Erfahrungsaustausch: Jugendgruppe aus der künftigen türkischen Partnerstadt Tokat zu Gast

Genau genommen sind Tokat und Lauenburg ein ziemlich ungleiches Paar: die anatolische Großstadt und die kleine Stadt an der Elbe. Und doch bahnt sich zwischen beiden eine türkisch-deutsche Liaison an: Die Lauenburger Politiker haben einstimmig für eine Städtepartnerschaft gestimmt, und auch aus Tokat kommen positive Signale.

Schwer zu sagen, ob den Jugendlichen der beiden Städte solche politischen Entscheidungen wichtig sind. Jedenfalls haben die 15- bis 18-jahrigen Schülerinnen und Schüler auch ohne Unterschrift auf dem städtepartnerschaftlichen Vertrag viel Spaß miteinander. Seit Dienstag wohnen 13 deutsche Jugendliche mit ihren zwölf türkischen Altersgefährten und einer Handvoll Betreuer in der Jugendherberge am Sportplatz, um von dort aus zu Entdeckungsreisen aufzubrechen.

Den Jugendaustausch eingefädelt hat Ayhan Sancak, der einige Jahre in Lauenburg als Lehrer für türkische Kultur unterrichtete. Inzwischen lebt er wieder in Tokat und lehrt dort am anatolischen Gymnasium. Da sich Sancak in Lauenburg auch außerhalb seines Unterrichtes für die Jugendarbeit engagierte, sind seine Verbindungen nach Lauenburg nie abgerissen. Mit seiner Begeisterung für die deutsche Stadt an der Elbe steckte er nicht nur Schulleiter Abdullah Gürbüz an, sondern sogar die Verwaltung der anatolischen Großstadt.

Erste Fühler in Sachen Städtepartnerschaft hatte im vergangenen Jahr eine Delegation Lauenburger Jugendarbeiter ausgestreckt. "Die Gastfreundschaft, die wir in Tokat erlebten, war überwältigend", erinnert sich Stadtjugendpflegerin Friederike Betge.

Allerdings muss sich das Organisationsteam für den Aufenthalt der türkischen Jugendlichen auch nicht verstecken: Bis Mittwoch nächster Woche stehen der Serengeti-Park, der Reichstag in Berlin, eine Fahrt nach Hamburg und ein Besuch bei Kreispräsident Meinhard Füllner auf dem Programm. Sicher ein besonderes Erlebnis: Am "Kurs Elbe.Tag" am kommenden Sonntag werden die Jugendlichen auf dem historischen Raddampfer "Kaiser Wilhelm" die Schiffsparade anführen.

Bei allem Spaß soll es aber auch einen deutsch-türkischen Erfahrungsaustausch geben. Das jedenfalls wünscht sich Stadtrat Jens Meyer, der die Jugendlichen am Mittwoch im Schloss empfing. Er hat da auch schon ein Thema im Auge, das in Lauenburg schon lange auf der Tagesordnung steht: In der Stadt Tokat gibt es ein Jugendparlament. Nichts Ungewöhnliches in der Türkei: In größeren Städten ist das sogar gesetzlich vorgeschrieben.