Lauenburg. Lauenburgs Museumsschiff dampft nach Hameln, wo es früher im Einsatz war. Wie man für eine Tagestour noch einen Platz an Bord ergattert.

Mit seinem eleganten, langgestreckten weißen Rumpf, den roten und grünen Farbakzenten ist der „Kaiser Wilhelm“ eine imposante Erscheinung. Die wenigsten wissen jedoch, dass der 122 Jahre alte Raddampfer, der seit 1993 ein Kulturdenkmal ist, auch mal anders aussah: Er war nämlich bis 1966 zeitweise rot und orange. Möglicherweise erinnern sich an der Weser noch Schaulustige an diesen „bunten“ Kaiser, denn das ist das Ziel, zu dem der Raddampfer am Mittwochmorgen aufgebrochen ist.

Stadtpräsident Wilhelm Bischoff überreicht Kapitän Markus Reich (l.) zum Abschied zwei Lauenburg-Fahnen für die Wesertour.
Stadtpräsident Wilhelm Bischoff überreicht Kapitän Markus Reich (l.) zum Abschied zwei Lauenburg-Fahnen für die Wesertour. © Marcus Jürgensen | Marcus Jürgensen

Fünf Jahre hatte die ehrenamtliche Crew die 19-tägige Weserfahrt geplant: „Eigentlich nur drei Jahre, denn wir wollten schon 2020 zur Weser fahren“, sagt der Lauenburger Reeder Markus Reich, Kapitän des Dampfers und Vorsitzender des Fördervereins. Im Jahr 1970 hatte eine ebenfalls ehrenamtliche Crew unter Leitung von Dr. Ernst Schmidt das ausrangierte Schiff von der Weser nach Lauenburg geholt – mit einer Sondergenehmigung der DDR-Regierung, denn den Elbe-Seitenkanal gab es damals noch nicht. Durch die Corona-Pandemie verzögerte sich die Jubiläumstour um zwei Jahre.

Mit 54 Fahrgästen an Bord ging es am Mittwoch, 13. Juli, über den Elbe-Seitenkanal zum ersten Etappenziel Bad Bodenteich. Über Hannover und Minden geht es dann auf die Weser, auf der der Dampfer einst für die „Oberweser-Dampfschiffahrt“ im Einsatz war. Von Sonntag, 17. Juli, bis zum Donnerstag, 28. Juli, ist der „Kaiser“ dann auf der Weser unterwegs, bevor es zurück nach Lauenburg geht, wo der Dampfer am Sonntag, 31. Juli, wieder festmachen soll. „Auf den Kanälen ist es unkritisch, wichtig sind für uns die Wasserstände auf der Weser“, sagt Reich: Mindestens 1,25 Meter sollen es dort noch bis Monatsende sein.

Von Lauenburgs aus werden 16 Fahrtage absolviert

„Auf der Weser sind einige unserer Fahrtage schon ausgebucht“, sagt Reich: „Es sind 16 Fahrtage an deren Ende wir dann mehr als 2500 Passagiere an Bord gehabt haben werden.“ Pro Tagestour zahlen Fahrgäste je nach Fahrtdauer zwischen 25 und 75 Euro (Kinder jeweils die Hälfte) inklusive Verpflegung. Smutje Jan Freystatzky, der ebenso wie viele andere ehrenamtliche Besatzungsmitglieder, einen Teil seines Urlaubs opfert, hat in den Großhandel-Märkten entlang der Route bereits Lebensmittel geordert: „In der Kombüse wird täglich frisch gekocht.“ Peter Velten und Michael Siemers begleiten den Dampfer als „Einkäufer“ mit einem VW-Transporter samt Anhänger, den die Reederei Reich zur Verfügung stellt. Im Anhänger wird zudem das Gepäck der Reisenden und der Crew transportiert.

Jan Freystatzky (r.) und Rainer Schnurre zeigen die extra für die Weserfahrt produzierten Magnete mit historischen Ansichten des Raddampfers.
Jan Freystatzky (r.) und Rainer Schnurre zeigen die extra für die Weserfahrt produzierten Magnete mit historischen Ansichten des Raddampfers. © Marcus Jürgensen | Marcus Jürgensen

Einige Besatzungsmitglieder übernachten sogar an Bord

Die Mehrzahl der 21-köpfigen Crew übernachtet ebenso wie die Fahrgäste, die mehrere Tage an Bord gebucht haben, an den Liegeplätzen in Hotels. Nur wenige Besatzungsmitglieder bleiben an Bord. Einer davon ist Ulrich Finke, der seit elf Jahren als ehrenamtlicher Decksmann mit dem Kaiser fährt: „Ich bin gelernter Binnenschiffer, arbeite jetzt in Lauenburg bei Worlée.“ Für die Weserfahrt hat sich Finke extra Urlaub genommen, teilt sich die winzige Kajüte im Vorschiff mit drei Kollegen: „Da ist nur Platz zum Schlafen.“ Drei solcher Kajüten gibt es an Bord. Wird es in denen zu warm, können die Besatzungsmitglieder aber auch auf dem Oberdeck übernachten.

Ralf Fehlhaber, Sylvia und Erhard Brandes (v.l.) kommen aus Bad Bevensen, steigen dort aus und sind dann auf der Weser wieder dabei.
Ralf Fehlhaber, Sylvia und Erhard Brandes (v.l.) kommen aus Bad Bevensen, steigen dort aus und sind dann auf der Weser wieder dabei. © Marcus Jürgensen | Marcus Jürgensen

Doch an Bord sind die Nächte kurz. Laut Fahrplan legt der Dampfer am Donnerstag, 14. Juli, schon um 6 Uhr in Bad Bodenteich wieder ab. Dann ist die Crew schon seit einer Stunde im Einsatz. Ohne Frühstück geht es dann auch für Barbara Lampe nach der Übernachtung im Hotel an Bord: „So früh morgens gibt es im Hotel noch kein Frühstück und außerdem wird bei uns immer gemeinsam an Bord gefrühstückt“, sagt die Kollowerin, die seit acht Jahren ehrenamtlich in der Kombüse mitarbeitet.

Wer noch mitfahren möchte – im Internet sind die Tagestouren aufgelistet

Ausschlafen können hingegen Kerstin und Gerhard Schütz: „Wir haben nur die Passage bis Bad Bodenteich gebucht, übernachten dort im Hotel und nutzen dann das 9-Euro-Ticket für die Rückfahrt.“ Die Hamburger kommen öfter nach Lauenburg und haben auch schon mehrere Touren mit dem „Kaiser“ unternommen.

Gerhard und  Kerstin Schütz aus Hamburg übernachten in Bad Bodenteich: „Wir fahren dann mit den 9-Euro-Ticket zurück.“
Gerhard und  Kerstin Schütz aus Hamburg übernachten in Bad Bodenteich: „Wir fahren dann mit den 9-Euro-Ticket zurück.“ © Marcus Jürgensen | Marcus Jürgensen

Sylvia und Erhard Brandes sowie Ralf Fehlhaber aus Bad Bevensen hatten schon eine Tour mit dem Raddampfer auf der Weser gebucht. Als das Trio dann erfuhr, dass der Dampfer auf seinem Weg nach Bodenteich auch einen Stopp in Bevensen einlegt, buchten sie auch diesen Törn noch spontan hinzu. Wer ebenfalls noch mitfahren möchte: Unter www.raddampfer-kaiser-wilhelm.de/Fahrplan.html sind alle Tagestouren aufgelistet.