Tradition: Freitag und Sonnabend feiert die Lauenburger Schifferbrüderschaft von 1635 ihr Jahresfest

"Freunde in der Noht, gehen 20 auf ein Loht, sollte es aber ein harter Stand sein, so gehen wohl hundert auf ein Quentlein." Dieser Leitspruch stammt aus dem "schweinsledernen Buch" von 1687, nach dessen Statuten sich die 1635 gegründete Lauenburger Schifferbrüderschaft auch heute noch richtet. Not war damals der Anlass für die Gründung. Die in Lauenburg grassierende Pest und der Dreißigjährige Krieg (1618 bis 1648) forderten auch unter den Schiffern ihre Opfer. Die Brüderschaft verpflichtete sich, verstorbene Mitglieder zu begraben und die betroffenen Familien zu unterstützen. Ein Brauch, der auch in der heutigen Zeit noch seine Gültigkeit hat - ebenso wie die Regeln für das Zusammenleben: Unpünktlichkeit, schlechtes Benehmen und auch der "Missbrauch mit dem Bier" stehen unter Strafe.

Doch so traurig der Anlass für die Gründung auch war - auf das Feiern wollten Schiffer nicht verzichten. Und so treffen sich die Mitglieder seit 1635 einmal im Jahr zur fröhlichen "Schipperhöge" - in diesem Jahr am 10. und 11. Januar - mit zwei Festbällen, dem feierlichen Umzug durch die Straßen der Stadt und den Rundgängen der "Lustigen Person", die Schifferfamilien, Kaufleuten und interessierten Bürgern, die um einen Besuch gebeten haben, die Neujahrsgrüße der Brüderschaft überbringt. Immer im Gefolge hat Frank Fischer, der im bunten Flickenkleid dieser Symbolfigur steckt, eine riesige Kinderschar. Sie bedankt sich mit lautem Hurra-Geschrei, wenn die "Lustige Person" die Dankesgaben der Besuchten - Süßigkeiten, Obst und Nüsse - "in die Grabbel" wirft. Die Rundgänge (Marschweg: siehe Kasten) beginnen am Freitag und Sonnabend um 8.45 Uhr an der Weingartenschule.

Offizieller Start der Höge ist am Freitag von 9 bis 12 Uhr. Dann müssen die Schifferbrüder im Mosaik erscheinen und ihre Jahresbeiträge in der geöffneten Lade abliefern. Von 12 bis 13 Uhr werden dann neue Mitglieder aufgenommen. Um der Überalterung Herr zu werden, hat die Gilde vor einigen Jahren die Statuten gelockert: Jeder Schifferbruder kann heutzutage die Patenschaft für einen Gast übernehmen, der dann - bei Gefallen am Festablauf und der Traditionspflege - im Folgejahr um Aufnahme bitten kann. So konnte die Mitgliederzahl mit 130 stabilisiert werden. Der Festball mit dem Umtrunk aus dem Willkommpokal beendet den Auftakt zur Höge.

Der zweite Tag beginnt um 12 Uhr mit der Hauptversammlung im Mosaik. Dabei wird es in diesem Jahr einen Wechsel an der Spitze der Brüderschaft geben. Der I. Ältermann Ernst-Wilhelm Schulze wird seine Amtskette turnusmäßig an den II. Ältermann Joachim Budnik weitergeben, dessen Nachfolger bleibt bis zum Versammlung ein Geheimnis. Zu den Regularien gehört auch die Prüfung der Kasse durch den Patron Andreas Thiede.

Um 14.30 Uhr starten die Zylinder-behüteten Schifferbrüder zum Ummarsch durch die Stadt. Erstes Ziel ist das Schloss, danach geht es durch die Altstadt zurück zum Mosaik, wo um 20 Uhr der zweite Festball beginnt. Unterwegs wird am Schloss, am Alten Schifferhaus und am Elbschifffahrtsmuseum halt gemacht. Dort spielt die Musik zum Tanz auf der Straße auf. Daran beteiligen sich auch die "Lustige Person" und die sie begleitenden Clowns.