Zu Gast bei “GoKi“: Ministerpräsident Torsten Albig über Marktchancen in China

Seit Jahren buhlt man in Schwarzenbek darum, dass sich chinesische Unternehmer mit einem Textilzentrum anzusiedeln. Und auch Lauenburg versucht, Kontakte nach Asien zu nutzen, um Investoren in die Stadt zu locken. Doch der Weg dürfe genau andersherum richtiger sein: Firmen aus der Region müssen verstärkt Asien als Markt für sich entdecken. Wie das gehen könnte, zeigt der Spielwarenhersteller Gollnest & Kiesel (GoKi) aus Güster. Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) informierte sich dort am Mittwochabend vor einer für die Zeit vom 16. bis 22. November geplanten China-Reise bei GoKi-Gründer Gerhard Gollnest. Für GoKi ist der asiatische Markt ein großer Wachstumsmarkt. "In Asien ist 'Made in Europe' sehr gefragt", so Gollnest.

"Ich habe natürlich nichts dagegen, wenn sich hier ein chinesisches Unternehmen ansiedeln möchte, aber wir wollen unseren Unternehmen von hier verstärkt zeigen, welche Möglichkeiten sich ihnen in China bieten", machte Albig bei seinem Besuch in Güster deutlich. Deshalb wird ihn eine 40-köpfige Delegation mit Vertretern aus der Wirtschaft, der Politik und der Wissenschaft begleiten. Im GoKi-Werk im chinesischen Jiaxing in der Provinz Zhejiang wird Albig die Endmontage eines Holzspielzeuges vornehmen, außerdem will er Standorte von vier weiteren Firmen aus Schleswig-Holstein im "Land der Mitte" besuchen. So sind die Unternehmen für Medizintechnik, Dräger und Euroimmun aus Lübeck, ebenso wie der Pumpenhersteller Sterling Sihi aus Itzehoe schon seit vielen Jahren erfolgreich auf dem chinesischen Markt aktiv. In Shanghai wird Albig die erste chinesische Tochtergesellschaft des Schiffbau- und Industriezulieferers Wiska aus Kaltenkirchen eröffnen.

Die Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Landes (WTSH) unterhält in China Informationsstützpunkte, um norddeutschen Unternehmern vor Ort bei Projekten mit Rat zur Seite zu stehen. "Für Mittelständler, die sich da neu umsehen, gilt es, viel zu beachten. Aber wie das Beispiel von Gollnest & Kiesel zeigt, die seit mehr als 30 Jahren in China aktiv sind, kann es sehr erfolgreich sein", sagt Albig. Gerade China sei, so Albig, ein Markt, der schnelll wohlhabend wird. Das Lohnkosten-Argument würde sich wegen steigender Ansprüche der Menschen verlieren. "Die Menschen gucken ganz genau, was beim Konsumverhalten in Europa als fein gilt. Das wollen die dann auch." Und diese Chance gelte es zu nutzen.

So praktiziert es bereits Gollnest & Kiesel. "Wir werden in einigen Jahren mehr nach Asien exportieren, als wir von dort importieren", meint Gollnest. Weltweit beschäftigt er mit seinem Partner Fritz-Rüdiger Kiesel mehr als 600 Menschen. Gollnest: "Selbst wenn wir in China oder Rumänien produzieren lassen, ist es ja so, dass wir hier davon profitieren und hier neue Arbeitsplätze schaffen."

Darauf setzt auch Albig. "Nicht nur fertige Produkte exportieren wir aus Schleswig-Holstein nach Asien, auch Materialien, die dort verarbeitet werden, liefern wir", sagte er. Und deren Produktion sichere in Schleswig-Holstein wiederum Arbeitsplätze, außerdem würden hier dann die Steuern gezahlt.

Auf dem Programm während der China-Reise stehen für die Albig-Delegation auch mehrere Besuche an Universitäten in Shanghai und Hangzhou sowie ein Treffen mit dem Gouverneur der schleswig-holsteinischen Partnerregion Zhejiang. Schleswig-Holstein und die Provinz Zhejiang sind seit 27 Jahren partnerschaftlich verbunden.