Überrumpelt: Geschichtsverein und Arbeitskreis Altstadt waren nicht informiert

Wie sich die Dinge gleichen: Nachdem Mitte der 90er-Jahre das Inventar der Lauenburger "Alten Rathsapotheke" an das Altonaer Museum ging, war der Aufschrei groß: In einem Schreiben an den Hamburger Senat mutmaßte Lauenburgs Bürgermeister Heinz Werner Albrecht damals kulturelles "Raubrittertum" seitens der Hansestadt. Jetzt hat Lauenburg wieder eine wertvolle Sammlung verloren: Die Exponate aus dem "Findorff-Haus" in der Elbstraße wurden am Mittwochabend klammheimlich abtransportiert. Wie schon beim Inventar der "Alten Rathsapotheke" hatte die Stadt zuvor viel Zeit ins Land gehen lassen, ohne sich ernsthaft um eine Alternative für die Präsentation der Sammlung zu kümmern. In beiden Fällen erkannten stattdessen auswärtige Einrichtungen den unterschätzten Schatz, der da in Lauenburg schlummerte.

"Am Mittwochabend rief mich die Besitzerin des Findorff-Hauses, Hanna Lehmbeck, an und teilte mit, dass soeben das Museum aufgelöst worden wäre. Sie selbst hätte den Mann, der die Exponate in sein Auto geladen hätte, weder gerufen noch gekannt", schildert der Vorsitzende des Heimatbund und Geschichtsvereins, Horst Eggert, den Moment, als er von der Aktion erfuhr. Er hatte schon im vergangenen Jahr bei der Stadt vergeblich dafür geworben, sich um einen angemessenen Platz für die Ausstellung zu bemühen. Wie berichtet, muss sich Hanna Lehmbeck aus gesundheitlichen Gründen von ihrem Haus trennen, in dem sie viele Dokumente über die in Lauenburg geborenen Brüder zusammengetragen hat. Der "Moorkommissar" Jürgen-Christian Findorff und der Kunstmaler Johann-Dietrich Findorff sind dadurch für viele Besucher des kleinen Museums untrennbar mit Lauenburg verbunden.

Aber auch in Iselersheim bei Bremervörde gibt es ein Findorff-Haus und wie die Recherche unserer Zeitung ergab, freut man sich dort gerade über die Exponate aus Lauenburg. Wer die Iselersheimer auf die Spur gebracht hat, ist allerdings völlig unklar. "Frau Lehmbeck ist überrumpelt worden", ist sich Eggert sicher. Auch Jörg Sönksen vom Arbeitskreis Altstadt ist schockiert: "Gerade hatten wir überlegt, die Ausstellung in der Alten Zündholzfabrik unterzubringen. Jetzt hat Lauenburg die Chance verpasst."