Elbe: Stadt bereitet sich auf Überschwemmung vor - Hamburg schickt Feuerwehrleute nach Dresden

Am Montag soll mit 9,30 Meter der letzte Rekordstand vom Januar 2011 (9,23 Meter) übertroffen werden, Dienstag soll das Wasser noch höher steigen.

Die Marke von 9,30 Meter gilt als kritischer Punkt. Dann wird die parallel zum Fluss verlaufende Elbstraße in Lauenburg so weit unter Wasser stehen, dass Strom und Wasser abgestellt werden müssen. Dann müsse auch über Evakuierungen nachgedacht werden, heißt es von Seiten der Stadt. Morgen soll mit dem Befüllen von Sandsäcken und dem Aufbau von Hochleistungspumpen begonnen werden. Auch in Geesthacht wird es am Bereich Menzer-Werft-Platz und am Strandweg in Tesperhude starke Überschwemmungen geben.

"Wenn es wie angekündigt kommt, wird das eine Katastrophe für unsere Stadt", ahnt Wolf von Kleist, der an der Elbstraße lebt. Schon 2011, als das Wasser niedriger als nun prognostiziert stand, gab es große Schäden. Der Strom musste zeitweise abgeschaltet werden, die Kanalisation brach und unterspülte die Elbstraße. In den bis zu 400 Jahre alten Häusern standen die Keller voll Wasser. Aufgrund der alten Bausubstanz der Häuser nimmt die Einsturzgefahr mit jedem neuen Hochwasser zu. "Es ist ja seit Jahren nichts passiert. Wenn jetzt ein Haus schwach wird und umfällt, gibt das einen Dominoeffekt, der mehrere Häuser mit sich zieht", fürchtet Architekt Peter Szymanski.

Gestern betrug der Pegel der Elbe in Lauenburg bereits knapp sechs Meter, als normal gelten gut 4,50 Meter. "Wir arbeiten jetzt mit der Prognose, dass es am Montag 9,30 Meter sein werden", sagt Bauamtsleiter Reinhard Nieberg. "Dann wird es wirklich kritisch", sagt Wolfgang Genczik, der Vorsteher des Wasser- und Bodenverbandes. Im Bereich Palmschleuse soll am Donnerstag die einzige mobile Schutzmauer der Stadt installiert werden. Die anderen Gebäude sind den Fluten nach wie vor schutzlos ausgesetzt.

"Es ist eine Sauerei hoch drei, dass sich die Menschen in Lauenburg ohne Unterstützung des Landes alleine um ihren Schutz kümmern sollen. Das ist einzigartig", ärgert sich Szymanski. Einzigartig ist auch Lauenburgs schutzlose Lage direkt am Elbufer. Alle anderen Städte sind wegen der Erfahrungen der vergangenen elf Jahre geschützt worden. Doch weil weder das Land finanziell helfen möchte noch sich die Grundeigentümer über Maßnahmen einigen konnten, ist seit Jahren nichts passiert.

In der Stadt war gestern noch nicht viel von den erwarteten Wassermassen zu spüren. Entsprechend gelassen zeigten sich auch noch die Menschen. "Eigentlich hatte ich locker mit 8,20 bis 8,40 Meter gerechnet. Aber nun muss ich mir wohl Gedanken machen", sagt von Kleist. "Zum Glück haben wir ja Erfahrungen aus den vergangenen Jahren", meint er. Die dürften allerdings nur teilweise helfen. Genczik: "9,30 Meter sind für uns Neuland."

Das Hochwasser, das Lauenburg und Geesthacht Anfang kommender Woche erreichen wird, sorgt elbaufwärts bereits für katastrophale Verhältnisse. Dresden hat gestern für mehrere Stadtteile Katastrophenalarm ausgelöst. Die Bevölkerung wurde gebeten, auf unnötige Fahrten mit dem Auto zu verzichten und den Weg für Einsatzfahrzeuge freizuhalten. Erste Evakuierungen wurden vorgenommen oder vorbereitet, unter anderem für ein Pflegeheim. Die Verwaltung warnte davor, Deiche zu betreten. Es bestehe Lebensgefahr.

In der Nacht zu heute setzte Hamburg 150 Feuerwehrleute in die Partnerstadt in Marsch. Darunter sind auch Trupps der Freiwilligen Feuerwehren Fünfhausen, Spadenland, Warwisch, Curslack und Kirchwerder-Nord/Süd. Gestern waren in Sachsen 3200 Hilfskräfte im Einsatz, fast alle Landkreise hatten die höchste Warnstufe 4 ausgerufen.