Lauenburg. Noch fließt die Elbe beschaulich an Lauenburg vorbei. Doch der Eindruck täuscht: "Wir werden ein unruhiges Wochenende vor uns haben", sagt Silke Schreier vom Wasser- und Schifffahrtsamt (WSA) am Dornhorster Weg in Lauenburg. Wie unruhig das Wochenende wird - das hängt von der Höhe ab, die das Wasser der Elbe tatsächlich erreichen wird. "Relativ genau vorhersagen kann man die Entwicklung meistens nur drei bis vier Tage", sagt Silke Schreier. Danach dürfte das Wasser in Lauenburg am Sonnabend auf 9,75 Meter steigen, am Sonntag auf 9,86 Meter. Die daran anschließende Abschätzung sieht für Montag in der Stadt bereits 10,19 Meter vor. Ohne, dass bereits ein Scheitelpunkt der Flutwelle zu erkennen wäre.

"Die Prognose basiert auf einem Modell, das verschiedene Berechnungen anstellt", erklärt Silke Schreier. Die Regenfälle in Tschechien, der Füllstand der Talsperren im Harz und im Erzgebirge, die Möglichkeit, Polder zu fluten, der Querschnitt der Elbe und weitere Faktoren beeinflussen, wie hoch das Wasser der Elbe steigt. "Bei den Abschätzungen gibt es erfahrungsgemäß große Abweichungen", sagt die Expertin des WSA. Allerdings: 2011, als das Wasser in Lauenburg im Januar auf 9,23 Meter und damit den zweithöchsten Stand in der Geschichte angestiegen war, traf die Abschätzung des Landes auf einer Informationsseite über Umweltdaten im Internet sehr gut zu.

Bisher stand die Elbe in Lauenburg nur 1855 höher. Damals waren es 9,89 Meter. Doch heute ist das Ufer dicht besiedelt, der Mensch hat durch Deiche Raum genommen, den der Fluss früher zur Ausbreitung hatte. Der Deich vor dem Industriegebiet wurde nach der "Jahrhundertflut", die 2002 in der Stadt nur 8,70 Meter erreichte, saniert. Er ist heute 10,40 Meter hoch. Auch im niedersächsischen Hohnstorf ist der Deich nur fünf Zentimeter höher.

"Wenn die Elbe deutlich über neun Meter hoch steht, dann haben wir auch Probleme, das Wasser aus dem Elbe-Lübeck-Kanal abzuführen", berichtet Silke Schreier. Der Kanal wird auf natürlichem Wege mit Wasser gespeist, normalerweise entwässert er an der Schleuse in die Elbe. "Wenn dort keine Wasserabgabe erfolgen kann, staut es sich im Elbe-Lübeck-Kanal bis Witzeeze zurück", sagt Silke Schreier. Mögliche Folgen sind nicht absehbar.