Hochwasser läuft ab: Seit Sonnabend dürfen die Bürger zurück in ihre Häuser

Seit Sonnabend sind die Anwohner damit beschäftigt, wieder Ordnung zu schaffen. Unterstützt werden sie dabei auch von Einsatzkräften der Feuerwehren und vom Technischen Hilfswerk.

"Lüften, lüften und nochmals lüften. Und dann zusehen, dass hier irgendwie Trocknungsaggregate ins Haus kommen", sagt Peter Perthun, der im "Alten Zollhof" an der Elbstraße lebt. Die mächtigen Gemäuer des liebevoll sanierten Hauses von 1713 haben zwar schon einige Hochwasser erlebt, doch erst in den vergangenen Jahren wurde es zu Wohnzwecken umgebaut und eingerichtet. Das Parkett aus Kirschholz im Erdgeschoss hat das Wasser regelrecht aufgesprengt, Türen und Treppen sind aufgequollen. "Das Wasser ist durch den Keller gekommen", weiß Perthun. Dort steht es auch immer noch.

Dasselbe Bild ein Stück weiter in der früheren "Rathsapotheke" von Wolf von Kleist. "Das Erdgeschoss ist zum Glück gerade so trocken geblieben. Die Apotheker hatten schon früher Geld, da hat man sich, und dafür kann ich heute nur dankbar sein, einen repräsentativen Sockel gegönnt", sagt von Kleist. Gegenüber ist Klaus-Peter Wiegmann zu Hause. Er stellte zuerst wieder die Blumenkästen vor seinen Erdgeschossfenstern auf. "Es muss etwas vor die Fenster, dann kehrt hier auch wieder Leben ein", sagte er. "Uns hat der Deichbruch bei Fischbek in Sachsen-Anhalt geholfen, sonst wäre das Wasser wohl deutlich höher gekommen", ist er überzeugt. "Wegziehen werde ich hier nicht", macht er deutlich.

Das kommt auch für Hajo Krasemann nicht in Frage. "Wir brauchen wohl sechs Wochen, ehe wir unser Erdgeschoss wieder nutzen können. Aber das geht schon irgendwie, wir wohnen so lange im Obergeschoss", sagt er. Knapp 30 Zentimeter hoch stand das Wasser im Haus. Der Lehmputz ist durchfeuchtet, der neu verlegte Holzboden aufgebrochen. "Die alten Dielen in der Küche haben das Wasser nicht so angenommen, die liegen noch", so Krasemann. Er plant, den erst 2008 eingebauten Putz abzuschlagen und dann neu anzubringen. Nur so wird er wohl den muffigen Geruch wieder los.

Die Rückkehr der Bewohner wurde von Bausachverständigen, die die Standsicherheit der vom Hochwasser betroffenen Gebäude prüften, sowie von Polizisten und Seelsorgern, die Beistand leisteten, begleitet. Die Aktion zog sich den ganzen Tag über hin. In den kommenden Tagen sollen nach und nach auch die Keller der überschwemmten Häuser durch die Feuerwehr leer gepumpt werden.

In der Elbstraße und in den Twieten türmen sich mittlerweile Sandsackberge und Sperrmüllhaufen. Die Stadtverwaltung organisiert gerade Sonderabfuhrtermine, um wieder klar Schiff machen zu können. Spezialcontainer für die Entsorgung durchfeuchteter und verdorbener Lebensmittel wurden bereits aufgestellt. Parallel dazu laufen an der Schleuse und an der Palmschleuse die Rückbauarbeiten für die Sandsackbarrieren gegen die Rekordflut. Die Hafenstraße samt Elbbrücke im Zuge der B 209 ist bereits wieder für den Verkehr freigegeben, der Zugverkehr zwischen Lüneburg und Büchen jedoch weiterhin unterbrochen.

"Eine Entspannung am Elbdeich tritt erst bei einem Wasserstand von 7,30 Metern ein", sagt Karsten Steffen, der Sprecher der Kreisverwaltung. Vermutlich wird erst dann auch der Katastrophenalarm wieder aufgehoben. Gestern Abend stand das Wasser der Elbe bei rund 8,80 Metern, am Dienstag waren es noch 9,64 Meter.