Konzept: Kiel sieht sich jetzt in der Pflicht, die Unterstadt wirksam zu schützen

100 Häuser beschädigte das Hochwasser der Elbe während der Flut im Juni. Das Wasser richtete Millionenschäden an. Da, wo noch vor zwei Monaten Sandsackfüllstationen eingerichtet waren, sind alle Spuren der Katastrophe wieder verschwunden. "Es ist aber nicht so, dass der Rückgang des Wassers dazu führte, das alles wieder in Ordnung ist. Jetzt geht die Arbeit für viele Betroffene erst los", sagte gestern Ministerpräsident Torsten Albig nach seinem Rundgang durch die Altstadt. Er hatte Bürgermeister Andreas Thiede und den amtierenden Landrat Jens Meyer an seiner Seite und die ganze Landesregierung dabei.

Gut, dass sowohl Albig, wie auch Umweltminister Robert Habeck (Grüne) und Innenminister Andreas Breitner (SPD) die dramatische Situation während der Flut mit eigenen Augen gesehen hatten. "Ich habe noch in guter Erinnerung, wie hier geschuftet wurde", sagte Habeck und lobte die Verantwortlichen für ihre Arbeit. Mit einem Ehrenzeichen - einer Anstecknadel in den Landesfarben - will sich das Land bei den Helfern bedanken. Eine ähnliche Nadel hatte es auch schon bei der "Jahrhundertflut" 2002 gegeben. Die war in Lauenburg allerdings einen Meter niedriger ausgefallen als das Hochwasser im Juni.

"Die Bemessungsprognosen für Hochwasser müssen überprüft werden", mahnte Habeck. Bei drei Jahrhunderthochwassern an der Elbe in einem Jahrzehnt sei etwas nicht korrekt, so Habeck. "Bisher ist der Schutz der Altstadt vor Hochwasser unzureichend. Deshalb wollen wir es jetzt wissen", begründete der Umweltminister die Unterstützung des Landes zur Erstellung des von der Stadt geforderten Realisierungskonzepts. "Wir nehmen uns die Zeit, die wir eigentlich nicht haben", räumte Habeck ein. Doch nichts sei schlimmer, als jetzt überhastet eine Schutzmauer zu errichten, die dann bei der nächsten Flut zu niedrig wäre, hieß es. Habeck hofft bei der Umsetzung des Flutschutzes auch auf finanzielle Hilfe des Bundes. Lauenburg sagte er eine bis zu 80-prozentige Förderung durch das Land zu. Bisher sah sich Kiel immer nicht in der Pflicht, die Altstadt zu schützen.

Mit Dietmar Wienhold aus dem Umweltministerium richtete die Regierung die Funktion eines "Beauftragten" für die Anliegen der Stadt Lauenburg ein. Wienhold wird dem Kabinett Bericht erstatten. "Im nächsten Jahr können wir Butter bei die Fische machen", freut sich Habeck auf das Realisierungskonzept. "Wir wollen einen dauerhaften Hochwasserschutz herstellen", gab Bürgermeister Thiede die Richtung vor.