Lauenburg. Um die Städtepartnerschaft zwischen Lauenburg und Boizenburg ist es still geworden. Doch die Wehren praktizieren sie – und Firma Mewa dankt.

Wenn die Lauenburger Feuerwehr zu einem Einsatz in das Lauenburger Industriegebiet gerufen wird, beschleicht die Retter ein mulmiges Gefühl: Wie schnell kann hier eine brenzlige Situation außer Kontrolle geraten. Das weiß man auch in den Chefetagen der dort ansässigen Unternehmen. Bei der Mewa ist es deshalb seit zehn Jahren gute Tradition: Immer zu Jahresbeginn gibt es einen Spendenscheck für die Lauenburger Feuerwehr. Seit 2021 wird die Summe allerdings geteilt: 2500 Euro erhält die Lauenburger Feuerwehr, über 2000 Euro dürfen sich die Retter aus der Patenstadt Boizenburg freuen.

Dass inzwischen auch die Boizenburger Wehr von der Spendenbereitschaft der Firma Mewa profitiert, lag an einem Jubiläum, das 2020 wegen der Corona-Pandemie nicht groß gefeiert werden konnte: Seit 1990 sind die Feuerwehren aus Lauenburg und Boizenburg kameradschaftlich miteinander verbunden. „Nach der Wende waren für die ­Kameraden dort viele Vorschriften neu. Sie mussten sich nicht nur mit den Zuständigkeiten der jeweiligen Bundesländer auseinandersetzen, sondern auch ihre Strukturen komplett anpassen“, erinnert sich Lauenburgs Wehrführer Lars Heuer.

Gemeinsame Großeinsätze über Ländergrenzen hinweg

Mittlerweile sind zwischen den Rettern beider Wehren auch persönliche Freundschaften entstanden. „Wir treffen uns alle fünf Jahre zu einem großen Fest, an dem auch die Bürger der beiden Städte beteiligt werden“, sagt Boizenburgs Wehrführer Christian Mundhenk. Wichtiger allerdings als die gemeinsamen Feiern sei die Tatsache, dass man sich im Ernstfall aufeinander verlassen könne, sind sich die beiden Wehrführer einig.

Bewiesen haben die Kameraden beider Wehren das schon oft. Bei Großeinsätzen spielt auch die Ländergrenze zwischen Schleswig-Holstein und Mecklenburg Vorpommern keine Rolle. Als bei der Mewa 1992 Flammen einen Teil des Werksgeländes zerstörten, waren die Kameraden aus Boizenburg mit vor Ort. In der Nacht zum 22. Dezember 2008 zerstörte ein Feuer den Dachstuhl der Boizenburger Stadtbibliothek unweit des historischen Marktplatzes. Bei diesem Einsatz halfen die Lauenburger Kameraden. Und als im Mai 2020 ein Produktionsturm der Firma Worlée ein Opfer der Flammen wurde, waren Boizenburger Retter ebenfalls mit im Einsatz.

Seit 1990 besteht die Städtepartnerschaft zwischen Lauenburg und Boizenburg. Offiziell ist es ziemlich still darum geworden. Doch für das Lauenburger Traditionsunternehmen Mewa hat die Partnerschaft eine ganz praktische Bedeutung: Über die Hälfte der rund 400 Mitarbeiter des Unternehmens stammt mittlerweile aus Boizenburg und Umgebung.