Lütau. Neben einem Landmarkt und vielen geöffneten Bauernhöfen war in Lütau nachhaltige Energiegewinnung durch Holzhackschnitzel Thema.

„Erntedank ist nicht nur der Dank für Feldfrüchte. Denn heute können wir auch Energie ernten – sei es als Holzhackschnitzel für die Heizungsanlage der Kirchengemeinde oder als Windenergie“, macht Kreispräsident Meinhard Füllner in seiner Ansprache die Bandbreite deutlich, die das Landeserntedankfest Lütau abdeckt. Mehr als 200 Menschen, darunter Landwirtschaftsminister Werner Schwarz, Landesbauernpräsident Klaus-Peter Lucht und die SPD-Bundestagsabgeordnete Nina Scheer, waren am Sonntagmorgen zum Erntedankgottesdienst nach Lütau gekommen.

Landeserntedankfest Lütau: Einweihung der Holzhackschnitzelheizung

Landeserntedankfest in Lütau: Stefanie Burmester vom Tannenhof in Witzeeze mit einer Auswahl von Kürbissen.
Landeserntedankfest in Lütau: Stefanie Burmester vom Tannenhof in Witzeeze mit einer Auswahl von Kürbissen. © Marcus Jürgensen | MarcusJürgensen

Nach knapp zehnjähriger Planung, Vorbereitung und Umsetzung beheizt die Kirchengemeinde ihre Kirche, Pastorat und Kita klimaneutral mit einer Holzhackschnitzel- und einer Solarthermie-Anlage. Das bedeutet, dass die Gemeinde 80 Prozent der Treibhausgasemissionen einspart – und zudem in der Energie-Krise nicht mehr vom Gas abhängig ist. Bereits im Herbst 2021 ist die knapp 830.000 Euro teure Anlage in Betrieb gegangen. Die Kirchengemeinde ist damit die erste, die das selbstgesteckte Ziel der Nordkirche, bis 2035 klimaneutral zu werden, erreicht hat.

Mit Knickholz aus Kirchenland wird die Kirche beheizt

Landeserntedankfest in Lütau: Hintern dem Heizhaus wird gezeigt, wie Holzhackschnitzel gehäckselt werden.
Landeserntedankfest in Lütau: Hintern dem Heizhaus wird gezeigt, wie Holzhackschnitzel gehäckselt werden. © Marcus Jürgensen | MarcusJürgensen

Neben dem Pastorat ist ein Heizhaus mit einer Holzhackschnitzel-Heizanlage entstanden, die aus eigenen Knickbeständen der Kirchengemeinde beschickt wird. Eine angrenzende Solarthermie-Anlage ergänzt das Wärmekonzept. Für die Beschickung stehen der Gemeinde acht Kilometer Knick zur Verfügung. 600 Meter Knick pro Jahr werden für die Anlage benötigt. Nach dem Festgottesdienst wurde die Anlage durch Bischöfin Kirsten Fehrs offiziell eröffnet.

Bischöfin mahnt: Verbraucher haben Klimaschutz in der Hand

Pastorin Johanna Lembcke-Oberem und Bischöfin Kirsten Fehrs (r.) winken den geschmückten Erntewagen zu.
Pastorin Johanna Lembcke-Oberem und Bischöfin Kirsten Fehrs (r.) winken den geschmückten Erntewagen zu. © Marcus Jürgensen | MarcusJürgensen

Sie hatte zuvor in ihrer Predigt Nachhaltigkeit thematisiert: „Wir dürfen nicht vergessen, dass wir als Verbraucher durch unser Verhalten den Klimaschutz in der Hand haben“, mahnte Fehrs unter anderem das Wegwerfen von Lebensmitteln an. Landwirtschaft müsse effizient produzieren, doch Verbraucher ebenso effizient mit Lebensmitteln umgehen, stimmte Minister Schwarz zu: „Lassen Sie uns alle Lebensmittelretter werden.“

Scharf verwahrte sich Lucht gegen Kritiker der konventionellen Landwirtschaft: „Wir produzieren nicht ideologisch, sondern an wissenschaftlichen Erkenntnissen orientiert.“

Kinder lernen, wie Apfelsaft hergestellt wird

 Isabel Velke war umlagert von Kindern, als sie mit diesen im strömenden Regen Apfelsaft herstellte.
Isabel Velke war umlagert von Kindern, als sie mit diesen im strömenden Regen Apfelsaft herstellte. © Marcus Jürgensen | MarcusJürgensen

Am Nachmittag bummelten mehrere Hundert Menschen durch das 780 Einwohner zählende Dorf. Höfe luden Schaulustige zum Besuch ein, dazu gab es einen Land- und Kunsthandwerkermarkt sowie Vorführungen in den Betrieben. Gepresst wurde gleich an zwei Orten: In der Lütauer Süßmosterei konnten Kinder Apfelsaft herstellen, im Lohnunternehmen Schütt wurden Strohballen zu Pellets gepresst. Die können als Streu oder Futter genutzt werden und in Biogasanlagen den Mais ersetzen, denn sie haben eine 20 Prozent höhere Ausbeute als gehäckseltes Stroh.