Rolli-Experiment vorerst ohne Folgen

Manchmal ist es gut, den Blickwinkel zu verändern, um Dinge anders zu sehen. Das war auch das Ziel der Rolli-Experimente, zu denen die Interessengemeinschaft "Behinderte Menschen in Lauenburg" (IGBML) im Mai und September vergangenen Jahres geladen hatte: Nicht behinderte Lauenburger erfuhren im wahrsten Sinne des Wortes, welche Hürden Rollstuhlfahrer überwinden müssen. Auch Bürgermeister Andreas Thiede und Bürgervorsteher Bernd Dittmer machten dabei ihre persönlichen Erfahrungen in Sachen Barrierefreiheit. Praktisch ist seitdem jedoch nichts geschehen, um die Lauenburg behindertenfreundlicher zu machen.

"Ich wünsche mir, dass die Betroffenen mit konkreten Vorschlägen auf uns zukommen", hatte Dittmer nach dem Experiment gegenüber unserer Zeitung gesagt. Schlussfolgerungen oder gar politische Beschlüsse sind bislang nicht gefolgt.

Dabei hatte die Interessengemeinschaft dem Bürgervorsteher eine mehrseitige Mängelliste nebst Fotodokumentation übergeben. Insbesondere der schlechte Zustand von Fußwegen macht demzufolge Gehbehinderten und Rollstuhlfahrern in Lauenburg das Leben schwer. Aber auch auf fehlende Absenkungen von Bürgersteigen und ungeeignet platzierte Behindertenparkplätze machten die Interessenvertreter aufmerksam.

Gelandet ist die Mängelliste schließlich bei Bauamtsleiter Reinhard Nieberg. "Natürlich ist mir der durchaus schlechte Zustand einiger Lauenburger Straßen bekannt. Gleichwohl bin ich Ihnen dankbar, wenn Sie mich auch auf besonders gravierende Fälle aufmerksam machen", schreibt er an die Sprecherin der IGBML, Susanne Salamon. Hoffnung auf grundlegende Veränderungen macht er jedoch nicht: Für die ordnungsgemäße Straßenunterhaltung fehle das erforderliche Geld.

"Dafür habe ich Verständnis, schließlich ist die schwierige Haushaltslage der Stadt bekannt", sagt Susanne Salamon. Trotzdem wäre es wichtig, ein sichtbares Zeichen zu setzen. "Unsere Rollstuhlfahrer hatten große Hoffnung auf die Experimente gesetzt und sich über das Interesse von Bürgervorsteher und Bürgermeister sehr gefreut. Es wäre ein fatales Signal, wenn das keine Folgen hätte", sagt sie.

Der Bauamtsleiter gibt einen Tipp: "Bitte sprechen sie mich oder die Kollegen in den Fachabteilungen direkt an. Häufig kann dann auch schnell reagiert werden."