Hochwasser: Kanzlerin dankt Einsatzkräften - Planungen für Rückkehr der Evakuierten

Eine konkrete Summe, die sich Bund und Länder zu je 50 Prozent teilen sollen, mochte die Kanzlerin gegenüber unserer Zeitung noch nicht nennen: "Wir müssen das Ablaufen des Hochwassers abwarten und die Schäden bilanzieren. Es wird aber mit Sicherheit eine Größenordnung sein, wie nach dem Hochwasser im Jahr 2002, eher mehr", sagte sie. Damals stellten Bund und Länder sieben Milliarden Euro zur Verfügung. Erste Schritte werden heute mit den 16 Ministerpräsidenten bei einem Treffen in Berlin besprochen. Dabei soll es neben den Soforthilfen von 100 Millionen Euro auch um eine faire Lastenverteilung bei zusätzlichen Finanzspritzen gehen.

"Es ist noch unendlich viel Arbeit, wenn das Wasser erst zurückgegangen ist", sagte die Bundeskanzlerin, die sich bereits in anderen Hochwasserregionen ein Bild der Lage gemacht hatte und das Elend für die Betroffenen kennt. Ein Ohr hatte sie für die Altstadtbewohner unterdessen nicht. Ihr Hubschrauber landete auf dem Sportplatz am Hasenberg und fuhr durch von der Polizei abgeriegelte Straßen direkt zur Hafenstraße. In dem für Anwohner abgesperrten Gebiet war sie dann mit den Verantwortlichen des Katastrophenschutzstabs zusammengekommen.

"Ich freue mich, dass die Kanzlerin meinen Ruf gehört hat", sagte Ministerpräsident Torsten Albig (SPD), der Angela Merkel eingeladen hatte. Die Schleswig-Holsteins Situation scheint im Vergleich zu den Katastrophengebieten in Bayern, Sachsen und Sachsen-Anhalt harmlos zu sein. Albig möchte die Lage dennoch ernst genommen wissen. Das Land hat bereits eine Million Euro an Soforthilfe zugesagt. Wie weit das Geld reichen wird, ist noch nicht absehbar.

Unterdessen hat das Elbhochwasser seinen Höhepunkt überschritten. Am Mittwochmorgen hatte der Fluss bei Lauenburg mit einem Wert von 9,64 Metern den höchsten Stand, am Abend war er auf 9,59 Meter gesunken. Nach der Vorhersage der Magdeburger Hochwasservorhersagezentrale sollen die Pegelstände in den nächsten Tagen weiter langsam zurückgehen.

Unterdessen haben die Planungen für eine Rückkehr der evakuierten Altstadtbewohner begonnen. Ab einem Wasserstand von 9,30 Meter werde die Feuerwehr wieder pumpen, erklärte der Sprecher des Katastrophenstabs, Karsten Steffen, gestern Abend. Etwa zehn bis zwölf Stunden werde dieser Einsatz dauern, dann könne die Stromversorgung bis zu den Häusern wieder hergestellt werden.

Bevor die Menschen in ihre Wohnungen zurückkehren können, müssen aber Bausachverständige die Standfestigkeit der Gebäude begutachten. Sie werden von der Stadt eingesetzt und bei der Begehung von Polizisten begleitet. "Hauseigentümer sollten ihre Schlüssel abgeben, das würde den Vorgang beschleunigen", erklärte Steffen. Da der Wasserstand bislang nur langsam sinkt, rechnen die Einsatzkräfte nicht damit, vor dem Wochenende mit dem Leerpumpen beginnen zu können.

Entspannt hat sich die Lage in Geesthacht, wo der Pegel gestern Morgen nur noch wenige Zentimeter gestiegen war. In Altengamme hatten in der Nacht zu gestern Einsatzkräfte am Leitdamm Sandsäcke stapeln müssen.