Altstadt: Bewohner sind in ihre Häuser zurückgekehrt - Kritik an frühzeitiger Evakuierung

Um in Zukunft entspannter leben zu können. "Es muss endlich etwas passieren. Wir können nicht wieder Jahre mit Diskussionen vergeuden. Das nächste Hochwasser wird sicher schneller und höher kommen als das, was wir in den vergangenen Jahren seit 2002 erlebt haben", warnt Wolf von Kleist, der Sprecher der IGEL-Gruppe, der "Initiativ-Gruppe Elbehochwasserschutz Lauenburg". "Und wenn die Maßnahme nun 20 Millionen Euro kostet, dann müssen sich Land und Bund eben um die Fördermillionen der Europäischen Union bemühen. Das ging ja in Hitzacker etwas elbaufwärts auch", so von Kleist.

Die Anwohner-Initiative IGEL engagiert sich bereits seit einigen Jahren für eine Verbesserung des Hochwasserschutzes für Lauenburgs Altstadt. Passiert ist bisher noch nichts. Die Stadt steht den Fluten der Elbe weiterhin schutzlos gegenüber. "Man müsste von der Hitzler-Werft bis zur Jugendherberge einen durchgängigen Schutz schaffen", sagt von Kleist. Die Voraussetzung dafür: Es müssten Spundwände vor der Altstadt in die Elbe gerammt werden, um eine höhere und breitere Promenade als den jetzt vorhandenen Spazierweg anlegen zu können. Die Elbe in Lauenburg steht normalerweise gut 4,50 Meter hoch, die Promenade ist keinen Meter höher. "Würden wir sie deutlich erhöhen, hätten wir die Gefahr bei den meisten Hochwasserlagen abgesichert und könnten unseren Touristen trotzdem den Weg an der Elbe bieten. Im aktuellen Zustand ist ja die Promenade die Hälfte des Jahres überflutet und gesperrt", erklärt von Kleist.

Droht dann ein Hochwasser, das das Niveau der geplanten Promenade überfluten würde, könnten mobile Schutzwände - ähnlich wie in Hitzacker - montiert werden. Dort wurde die 930 Meter lange Flutwand zusammen mit anderen Maßnahmen als Schutz für die Altstadt für 30 Millionen Euro realisiert.

Nachdem sich die Hochwasserlage zusehends entspannt, kommt auch immer öfter Kritik an der Evakuierung auf. Elbstraßen-Anwohner Hajo Krasemann bemängelt die "zu große Amtsvorsichtigkeit". "Bei dem Wasserstand von gut 9,60 Metern hätten viele der Evakuierten ihre Häuser locker halten können. Aber sie durften es nicht", sagt Krasemann. Er gehört dazu. Das Hochwasser lief ihm ins Erdgeschoss, richtete massive Schäden an. "Wenn ich meine Pumpe hätte nutzen können, wäre das nicht passiert", sagt er. Wie ihm geht es vielen Nachbarn. "Mit der Evakuierung wurden viele Chancen vertan", meint der Anwohner, der auch in IGEL engagiert ist. Bürgermeister Andreas Thiede hatte die frühzeitige Evakuierungsentscheidung bereits damit begründet, dass man nicht erst auf die Katastrophe hätte warten können. Dann wäre es zum Reagieren zu spät gewesen.

Mit einer Familie, die sich nachts ins Haus schlich und Pumpen auftankte, gab es dermaßen Ärger, dass die Polizei das Haus versiegelte. Der Siegelbruch wäre dann strafrechtlich verfolgt worden - dazu kam es aber nicht.

Derweil geht das Wasser der Elbe immer weiter zurück. Nach dem Höchststand der Flut am Dienstag mit 9,64 Metern lag der Pegel gestern Abend bei 8,80 Metern. Das Aufräumen ist jetzt in vollem Gange.