Lauenburg (bm). “Bürger müssen nicht ermächtigt werden, um Briefe zu schreiben. Bürger sind die Mächtigen“, sagte Bürgermeister Harald Heuer gestern auf Nachfrage unserer Zeitung.

Anlass dieser Äußerung: Während der Sitzung des Ausschusses für Bürgerangelegenheiten, Jugend und Sport am Montag fragte Heinz Hoffmann als Schulleiter der neuen Gemeinschaftsschule: "Wer hat Frau Hinsch ermächtigt?" und schob nach: "Vieles in ihrem Brief ist nicht haltbar oder schlichtweg falsch." Was er damit meinte, ließ er offen.

Renate Hinsch hatte als Mutter einer Hauptschülerin einen Brief an den Bürgermeister und die Fraktionsvorsitzenden verfasst, in dem sie ihre Bedenken vortrug. Bedenken hat sie vorwiegend, weil ihr der Zeitpunkt einer Namensgebung der neuen Schule mit einem für sie alten Namen, der mit der Realschule verbunden wäre, verfrüht erscheint (wir berichteten). Die Berichterstattung passte dem Schulleiter offensichtlich nicht in sein Konzept, eine schnelle Entscheidung herbeizuführen. Denn auch unsere Redaktion bekam "ihr Fett ab": "Die Zeitung hätte mich vorher fragen müssen", unterstrich er seine Auffassung von Presse- und Meinungsfreiheit.

Auch der Bürgermeister versuchte, den Ausschussmitgliedern eine Brücke zu bauen, um die Namensgebung zu verschieben. Er bestätigte unserer Zeitung: "Ich habe den Versuch unternommen, das nicht mit Eile zu betreiben, zumal die endgültige Entscheidung erst in der Stadtvertretung im März fallen wird. Auch war ich nicht sicher, ob allen Fraktionsmitgliedern der Brief von Frau Hinsch bekannt war."

Hier gibt es keine Übereinstimung des Verwaltungschefs mit Heinz Hoffmann: "Für uns ist es eine wichtige Frage", sagte der Schulleiter, schob aber später ein, dass auch er im Dezember noch keine Dringlichkeit gesehen hätte. Aber die Schule bräuchte seiner Meinung nach diesen Namen, um sich von anderen abzuheben. Ohne Namen gäbe es keine Identifikationsmöglichkeit. Allerdings hätte die Lehrerkonferenz nur mit dem knappen Ergebnis von 22 zu 19 für den Namen "Albinus" gestimmt. Helga Schlüter, Bürgervertreterin für Bündnis 90/Die Grünen, fragte nach: "Gab es andere Namensvorschläge?" Die Antwort: " Nein."

Sitzungsleiterin Renate Thiedemann (SPD) gab dann nach einer Unterbrechung die Marschroute vor: "Als Mutter und ehemalige Albinus-Schülerin habe ich für 'Albinus' gestimmt. Eben wollte ich noch die Namensgebung verschieben, obwohl mein Fraktionsvorsitzender mir am Sonntag sagte, die Meinungsfindung sei abgeschlossen. Jetzt bin ich für die Abstimmung. Man kann es nie jedem recht machen", sagte sie nach Hoffmanns Ausführungen. Die Ausschussmitglieder folgten ihr für die Empfehlung zugunsten von " Albinus-Gemeinschaftsschule mit Förderzentrumsteil der Stadt Lauenburg in Lauenburg" mit einer Gegenstimme von Helga Schlüter. Eine endgültige Entscheidung fällt im März.