulsen schlägt auch ernste Töne an

Aber Peter Paulsen schlägt auch ernste Töne an und schreibt über Dinge, die ihm am Herzen liegen. Den Song „Blowing in the Wind“ hat er umgedichtet: „Segg mi, wat is mit uns Öllern blots los? Keen Tied habbt se – mutt dat so ween? Segg mi, wat ist mit uns Kinner blots los? Worüm sünd se so veel alleen?“

Auch wer mit dem Plattdeutschen nicht so vertraut ist, hat Spaß an dem Buch. Schließlich liefert der Autor auch ein kleines Wörterverzeichnis mit. Die meisten Texte sind mit Augenzwinkern geschrieben. So auch die Liste mit den Schimpwöör op Plattdüütsch. Was ein „Striethamel“ ist oder ein „Klookschieter“ , wer eine „Bangbüx“ ist oder ein „Fuuljack“ – das wissen Kinder meist schon nach der ersten Stunde Plattdeutsch. Warum auch nicht? „De mehrsten Schimpwöör höört sik op Plattdüütsch gor nich so böös an“, findet der Pädagoge.

Das Buch „Plattdüütsch in de School is uns nich egal“, kann direkt bei Peter Pausen, Sonnental 20 erworben werden. Im Einzelverkauf kostet es 9,50 Uhr. Wer möchte, kann dazu eine CD mit den schönsten Songs des Lauenburger Liedermachers gleich mit erwerben. Zusammen kosten Buch und CD 18 Euro. Möglich ist es auch mit dem Autor die Lieferung von Klassensätzen zu vereinbaren.