Tellerschnecke: Wenn Naturschutz einen grünen Logistikpark verzögert - Bezirk verteidigt sich

Die Zierliche Tellerschnecke verschafft Bergedorf seit gestern die zweifelhafte Ehre, in einem Atemzug mit der Elbphilharmonie genannt zu werden: Wie dort wird auch im Tierschutz-Wahn um die Schnecke im geplanten Gewerbegebiet östlich vom Curslacker Neuen Deich viel Geld nutzlos verpulvert - so meint der Steuerzahlerbund.

In seinem gestern erschienenen Schwarzbuch werden für Bergedorf zwar keine dreistelligen Millionenbeträge gebrandmarkt. Aber auch die hier bisher investierten 300 000 Euro für Gutachten und die Umsiedlung eines Teils der geschützten Schnecken-Population wird als unsinnig angeprangert. "Umweltschutz wird ad absurdum geführt, wenn ein grünes Projekt wie der hier geplante naturnahe Logistikpark durch Gesetze zum Schutz der Umwelt verhindert, zu lange hinausgezögert oder übermäßig teuer wird", sagt Lorenz Palte, Vorsitzender des Bundes der Steuerzahler Hamburg.

Bezirksamtsleiter Arne Dornquast hält dagegen: "Wir sind an die bestehenden rechtlichen Regelungen gebunden. Die Alternative zum Umsiedlungsversuch wäre der Verzicht auf Gewerbefläche und damit letztlich Verzicht auf Arbeitsplätze und Steuergelder in einem Umfang, der einem Vielfachen der Umsiedlungskosten entspricht. Dieser Verzicht wäre der leichtere, nicht der klügere Weg."

Tatsächlich ist bislang unklar, ob die Umsiedlung von bisher 40 000 Schnecken in die Vierlande gelungen ist oder vielleicht erneut in Angriff genommen werden muss. Mit einer Erschließung der 2008 initiierten Logistikparkflächen ist in jedem Fall aber nicht vor 2015 zu rechnen. Vermutlich sogar erst deutlich später.

Eine Kritik, die offenbar viele Bürger teilen. Beim laufenden Ranking auf der Internet-Seite (www.schwarzbuch.de) kam die Posse um die Bergedorfer Tellerschnecke gestern immer wieder unter die Top Ten der rund Hundert vom Steuerzahlerbund im Schwarzbuch 2013 aufgelisteten Steuerverschwendungen. Weitere Favoriten sind etwa die Fledermausbrücken von Biberach. Für 400 000 Euro baute die baden-württembergische Stadt zwei eigentlich nutzlose Brücken über die neue Umgehungsstraße. Hintergrund ist die Annahme, dass die vielen Fledermäuse im von der Straße durchschnittenen Waldgebiet die Brücken als Orientierung nutzen, um die Fahrbahn zu überfliegen. Auch das Hinweisschild zur Kanalfähre von Siebeneichen bei Büchen wird im Schwarzbuch beanstandet.